Melsungen - Vater und Sohn kämpfen Seite an Seite um die Krone in der Handball-Bundesliga. So wirkt es zumindest, wenn Dainis Kristopans und Erik Balenciaga für Spitzenreiter MT Melsungen auf dem Feld stehen. Der lettische Riese überragt mit seinen 2,15 Metern jeden und trifft regelmäßig aus dem zweiten Stock. "Seine Oberschenkel sind so breit wie meine Autoreifen", sagte Melsungens Nationalspieler Timo Kastening einmal über seinen unübersehbaren Mitspieler.
Das Gegenstück zu Kristopans (34) ist sein 46 Zentimeter kleinerer Rückraum-Partner Balenciaga. Flink wie ein Wiesel und unheimlich trickreich -
Beide bilden das wohl ungewöhnlichste Rückraum-Duo der Liga. Doublesieger Magdeburg, Vizemeister Berlin und Rekordchampion THW Kiel waren in dieser Saison schon fällig. Setzt die MT im Topspiel am Freitag gegen die SG Flensburg-Handewitt (20.00 Uhr/Dyn) das nächste Ausrufezeichen? Die Norddeutschen sind als Dritter in Lauerstellung. Das Selbstvertrauen der MT dürfte nach der Liga-Pleite in Eisenach und dem Dämpfer in der European League in Skopje zumindest angeknackst sein.
"Das Hirn im Angriff"
Trotzdem ist der sportliche Aufschwung des Teams aus der beschaulichen Stadt nahe Kassel nicht wegzureden. Die Hessen beendeten die letzte Spielzeit als Fünfter und standen im Pokalfinale. In dieser Saison zogen sie als Gruppenerster in die Hauptrunde der European League ein. Neben Kreisläufer Adrian Sipos, Torhüter Nebojsa Simic und Trainer Roberto Garcia Parrondo stehen vor allem Kristopans und Balenciaga im Fokus.
"Erik ist das Hirn im Angriff. Und Kris ist ein absoluter Führungsspieler. Er übernimmt Verantwortung, wenn er muss und gebraucht wird", sagte Sportvorstand Michael Allendorf der Deutschen Presse-Agentur. Außerdem sei der Kader breiter, sodass Auswechslungen nicht zu einem Leistungseinbruch führten. Das Prunkstück bliebe die Defensive.
Nach elf Spieltagen sind die Hessen Tabellenführer. Während bei den Anhängern erste Titelträume reifen, wartet die Konkurrenz nur darauf, dass sich die MT mal wieder selbst ein Bein stellt. "Eigentlich sind sie reif für den Meistertitel und ich glaube, dass sie diese Saison reelle Chancen haben", befand Eisenachs Geschäftsführer René Witte zuletzt.
Viel Geld, kaum Erfolg?
Weil die MT in den letzten Jahren trotz der Millionen von Sponsor B. Braun konstant unter ihren Möglichkeiten blieb, waren Spott und Hohn der Konkurrenz groß. Reich, aber faul und erfolglos - diesen Ruf will das Team endlich abschütteln.
Allendorf erkennt einen Imagewechsel. "Daran, dass wir für andere Spieler und damit potenzielle Neuzugänge deutlich interessanter geworden sind. Spieler kommen mitunter auf uns zu. Das hätte es vor zwei, drei Jahren nicht gegeben", sagte der 38-Jährige, der aber auch weiß: "Noch haben wir nichts erreicht". © Deutsche Presse-Agentur
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