Rein sportlich erweist sich Kaishu Sano in seinem ersten Spiel für den 1. FSV Mainz 05 als wichtige Neuverpflichtung. Doch die Fans stehen dem Neuzugang wegen eines bereits eingestellten Verfahrens wegen sexueller Belästigung kritisch gegenüber und fordern dies auch vom Verein.

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Im DFB-Pokal hat der 1. FSV Mainz 05 gegen den SV Wehen Wiesbaden die erste Hürde mit Mühe überwunden. Trotzdem rumort es bei den Rheinhessen neben dem Platz. Denn mit Kaishu Sano stand auch ein Neuzugang auf dem Platz, dem einige Mainzer Fans trotz solider Leistung nicht gewogen waren.

Kurz nach seiner Verpflichtung hatte Sano gleich abseits des Platzes für Negativschlagzeilen gesorgt. Weil ihm in der japanischen Hauptstadt Tokio ein sexueller Übergriff vorgeworfen wurde, saß Sano bis Ende Juli über zwei Wochen in Untersuchungshaft und konnte deshalb erst verspätet ins Training der Mainzer für die neue Saison einsteigen. Das Ermittlungsverfahren gegen Sano wurde von der Staatsanwaltschaft Tokio schließlich eingestellt.

Nach Ansicht der Ultraszene des FSV Mainz 05 ist die Sache damit aber längst nicht geklärt. In einem vor wenigen Tagen veröffentlichten Statement auf der Website der Gruppe Q-Block beschuldigen die Fans den eigenen Verein, dass er an einer transparenten Aufklärung des Vorfalls nicht interessiert sei. "Die Verantwortlichen von Mainz 05 geben Anweisungen zum altbekannten Verhaltensmuster: Schweigen", klagen die Fans darin an. Informationen, wie und aus welchen Gründen das Verfahren eingestellt wurde, fehlen den Fans noch immer.

Dabei hätte man die Causa unabhängig von der gerichtlichen Entscheidung transparent aufarbeiten müssen - schließlich sei dies nicht de facto mit einer tatsächlichen Unschuld gleichzusetzen. "Das unter den Tisch kehren solcher Angelegenheiten ist auf so vielen Ebenen falsch, dass wir und vor allem Betroffene sexualisierter Gewalt damit nicht leben können", stellt die Fanszene klar. Im Gegenteil: Ihrer Meinung nach werde "das kollektive Wegschauen in der Gesellschaft auch durch das Handeln unseres Vereins aufrechterhalten und bestärkt."

Mainz 05 äußert sich zu Vorwürfen

Während der DFB-Pokal-Partie in Wiesbaden wurden im Mainzer Fanblock mehrere Spruchbänder gezeigt, die auch auf die Vorfälle um Sano anspielten. "Kein Frieden mit Tätern", war auf einem von ihnen zu lesen. An den Verein Mainz 05 war wiederum die Botschaft "Weiße Weste auch bei Sano?" gerichtet.

In ihrem Statement auf der Website fordern die Ultras vom Verein, seiner "moralisch-gesellschaftlichen Verantwortung" nachzukommen. "Dafür braucht es mindestens eine transparente Kommunikation des Vereins in der Öffentlichkeit, die nur durch einen aufrichtigen Willen zur Aufklärung zustande kommen kann", erklären sie.

Der Vorstand des 1. FSV Mainz 05 hat auf die Vorwürfe mittlerweile mit einer eigenen Stellungnahme reagiert. Darin widersprechen sie den Fans deutlich. "Natürlich haben die Ermittlungen gegen unseren Spieler auch uns bewegt", teilt er in der Erklärung mit. "Wir haben im Verein die Vorgänge intensiv diskutiert und, sobald uns dies möglich war, auch mit Kaishu Sano das persönliche Gespräch gesucht. Hierbei haben wir keine Kenntnisse erlangt, die unserer Entscheidung, ihn in unser Team zu integrieren, widersprechen." Zudem kündigten die Vereinsvorstände an, sich gegen falsche öffentliche Anschuldigungen gegebenenfalls auch juristisch zur Wehr zu setzen.

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