Fenster sind eine feine Sache, wenn sie Licht und Luft in die Wohnung lassen. Das Transferfenster hingegen ist Quell von Unruhe und Albträumen.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Mara Pfeiffer dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Wenn es irgendwo ein Fenster zu öffnen gibt, bin ich die Erste mit der Hand am Griff. In den Sommermonaten stelle ich gern komplett auf Durchzug. Nachts aus dem offenen Fenster in den Himmel zu schauen, macht mich glücklich. Fenster sind komplett mein Ding, ich stehe auf Stoßlüften und lange Nächte am Schreibtisch, wenn hinter mir die Luft ins Zimmer weht.

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Es gibt vermutlich nur ein einziges Fenster, zu dem ich ein komplett gestörtes Verhältnis habe und bei dem ich nicht abwarten kann, bis es endlich geschlossen, besser noch vernagelt wird, am liebsten von beiden Seiten: das Transferfenster. Es gibt fast nichts an der Transferperiode, was mir Freude bereitet. Je länger sie dauert, umso schlimmer. Und dass Transfers auch dann noch erlaubt sind, wenn die Saison bereits läuft, bereitet mir schmerzhaften Kummer.

Wer wie ich einen Verein begleitet, der sich im Regelfall zwischen Rang 5 und 16 der Tabelle einsortiert, kann in der Transferperiode eigentlich nur verlieren. Spieler*innen, die auf sich aufmerksam gemacht, Rekorde aufgestellt und Fanherzen gewonnen haben, sind dadurch auch für andere Vereine attraktiv geworden. Die Wechselphase bringt nichts als Abschiede, Kummer und Frustration. Zumal jene Kicker*innen, die als Zukunftsversprechen vorgestellt werden, oftmals Unbekannte sind. Niemand weiß, wie ihr Weg weitergehen wird.

Die Abgänge hingegen wiegen schwer, im Herzen und auf dem Platz. Spieler*innen, die einem über die Jahre vertraut geworden sind, die das Rückgrat des Teams bildeten, stehen plötzlich in fremdem Dress auf unbekanntem Rasen, wechseln die Vereine in ihren Instagram-Bios und jubeln in neuen Farben. All das, weil sie durchs Transferfenster gewitscht sind, aus den zuletzt vertrauten Reihen verschwunden, vom Winde verweht an neue Orte.

Es gibt Transferphasen, die das über lange Jahre aufgebaute Bild eines kompletten Vereins erschüttern. Wer in den letzten Jahren Sympathien für den FC Barcelona hegte und sich nun anschaut, wie dieser Club vogelwild und ohne erkennbares Konzept große Namen verpflichtet und dabei die eigene Jugendarbeit, die man über Jahre etabliert hat, aufgibt, will nur eins: das verdammte Fenster schließen, bevor noch mehr Geld von der einen Seite und Unsinn von der anderen hindurchgeht.

Am schlimmsten stelle ich mir diese Zeiten für Trainer*innen vor, an deren Stelle ich mich von Verantwortlichen des Vereins konsequent fernhalten würde. Wie sonst verhindern, dass diese die nächste Bewegung durchs Transferfenster abklären wollen, den nächsten Abgang, weitere Veränderungen, die so nicht geplant waren, aber was willst du machen, wenn es zieht? Schon klar, diese Phase birgt auch Chancen, aber diese Unsicherheit ist einfach nichts für mich.

Es wird deswegen Zeit, das verdammte Fenster zuzuschlagen. Kein Stoßlüften mehr im Kader, keine Sturmböe in der Liga. Niemand verlässt mehr den Verein. Windstille. So schön.

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