• Der Traum vom historischen Achtelfinal-Einzug ist für den Iran geplatzt.
  • Nun geht es zurück in die von schweren Unruhen geplagte Heimat.
  • Es wird eine Reise ins Ungewisse.

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Während sich in der tief gespaltenen Heimat bittere Enttäuschung und Feuerwerke des Jubels mischten, bissen sich die tapferen iranischen Spieler nach ihrem geplatzten sportlichen Traum lieber auf die Zunge. Reden wollte keiner mehr über diese vertane historische Chance, vielmehr kreisten die Gedanken wohl schon um die knifflige Rückreise nach Teheran. Unklar, was Sardar Azmoun und Co. dort nach ihrem rebellischen Auftreten zu WM-Beginn erwartet.

"Wir haben viele Geschichten gehört über Drohungen, die Spieler angeblich erhalten haben. Das ist eine Schande", sagte Trainer Carlos Queiroz. Der US-Nachrichtensender CNN hatte vor dem 0:1 (0:1) gegen die USA berichtet, den iranischen Spielern seien samt Familien nach ihrem Schweigen bei der Hymne im Auftaktspiel Haftstrafen und Folter angedroht worden, falls sie weiter nicht mitsingen sollten.

Bereits in der zweiten Partie hatten alle Teammitglieder wieder zart ihre Lippen bewegt, zum Vorrundenabschluss sangen einige gar inbrünstig mit. Nicht auf Druck des heimischen Regimes - wie Queiroz betonte. "Wenn jemand eine Information von einer anonymen Quelle nimmt, ist das nicht professionell", sagte der Portugiese: "So etwas ist traurig. Innerhalb von zwei Stunden wird aus einer Dummheit eine vermeintliche Wahrheit. Aber das ist die Welt, in der wir leben."

Iran scheidet bei WM 2022 aus: Land zwischen tiefer Trauer und Schadenfreude

In der Heimat offenbarte sich nach dem WM-Aus die tiefe Zerrissenheit über das "Team Melli". Zwischen tiefer Trauer in großen Teilen Teherans sowie süßer Schadenfreude war alles dabei. In der iranischen Provinz Kurdistan wurde die Niederlage gegen "den großen Satan" gar mit Feuerwerk oder Autokorsos gefeiert. Im Stadion zeigten einige wenige Anhänger angesichts der brutalen Staatsgewalt in der Heimat erneut Botschaften für Freiheit.

"Dank des Teamworks hatten wir Spieler, die wieder gelächelt haben, sie haben verstanden, für wen sie spielen, haben ihre Mission verstanden", betonte Queiroz: "Ich bin froh, dass sie eine Antwort gegeben und dem Trikot ihres Landes zu Ruhm verholfen haben." Durch den Gegentreffer von Christian Pulisic (38.) sei mit dem sechsten Vorrunden-Aus im sechsten Anlauf zwar "der Traum vorbei", führte der Coach aus. Aber das Team werde "stärker zurückkehren".

Doch statt aufs Sportliche richten sich nun alle Blicke auf die Ankunft in der Heimat. Er erwarte für das Verhalten in Katar "keine wirklich schmerzhaften Konsequenzen", sagte Iran-Insider und Sportjournalist Farid Ashrafian im NDR. Der Promi-Bonus schütze. Festgenommen würde ein aktiver Nationalspieler erst, führte Ashrafian aus, "wenn er beispielsweise auf der Straße aktiv gegen das Regime Parolen skandiert".

Dass werden sich Irans Fußballer vorher sicher zweimal überlegen.  © AFP

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