Ohne Moos nichts los: Die deutsche Nationalmannschaft verschlingt jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag. Für den DFB sind Europa- und Weltmeisterschaften dennoch ein lukratives Geschäft.

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Um Geld muss sich Joachim Löw in seinem Leben wohl keine Gedanken mehr machen. Der Bundestrainer kassiert laut Medienberichten ein Jahresgehalt von bis zu vier Millionen Euro.

Das ist einerseits viel Geld für eine Einzelperson, andererseits aber nun ein kleiner Bruchteil des Gesamtbudgets des DFB-Teams.

Eine Nationalmannschaft kostet richtig viel Geld. Nicht nur wegen der 23 Spieler, die letztendlich im WM-Kader stehen.

Auch der Betreuerstab verschlingt hohe Geldsummen. Vom Koch bis zum Masseur, vom Mannschaftsarzt bis zum Psychologen:

Zu einer Europa- oder Weltmeisterschaft reisen rund 40 Betreuer mit. Hinzu kommen viele weitere Kosten, zum Beispiel für Reisen oder Trainingslager.

Über 35 Millionen Euro Budget im EM-Jahr

Im Jahre 2016, als mit der Europameisterschaft in Frankreich das letzte Großturnier stattfand, verschlang die Nationalmannschaft laut dem DFB-Finanzbericht ein Budget von 35,273 Millionen Euro.

Dennoch ist die Nationalmannschaft ein lukratives Geschäft für den DFB. Die Einnahmen übersteigen die Ausgaben jedes Jahr um ein Vielfaches.

Im Jahre 2016 spielte die DFB-Auswahl 85,877 Millionen Euro ein. Die größten Posten waren die Einnahmen durch die TV-Vermarktung (40,6 Mil.) und die UEFA-Prämien für den Halbfinaleinzug (18,5 Millionen Euro).

Grundsätzlich gilt: Findet ein Großturnier statt, steigen die Ausgaben, aber eben auch die Einnahmen.

Im Jahr 2015, als lediglich Quali-Spiele zu bestreiten waren, kostete die Nationalmannschaft nur 18,966 Millionen Euro und spielte 57,757 Millionen Euro ein.

Als Deutschland im Jahre 2014 in Brasilien Weltmeister wurde, verschlang die Mannschaft von Löw zwar 44,722 Millionen Euro, spielte und spülte aber auch stolze 105,172 Millionen Euro in die Kasse.

Die A-Nationalmannschaft ist die einzige Mannschaft des DFB, die einen Gewinn erzielt.

Alle anderen Nationalmannschaften, ob nun die U-Auswahlen oder die Frauen-Nationalmannschaften, machen Minus.

Die Einnahmen der A-Nationalmannschaft wird also auch dazu verwendet, um den sonstigen Spielbetrieb zu finanzieren.

WM 2014 kostete 22 Millionen

Dementsprechend wichtig ist es für den DFB, dass die Nationalmannschaft an den Großturnieren nicht nur teilnimmt, sondern auch gut abschneidet.

Um den Erfolg heraufzubeschwören, wird nicht auf den Euro geschaut. Es gilt das Motto: Nicht kleckern, sondern klotzen.

Für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien, die vom logistischen Aufwand ungefähr mit der WM 2018 in Russland zu vergleichen ist, wurde ein Sonderetat von 22 Millionen Euro zur Verfügung gestellt – der bis dato höchste der Geschichte.

Zu den größten Posten zählten damals die Miete für das "Campo Bahia", die Charterflüge zu den Spielorten und die Hotelkosten dort.

Alleine die Unterbringung in der extra errichteten Wohnanlage Campo Bahia kostete damals 1,5 Millionen Euro.

Auch die Spieler kosten selbstverständlich Geld. Je weiter sie kommen, desto mehr gibt es zu verdienen.

Für den WM-Titel 2014 bekam jeder Spieler 300.000 Euro – das machte bei 23 Spielern insgesamt 6,9 Millionen Euro. Weitere zwei Millionen Euro an Prämien flossen an den Bundestrainer und die Assistenztrainer.

350.000 Euro für den WM-Titel

Die Prämien-Regelung für die WM in Russland ist bereits eingetütet: Gelingt Deutschland die Titelverteidigung, gäbe es diesmal 350.000 Euro pro Spieler.

Scheitert die deutsche Nationalmannschaft hingegen bereits vor dem Viertelfinale, fallen die Prämien flach.

Dazu kommen auch diesmal wieder Ausgaben für Ärzte, Physiotherapeuten, Sicherheitskräfte und viele andere Mitarbeiter, die auf Honorarbasis dem Betreuerstab angehören.

Assistenztrainer wie Torwarttrainer Andreas Köpke dürften geschätzt ein hohes sechsstelliges Jahresgehalt kassieren, normale Betreuer wie Physiotherapeuten eher einen fünfstelligen Betrag.

Bei einer WM entstehen oftmals viele weitere Ausgaben, die auf den ersten Blick gar nicht ersichtlich sind.

"Im Vorfeld entstanden Kosten für die Quartiersuche, die Flüge zur Auslosung, zum Teamworkshop und das Trainingslager in Südtirol", nannte DFB-Präsident Reinhard Grindel gegenüber der Welt im Rückblick auf die WM 2014 einige Beispiele.

"Wir mussten hohe logistische Aufwendungen stemmen, um Material nach Brasilien zu bringen, haben vor Ort am Aufbau der IT-Struktur mitgewirkt, Trainingsbedingungen geschaffen, ein Medienzentrum aufgebaut. Wir hatten Kosten für die Fanbetreuung sowie die Versicherung der Spieler und Mitarbeiter."

Übrigens: Als DFB-Präsident bekommt Grindel laut Informationen von Spiegel Online jeden Monat 7.200 Euro Aufwandsentschädigung und weitere 7.200 Euro an Verdienstausfallentschädigung.

72 Zimmer für fünf Wochen gebucht

Noch lässt sich nicht genau voraussagen, wie teuer die bevorstehende Weltmeisterschaft für den DFB genau werden wird.

Gekleckert wurde aber auch diesmal nicht. Die Mannschaft wird im luxuriösen Watutinki Hotel Spa Complex vor den Toren Moskaus logieren.

Alle 72 Zimmer wurden für bis zu fünf Wochen gebucht. Sollte das gleiche Ergebnis wie 2014 herausspringen, hätte es sich immerhin gelohnt.

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