Gianni Infantino
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Fifa-Präsident Gianni Infantino bekommt seinen Willen: Die Fußball-WM 2034 wird in Saudi-Arabien stattfinden. In einem Land, in dem die Menschenrechtslage als prekär gilt und das den Mord an Journalist Jamal Khashoggi im Jahr 2018 beauftragt haben soll.
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Unterstützung erhält der Präsident dabei von Cristiano Ronaldo, der seit 2023 für den saudischen Klub Al-Nassr spielt. Der 39-Jährige pries bereits im Vorfeld in den Sozialen Medien Inspiration und Strahlkraft der Bewerbung Saudi-Arabiens für 2034 an. Nach seiner aktiven Karriere soll sich der Portugiese weiterhin seiner Rolle als Botschafter Saudi-Arabiens widmen.
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Das war es dann aber auch schon mit den wohlwollenden Worten der Öffentlichkeit. "Die Fifa verkauft ihre Seele für die Milliarden aus Saudi-Arabien. Ein hässlicher Tag für das schöne Spiel", kommentierte etwa die Zeitung "USA Today" die Entscheidung der Fifa-Mitgliedsverbände vom Mittwoch.
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Auch die britischen Medien kritisierten die Vergabe deutlich. "Groteske Verbeugung der Fifa vor Saudi-Arabien – der feigste Ausverkauf in der Geschichte des Sports", schrieb der "Telegraph". Der "Guardian" meinte: "Die Schamlosigkeit des Vorgehens der Fifa wurde in Zürich in einer Demonstration der Verachtung für Regierungsführung, Demokratie, Liebe, Hoffnung und gesunden Menschenverstand deutlich."
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In der Heimat der Fifa und deren Präsident Gianni Infantino wird ebenfalls gescholten. Nach Ansicht des "Tagesanzeigers" habe sich Infantino die Fifa "perfekt auf sich maßgeschneidert, damit er seine Großmachtträume verwirklichen" könne: "Der Walliser hat eine offensichtliche Vorliebe für Autokraten entwickelt, die Putins und Trumps dieser Welt, für den Emir von Katar oder Mohammed bin Salman, den Kronprinzen von Saudi-Arabien. Geld lockt ihn an, das hat er schon mehrmals bewiesen."
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Die finanziellen Hintergründe werden auch in Schweden angeprangert. "Ein neuer, korrumpierter Entscheidungsprozess, eine neue Geschwindigkeitserhöhung, um den geopolitischen und wirtschaftlichen Schwingungen zu folgen", schreibt das "Aftonbladet": "Hier gibt es das Geld, hier gibt es Öl, also geht der Fußball dorthin."
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Auch ein breites Bündnis aus Menschenrechtsorganisationen, Fangruppierungen und Gewerkschaften übt heftige Kritik. Der Beschluss beim Fifa-Kongress sei "brandgefährlich", die "Menschenrechtspolitik des Verbands entpuppe sich als Täuschung" und sei eine "Farce", heißt es in einer Mitteilung, die unter anderem von Amnesty International, Human Rights Watch und den Football Supporters Europe unterzeichnet wurde.
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Innerhalb des Weltverbands hatte nur der norwegische Verband um Präsidentin Lise Klaveness vor der Vergabe seine Bedenken hinsichtlich des Prozedere per Brief hinterlegt. Darin werden die Menschenrechte und die soziale Verantwortung der Fifa angesprochen.
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DFB-Präsident Bernd Neuendorf stimmte der Bewerbung Saudi Arabiens zu. "Uns allen ist die Situation der Bürgerrechte und auch der Repressalien in Saudi-Arabien bewusst. Das ist nichts, was wir in irgendeiner Form gutheißen", erklärte Neuendorf. Mit einer Ablehnung oder gar einem Boykott hätte man nicht das erreicht, was man erreichen will, wie der DFB-Funktionär weiter erklärte. "Ich glaube, wir können den Einfluss nur geltend machen dann, wenn wir sagen: Ja, wir stimmen zu, aber wir wissen, es gibt Defizite."
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Die frühere Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sieht die Zustimmung ihres ehemaligen Arbeitgebers zur Vergabe der Fußball-WM 2034 an Saudi-Arabien kritisch. "Wir haben in meiner Zeit beim DFB viel über Haltung haben und Haltung leben gesprochen. Ich finde, hier hätte man erwarten können, dass man sich zumindest enthält und damit ein Statement setzt", sagte die Ex-Trainerin des Frauen-Nationalteams im ZDF.
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Auch deutsche Politiker kritisieren das Verfahren. Die sportpolitische Sprecherin der SPD, Sabine Poschmann, sagte: "Generell ist das System, wie die Fifa mit Vergaben operiert, inakzeptabel, da man bei abweichendem Stimmverhalten Nachteile für sich selbst befürchten muss. Auch, dass mittlerweile wieder gleichzeitige Vergaben mehrerer Turniere möglich sind und die Fifa damit ihre eigene Reform rückgängig gemacht hat, ist kein gutes Zeichen für die Zukunft."
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Noch deutlicher werden die Grünen. "Der Prozess zur Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2034 der Männer nach Saudi-Arabien markiert eine ernüchternde Rückkehr zu alten Mustern: fehlende Transparenz, mangelnder Wettbewerb und Hinterzimmerabsprachen, die jede demokratische Kontrolle vermissen lassen", ließen Philip Krämer (stellvertretender Vorsitzender und Obmann im Sportausschuss) und Boris Mijatovic (Sprecher für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe, im Bild) wissen: "Die heutige Entscheidung ist der traurige Abschluss eines von langer Hand vorbereiteten und inszenierten Spiels." Für die Grünen ist die Fifa "in sich dysfunktional".
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Anders sieht es die Union. "Sicherlich gibt es in Saudi-Arabien mit Blick auf die Menschenrechte Verbesserungsbedarf, aber es wurden zum einen bereits Reformen umgesetzt und zum anderem ist der freiheitliche demokratische Rechtsstaat, in dem wir leben dürfen, auch nicht über Nacht in Deutschland entstanden", betonte der Sportpolitische Sprecher Stephan Mayer: "Wir sollten Saudi-Arabien eine faire Chance geben; moralische Belehrungen mit erhobenem Zeigefinger aus unserem Land sind sicherlich nicht hilfreich." (sid/eal)