- Hansi Flick hat der deutschen Fußball-Nationalmannschaft noch keinen neuen Esprit verliehen.
- Der Pflichtsieg gegen Liechtenstein war keinesfalls überzeugend.
Hansi Flick lehnte mürrisch an der Werbebande und wartete auf den Abpfiff. Für ein Lächeln reichte es auch danach nicht. Der Aufbruch in ein neues Zeitalter war zäh, sehr zäh:
Kimmich: "Wir haben uns schwergetan"
Der Nachfolger des "ewigen"
"Natürlich haben wir uns vorgenommen, mehr Tore zu machen. Wir haben uns schwergetan. Es war komisch, schwierig, der Gegner hat dermaßen tief verteidigt, das habe ich so fast noch nie erlebt", sagte Joshua Kimkich bei RTL. "Nichts hat so wirklich funktioniert. Es ist schwierig, dieses Spiel zu bewerten. Das war ja eigentlich kein Fußballspiel. "
Es fehlen Wucht, Präzision, Ideen, Leidenschaft
Nicht ganz unerwartet stellte die Nummer 189 der FIFA-Weltrangliste (nur 21 Teams kommen noch danach) die deutsche Mannschaft in St. Gallen vor keine unlösbaren Aufgaben - die einzige Frage war vor 7.958 Zuschauern jene nach der Höhe des Sieges. Doch: Es begann lahm, äußerst lahm. So leicht wie erhofft waren die tapferen Liechtensteiner nicht auszuspielen, es fehlten Wucht, Präzision, Ideen, Leidenschaft.
Der überzeugende Torhüter Benjamin Büchel bekam von
Die deutschen Spielverlagerungen jedoch blieben bis tief in die zweite Halbzeit hinein zu wenig dynamisch. Hinter die Abwehr zu kommen, war kaum möglich, die Fünfer- bis Sechserkette erwartete die deutschen Offensivstars im eigenen Strafraum. Es war eine Belagerung mit seltenen Durchbrüchen: Ilkay Gündogan und Gosens scheiterten im Sitzen mehrfach kurios an Büchel (58.).
Flick winkte nach dieser Szene ab, er hatte genug gesehen - und er brachte Marco Reus,
Der neue Bundestrainer war von den vielen deutschen Fans im Ausweichstadion Kybunpark überaus freundlich empfangen worden, die enttäuschende EM schien vergessen. "Hansiiii"-Rufe begleiteten Flick zum TV-Interview, bevor er erstmals seit dem WM-Finale 2014 (damals als Löws Assistent) auf der deutschen Bank Platz nahm. Nach 15 Jahren Löw war es nicht weniger als eine Zeitenwende.
Flick : "Wir haben drei Spiele in wenigen Tagen. Da kann man auch mal anderen eine Chance geben"
Flick, 56, forderte bei RTL "Begeisterung" ein, er stellte Weichen und überraschte. Thilo Kehrer von Paris St. Germain verteidigte innen in der Viererkette, der Münchner Jungstar Jamal Musiala, der das 1:0 mit einem tollen Solo einleitete, hatte es dem ehemaligen Bayern-Trainer derart angetan, dass er ihn gleich erstmals in die Startelf berief. Antonio Rüdiger und Gnabry saßen auf der Bank, Flicks geplante Achse war ohnehin durch die Abwesenheit von Manuel Neuer (geschont) und Thomas Müller (angeschlagen abgereist) gesprengt.
"Wir haben drei Spiele in wenigen Tagen. Da kann man auch mal anderen eine Chance geben", sagte Flick, von Kehrer habe zuletzt besonders dessen Vereinstrainer Mauricio Pochettino geschwärmt. Florian Neuhaus und Lukas Klostermann gehörten nicht zum Kader.
Taktische Erkenntnisse waren angesichts des Gegners schwierig zu gewinnen. Hier und dort blitzte das hohe Pressing auf, die Abkehr von der defensiven Dreierkette hatte Flick angekündigt. Von den neuen Tricks des Standardtrainers Mads Buttgereit war noch wenig zu erahnen, und ein großer Stoßstürmer steht weiterhin nicht zur Verfügung. (Jörg Soldwisch/Marco Mader/afp/ash)
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