England feiert zwei Siege in der WM-Quali, die ersten unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel. Doch die Presse auf der Insel hat weiterhin viel am Coach auszusetzen.

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Zwei Spiele, zwei Siege: Der Auftakt von Thomas Tuchel als neuer Nationaltrainer Englands ist geglückt. Nach den Siegen gegen Albanien (2:0) und Lettland (3:0) stehen die "Three Lions" in ihrer WM-Quali-Gruppe K dort, wo sie nach dem eigenen Selbstverständnis auch hingehören: ganz oben.

Tuchel zeigte sich nach den beiden Auftritten seiner Mannschaft größtenteils zufrieden, Ex-Bayern-Kollege und England-Star Harry Kane schwärmte nach dem Spiel gegen England von seinem alten, neuen Trainer. Tuchel sei "fantastisch", es habe "von Anfang an gepasst", sagte Kane.

"Wenig hat sich seit dem Abschied von Gareth Southgate geändert."

"Daily Mail" über den Start von Thomas Tuchel in England

Deutlich weniger wohlgesonnen ist jedoch die berühmt-berüchtigte englische Presse, die trotz der beiden Siege einiges zu meckern hat. Ziel der Kritik ist dabei vor allem einer: Thomas Tuchel.

Für den "Daily Star" scheint die WM für Tuchels "schläfrige Löwen" nach einem "frustrierenden Abend noch in weiter Ferne zu liegen". Tuchels England sei "langweilig und träge" gewesen, schrieb die "Daily Mail": "Wenig hat sich seit dem Abschied von Gareth Southgate geändert."

Laut BBC habe der Arbeitssieg gezeigt, dass Tuchels angestrebte Veränderung "keine schnelle Lösung sein wird – denn es war mehr das alte, mühsame England, das man so oft unter Southgate gesehen hat". Southgate wurde während seiner Amtszeit immer wieder heftig kritisiert, unter anderem warfen ihm Medien und Experten eine fehlende Taktik vor.

Die "Sun" titelte, dass das Traumtor von Reece James dem ehemaligen Bayern-Cheftrainer "die Schamesröte ersparte, als die Three Lions sich abmühten, den Außenseiter auf Platz 140 der Weltrangliste zu besiegen".

Tuchel hatte es auf der Insel von Anfang an nicht leicht

Überschriften und Aussagen, die die derzeitige Stimmung auf der Insel unmissverständlich machen. Wobei sich dabei die Frage stellt: Kann es Tuchel der Presse in England überhaupt recht machen?

Denn bereits im vergangenen Jahr, kurz nach der Bekanntgabe, dass Tuchel zum Jahresbeginn neuer Nationaltrainer Englands wird, hagelte es Kritik für den ehemaligen Bayern-Coach.

Vor allem die Tatsache, dass ein Deutscher auf der Trainerbank der "Three Lions" sitzen wird, sorgte in der so stolzen Fußballnation für Unmut. "Ein schwarzer Tag für England", schrieb beispielsweise die "Daily Mail" damals zur Tuchel-Entscheidung – in einem anderen Artikel des Boulevardblatts hieß es: "Wir brauchen keinen Thomas Tuchel, wir brauchen einen Patrioten."

Wenig später ärgerte sich die Presse darüber, dass Tuchel seinen neuen Posten nicht sofort, sondern erst zum 1. Januar antritt. "Es ist auf so vielen Ebenen falsch. Dass sie einen neuen Teammanager geholt und ihm erlaubt haben, am 1. Januar anzufangen, ist lächerlich", schrieb damals zum Beispiel John Cross, Fußball-Chefredakteur des "Daily Mirror."

Machbare Aufgaben zum Tuchel-Start

Tuchel hatte von Anfang an einen schweren Stand in England - und hat ihn immer noch, wie die letzten Tage gezeigt haben. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die ersten Spiele unter dem neuen Trainer verloren gegangen wären.

Gut für Tuchel: Zu seinem Start bekommt er es nicht mit den allergrößten Schwergewichten im Weltfußball zu tun: Nach den Spielen gegen Albanien (Platz 65 der Weltrangliste) und Lettland (140) wartet am 7. Juni Andorra, aktuell 171. der Weltrangliste, auf Tuchel und die Stars um Kane. Eine Pflichtaufgabe für die "Three Lions", das dürfte auch die kritische Presse mit Sicherheit so sehen.

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