Nach der neuerlichen Enttäuschung in Irland schwinden Österreichs Chancen auf eine WM-Teilnahme weiter. Teamchef Marcel Koller bleibt trotzdem (zweck)optimistisch und hat einen ebenso simplen wie schwierigen Plan.
Wenn sie die Lage zuspitzt und die Voraussetzungen nicht eben die besten sind, dann ist auch automatisch wieder die Zeit der Plattitüden gekommen.
"Beim nächsten Spiel in Wales versuchen wir wieder alles rauszuhauen und die drei Punkte mitzunehmen", sagte Marcel Koller nach dem enttäuschenden Remis in Irland, das Österreich nicht nur zwei wichtige Punkte, sondern abermals auch ein ganzes Stück Zuversicht im Hinblick auf eine erfolgreiche WM-Qualifikation geraubt hat.
Die ÖFB-Auswahl hat auch nach dem sechsten von zehn Spieltagen weiter vier Punkte Rückstand auf die Plätze eins und zwei in der Gruppe D - da musste man fast schon von Glück reden, dass Wales bei Spitzenreiter Serbien ein Remis erkämpft hat.
Das lässt zwar auch den Walisern noch ein paar Chancen und erweitert den Kreis der Konkurrenten, war aber im Vergleich zu einem serbischen Sieg und damit verbundenen sechs Punkten Rückstand auf Rang eins wohl noch das kleinere Übel.
Ein paar Hoffnungsschimmer
"Dank dem Remis zwischen Serbien und Wales sind wir noch dabei. Es ist schwieriger geworden, aber die Türe ist nach wie vor offen. Die Gruppe ist so eng, die nächste Partie in Wales ist das Schlüsselspiel", übte sich auch ÖFB-Präsident Leo Windtner ein wenig in Zweckoptimismus.
Kurios genug, dass Österreich nach nur zwei Siegen aus sechs Spielen überhaupt noch Chancen auf die WM-Teilnahme hat.
Das liegt an der Ausgeglichenheit der Gruppe: dass da vier in etwa gleichstarke Mannschaften unterwegs sind und deshalb auch kein Überflieger, der jetzt schon enteilt wäre.
Das ist eine der wenigen positiven Erkenntnisse des letzten Spieltags der Saison. Bevor es dann im September weitergeht, bleibt immerhin auch die Gewissheit, dass die Mannschaft wenigstens in Phasen einer Partie mithalten oder einen Gegner auch beherrschen kann.
Die erste Halbzeit in Dublin, als Österreich den Iren in fast allen Belangen überlegen war, sollte als Mutmacher dienen.
Koller reagiert gereizt
Der Schlachtplan die für restliche Qualifikationskampagne ist recht simpel und sieht wie folgt aus: In Wales muss die Mannschaft zwingend gewinnen, sonst war es das mit der letzten Chance.
Selbst ein Remis dürfte zu wenig sein, weil zeitgleich Irland und Serbien gegen die Schlusslichter Georgien und Moldawien gute Chancen auf die nächsten drei Punkte haben.
Danach wartet mit Georgien die nächste Pflichtaufgabe und die große Chance, Boden auf das Führungsduo gutzumachen: Serbien und Irland treffen am achten Spieltag aufeinander. Das Heimspiel gegen Serbien Anfang Oktober könnte dann - im besten Fall - zum vorgezogenen Endspiel werden.
Dass in der abschließenden Partie in Moldawien ein Sieg her muss, versteht sich von selbst.
Kurzum: Kein Szenario dürfte von Erfolg gekrönt sein, in dem Österreich nicht alle vier restlichen Spiele gewinnt.
So in etwa kalkuliert auch Teamchef Koller. "Es sind noch zwölf Punkte zu vergeben, der Rückstand beträgt vier Punkte, also sind die Chancen natürlich noch da."
Dass das jetzt plumpe Durchhalteparolen seien und die Lage auch nach dem sechsten wenig überzeugenden Spiel noch schöngeredet werde, wies Koller brüsk zurück.
"Was soll ich denn sagen? Wir fahren nach Hause und alles ist vorbei? Das ist ja nicht der Fall, oder?", erklärte der Schweizer.
Und einmal in Fahrt, packte er auch gleich noch eine kleine Spitze gegen die Fans und Medien aus. "Der Österreicher muss ein bisschen optimistischer sein, das Team unterstützen und nicht alles schlecht sehen, auch wenn die Situation aktuell nicht rosig ist."
Warum plötzlich vier Siege?
Mit vier Siegen aus den letzten vier Spielen könnte die Mannschaft tatsächlich mindestens noch Zweiter werden und damit die Playoffs erreichen. Nur: Warum sollte die Mannschaft jetzt förmlich aus dem Nichts auf einmal vier Spiele am Stück gewinnen?
Koller hat da seine eigene Theorie, der Schweizer setzt voll auf frisch ausgeruhte Kräfte nach der Sommerpause.
"Der eine oder andere Spieler kommt dann zurück. Es ist relativ früh in der Saison und nicht am Ende, wo man müde ist. Wir haben Spieler, die für die Entscheidung sorgen können."
Gemeint dürften damit Zlatko Junuzovic, Marko Arnautovic oder David Alaba sein. Vielleicht wird sich auch die Diskussion um Alabas Einsatzgebiet bis dahin geklärt haben.
Nicht wenige fordern den Bayern-Star schließlich wieder auf seiner angestammten Position links in der Viererkette.
Koller wird sich ein paar Änderungen überlegen müssen, die Zeit der Fehltritte ist endgültig vorbei. Ab sofort muss jeder Schritt sitzen.
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