Regelmäßig alle zwei Jahre erhöht sich der Leidensdruck für heimische Fußballfans schlagartig - nämlich immer dann, wenn eine EM oder WM vor der Tür steht und Österreich nicht mitspielt. Besonders mühsam wird es, wenn man mit Fans anderer Länder schaut und es dann wieder heißt "Na, wann spielt Österreich denn mal wieder mit?!" Eine perfekte Gelegenheit, um in der Fußballrunde ein wenig Angeberwissen auszupacken. Wir haben die spannendsten Fakten zum ÖFB-Team für Sie zusammengestellt.
Österreichischer Fußball ist super! Europameister, WM-Dritter, Champions League-Sieger: Das ist kein Wunschtraum. Als Fan des heimischen Rasensports ist man nur allzu oft Kummer und auch Häme ausgesetzt ("Außer beim Skifahren! Eh scho wissen!"). Im Detail betrachtet, können wir erstaunliche Erfolge für uns verbuchen. Zwar liegen manche Highlights schon etwas weiter zurück, aber die junge Generation lässt auf Großes hoffen. Wenn also beim Schauen der Viertelfinalpartien Frankreich gegen Deutschland (ab 18:00 Uhr live in ORFeins und ARD und bei uns im Ticker) und Brasilien gegen Kolumbien (ab 22:00 Uhr) eine Diskussion aufflammt, dass Österreich wohl nie mit den Großen mitspielen wird können, packen Sie doch folgende Fakten zum ÖFB-Team aus. Viel Spaß!
Die goldenen Jahre
Schon etwas länger her, aber umso beeindruckender: In der Saison 1931/32 sicherte sich Österreich den Europapokal der Fußballnationalmannschaften, also den Vorläufer der heutigen Europameisterschaft, der zwischen 1927 und 1960 ausgespielt wurde. Insgesamt fand der Bewerb sechsmal statt, wobei Österreich zum Titel noch zweimal den zweiten Platz erkämpfte. Diese Zeit brachte Österreichs "Wunderteam" hervor.
Dieses Wunderteam fuhr hohe Siege ein, einer davon - jawoll! - 1931 über unseren gegenwärtigen Lieblingsnachbarn Deutschland, nämlich ein 6:0. 1934 erreichte die Mannschaft bei der WM in Italien den vierten Platz und 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin die Silbermedaille.
Weitere österreichische Fußballwunder
In den 1950er Jahren geigte das "Wunderteam 2" auf. Bei der WM 1954 in der Schweiz wurde Österreich Dritter. Was damals eine Riesenenttäuschung war, da die Nationalmannschaft (wie auch die Ungarns) den Fußball beherrschte. Österreich schlug jedoch im Spiel um Platz drei den Weltmeister von 1950, Uruguay. Als Weltmeister ging Deutschland hervor, vor Ungarn und eben Österreich.
1965 gelang es der österreichischen Nationalmannschaft als drittes Team des europäischen Kontinents, die englische Nationalmannschaft auf der Insel zu besiegen. Mit einem 3:2. Zwei Treffer erzielte dabei "Wembley-Toni" Anton Fritsch, der später in den USA als Freekicker der Dallas Cowboys einen Superbowl Ring gewann - im American Football.
Und natürlich Cordoba: die WM 1978 in Argentinien. Österreich verpasste zwar – nach Siegen über Spanien und Schweden - den Einzug ins Finale, durfte aber Deutschland die WM vermiesen, indem Hans Krankl und seine Kollegen den amtierenden Weltmeister mit zwei Toren aus dem Bewerb kickten. Mia wearn immer no narrisch.
Qualifikation oder nicht
Stimmt, bei der WM 2014 ist Österreich nicht dabei. Für Weltmeisterschaften qualifiziert hat sich die Mannschaft aber mehrmals. 1978 erreichte sie den 7. Platz, 1982 den 8. Platz, und 1998 ist sie in der Vorrunde ausgeschieden.
Immerhin hat Österreich schon einmal an der EM teilgenommen. Sicherlich, Österreich war – gemeinsam mit der Schweiz – 2008 Gastgeber; aber ein hervorragender, und als solcher überlässt man gerne den Besuchern die besten Plätze und scheidet in der Vorrunde aus.
Die höchsten Siege
Den höchsten Sieg der Nationalmannschaft fixierte Hans Krankl fast im Alleingang. Er schoss sechs von insgesamt neun Toren gegen Malta (9:0). Das war 1977. Immer wieder erwähnenswert ist ein Erfolg über Deutschland. So etwa - und auch das bisher letze Mal seither - der 4:1-Erfolg bei der Wiedereröffnung des Praterstadions 1986. An den Rand einer Niederlage brachte die Nationalelf die Deutschen 2012 in der Trainer-Ära Marcel Koller mit einem 1:2 bei der WM-Qualifikation.
Daneben haben wir Schweden (2014) und Wales (2013) ebenso geschlagen wie WM-Teilnehmer USA. Im Spiel gegen WM-Co-Favorit Uruguay darf das 1:1 durchaus als Erfolg verbucht werden. Im Übrigen: Österreichs Länderspiel-Bilanz ist nach wie vor positiv ist. Von insgesamt 729 Spielen hat das ÖFB-Team 296-mal gewonnen, 274-mal verloren, 159 Matchs endeten unentschieden.
Gut benotete Einzelleistungen
Österreichs momentane Nationalspieler sind international begehrt - Teamchef Marcel Koller setzt auf Legionäre. So kam zuletzt beim Spiel Kasachstan gegen Österreich kein einziger Spieler der heimischen Liga zum Einsatz. Aber wenn wundert’s, wenn Leute wie David Alaba (FC Bayern München), Marko Arnautovic (Stoke City), Martin Harnik (VfB Stuttgart), Christian Fuchs (FC Schalke 04), Sebastian Prödl (SV Werder Bremen), Veli Kavlak (Besiktas JK), Andreas Ivanschitz (Levante UD) Leistungsträger bei ihren Klubs sind und internationale Top-Mannschaften aufmischen. Die meisten heimischen Profis jagen übrigens in der deutschen Bundesliga über das Feld.
David Alaba, Liebling sowohl der österreichischen als der deutschen Fußballfans, hat es mehrmals in die "Elf des Tages" des deutschen Fußball-Fachmagazins "kicker" geschafft. Mit den Bayern hat er in der Saison 2012/13 das Triple aus Meistertitel, DFB-Pokal und Champions League abgeräumt. Erwähnt sei auch, dass Marko Arnautovic schon mit Inter Mailand Champions-League-Sieger war. Allerdings nur indirekt, weil er auf der Bank saß.
Weit brachte es auch Wolfgang Feiersinger, der es mit Borussia Dortmund ins Champions-League-Finale schaffte, jedoch beim letzten Spiel auf die Tribüne verbannt wurde. Erfolgreiche Jahre verbrachte etwa auch Herbert "Schneckerl" Prohaska einst bei Inter Mailand und AS Roma, Torhüter Michael Konsel ebenso bei AS Roma und Hans Krankl beim FC Barcelona, wo er über viele Jahre den spanischen Torrekord hielt.
Da geht noch was
Selbst die Clubs der Bundesliga sind immer wieder für Überraschungen gut. In den 1970er- bis 1990er-Jahren gelang es ihnen, viermal ins Finale eines europäischen Cup-Bewerbs zu gelangen: Rapid Wien zweimal, Austria Wien einmal im Cup der Cupsieger sowie Salzburg im Uefa-Cup.
Für Freude in der vergangenen Saison sorgte Rapid mit der Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League, die Wiener Austria qualifizierte sich sogar erstmals in ihrer Klubgeschichte für die Champions League. Und Red Bull Salzburg? Mit dem Aufstieg ins Achtelfinale in der Europa League 2013/2014 setzten die "Bullen" international ein Zeichen. Und greifen heuer in der Champions League an.
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