Österreich hat wieder einen Tennis-Helden. Dominic Thiem ist der Überflieger auf der ATP Tour. Seine Liebe zum Sport hat ihn bereits einige Tiefs überstehen lassen. Schon bald könnte er zum größten Stars des österreichischen Sports werden.
Seine Grundlinienschläge sind kraftvoll und präzise, die Aufschläge erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h. Er ist schnell und schlägt Bälle, die eigentlich schon verloren schienen.
Der 22-Jährige lebt auf der Überholspur. Ein phänomenaler Jahresbeginn spülte ihn auf Weltranglistenposition 13. Alleine im Februar gewann er zwei Turniere der ATP World Tour - in Buenos Aires und Acapulco. Sogar Superstar
"Ich traue ihm die Top-10 zu"
"Ich traue ihm die Top-10 zu", sagte die österreichische Tennis-Legende Muster im Oktober gegenüber dem "Standard". Der 48-Jährige weiß, wovon er spricht. Ende 2011 war er dem damals erst 18-Jährigen klar unterlegen und verlor in zwei Sätzen. Danach verabschiedete sich Muster von der großen Tennisbühne. Es schien fast so, als hätte er dem Jungspund an diesem Tag das Zepter übergeben.
Viele Experten sehen in Thiem den legitimen Nachfolger von Thomas Muster. Stefan Bergmann von Tennisnet.com schreibt: "Die Chancen stehen gut, dass der noch junge Niederösterreicher zumindest großflächig in die Fußstapfen des besten österreichischen Tennisspielers aller Zeiten wird treten können." Christian Frühwald von "LAOLA1.at" sieht im österreichischen Sport nur zwei Personen, die zu Mega-Stars aufsteigen könnten: "David Alaba und... Dominic Thiem."
Erfolge lösen Tennis-Boom aus
Thiem ist nicht entgangen, dass seine Erfolge in Österreich einen kleinen Tennis-Boom ausgelöst haben. Er gehört nicht zu den vielen Sportlern, die behaupten, sie würden die Nachrichten über sich nicht verfolgen. "Ich habe eine App von allen wichtigen Tageszeitungen", erzählt er gegenüber der "Krone". Die positiven Schlagzeilen bedeuten für ihn, "dass man hart weiterarbeiten muss, um die Fans nicht zu enttäuschen."
Der aus Lichtenwörth, rund 50 Kilometer südlich von Wien, stammende Athlet gilt als geerdeter Mensch. Er weiß die Erfolge richtig einzuschätzen, weil der Weg dorthin steinig war. Seine Eltern sind selber Tennistrainer und haben ihn sehr unterstützt. Seine Mutter verkaufte sogar eine geerbte Wohnung in Wien, um das professionelle Tennistraining und die Reisen des Sohnemanns finanzieren zu können. Der österreichische Tennisverband hingegen soll das Talent kaum unterstütz haben - doch mittlerweile hat sich das angespannte Verhältnis zum Verband gebessert.
Im David-Cup ließ er Anfang März ganz Österreich jubeln, als er gegen Portugal zweimal im Einzel und einmal im Doppel gewann. Das österreichische Team steht dadurch in der zweiten Runde - und hofft, dass Thiem dann erneut aufschlagen wird.
Thiem musste Rückschläge verkraften
Der 1,85 Meter große Sportler weiß, dass es in der Karriere nicht immer nur bergauf geht. Auch er musste Rückschläge verkraften. Jahrelang quälte er sich mit Anfällen von Durchfall und Bauchschmerzen herum. Trainer Günter Bresnik erzählt im Interview mit "News" "Er hat Blut erbrochen und hatte es im Stuhl und hat das nicht gesagt, weil er Angst gehabt hat, dass er nicht Tennis spielen darf. So ein Typ ist das."
Erst nach einem mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt wurde 2013 das Darmbakterium Campylobacter als Auslöser diagnostiziert und konnte bekämpft werden. Auch im vergangenen Jahr wurde er durch Verletzungen zurückgeschmissen. Er kämpfte sich abermals zurück. Die größte Stärke von Dominic Thiem scheint nicht ein bestimmter Schlag zu sein. Es ist vielmehr die große Liebe zum Tennis, die ihn immer wieder aufstehen lässt.
Er hat nur den gelben Filzball im Kopf
"Der hat in zwölf Jahren Training nicht ein Mal gefragt, wie lange es noch dauert. Nicht ein Mal", sagt Bresnik. Selbst wenn das Training abgeschlossen ist, habe er nur den gelben Filzball im Kopf. "Wenn du ihn irgendwo in einer Ecke mit einem iPad erwischst, dann schreibt der nichts, sondern er schaut sich ein Tennisspiel an."
Vermutlich gibt es nur eine Person, die ihn den Tennissport zumindest kurz vergessen lässt: Seine Freundin Romana Exenberger. Seit etwa einem halben Jahr ist er mit der Vize-Miss Tirol 2010 liiert. Laut Medienberichten haben sie sich beim Tennisturnier in Kitzbühel kennengelernt, wo Exenberger als Sales- und Marketing-Managerin in einem Hotel arbeitete. "Ich bin extrem froh, dass ich sie habe und will in nächster Zeit nicht wirklich ohne sie sein", verriet er bei "Tennisnet.com". "Sie fehlt mir extrem, wenn ich so lange weg bin."
Er wird sich daran gewöhnen müssen. Noch viele Turniere sind zu spielen, viele Weltranglistenpunkte zu erarbeiten. "Ich habe im Vorjahr schon gesagt, dass heuer ein Ziel ist, bei den ganz großen Turnieren, insbesondere bei den Grand-Slam-Turnieren, ganz groß da zu sein", sagte er gegenüber dem "Kurier". "Ich arbeite konsequent weiter, es gibt immer was zu tun. Noch gibt es schon ein paar Spieler, die noch sehr weit über mir sind." Fragt sich nur, wie lange noch.
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