Der FC Bayern gewinnt schon wieder einen Titel und bleibt dem großen Guardiola-Barca auf den Fersen. Im Supercup gegen Borussia Dortmund offenbaren müde Münchener zwar erneut Probleme, am Ende sorgen die üblichen Verdächtigen aber für den erneuten Triumph.

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Die Jagd geht weiter und vielleicht wird es neben dem Guardiola-Barca schon bald auch die Flick-Bayern geben. Wenn irgendwann im Dezember in Katar die Klub-WM über die Bühne geht, steht dem FC Bayern die Chance auf einen sechsten Titel innerhalb eines Kalenderjahres ins Haus. Das hat bis jetzt in der Geschichte des Fußballs nur der FC Barcelona in seiner Hochzeit mit Trainer Pep Guardiola geschafft. Die Bayern sind nun nur noch einen letzten Schritt davon entfernt, weil sie am Mittwoch nach dem europäischen nun auch den deutschen Supercup gewonnen haben.

Vielleicht haben die Bayern auch deshalb noch in der Nacht ein Bild mit allen fünf Trophäen in die Welt hinausgetwittert, um das noch einmal zu unterstreichen: Wir sind einem der größten Teams aller Zeiten auf den Fersen. Denn eigentlich, und das hat der Supercup-Abend in der Allianz Arena auch gezeigt, war dieser Supercup doch eher ein lästiges Anhängsel in einem ohnehin schon vollgestopften Terminkalender.

Brisante Gemengelage

Für die Bayern und ihre Nationalspieler stehen bis zum Jahreswechsel in der Spitze noch 26 Spiele an, ehe es dann ohne richtige Winterpause bis Mitte Juli in Liga, Pokal, Champions League und am Ende der Europameisterschaft weitergehen könnte. Wohl auch deshalb dürfte das Spiel der beiden besten deutschen Mannschaften der Dekade nicht die höchste Priorität bei beiden Trainern genossen haben. Dabei war die Gemengelage nach den Niederlagen von Borussia Dortmund in Augsburg und dem fulminanten 1:4 der Bayern in Hoffenheim durchaus brisant.

Dortmund hängt schon wieder die ominöse Mentalitätsfrage an, kaum hat die Saison begonnen. Und bei den Bayern war interessant zu beobachten, wie Trainer Hansi Flick nach den letzten beiden sehr schweren Spielen gegen Sevilla und Hoffenheim mit augenscheinlichen Problemen seiner Mannschaft nun gegen den BVB umbauen und sein Team neu ausrichten würde.

Das sah dann so aus, dass Flick mit Javi Martinez einen Veteranen als eine Art verkappten Libero aufs Feld schickte. Dazu wurde die Innenverteidigung umgestellt, auch das offensive Mittelfeld, während wegen einiger verletzter Spieler die Bank der Bayern zu einem beträchtlichen Teil mit Nachwuchsspielern besetzt war. Vielleicht war das auch ein subtiler Hinweis des Trainers auf weitere Verstärkungen, die der sehr sehr dünne Kader der Bayern bis zum Ende der Transferperiode dringend noch benötigt.

Beim BVB fehlten Roman Bürki und Jadon Sancho, Axel Witsel, Raphael Guerreiro, Jude Bellingham und Gio Reyna nahmen auf der Bank Platz. Es war die große Rotation, die Trainer Lucien Favre auch genau so erklärte mit dem Hinweis auf die schweren Aufgaben der kommenden Wochen. Wohl eher war es aber eine Reaktion auf das 0:2 in Augsburg vor wenigen Tagen. Und so trafen sich in der erneut leeren Allianz Arena zwei recht bunt zusammengewürfelte Mannschaften, um den ersten offiziellen Titel der neuen Saison auszuspielen.

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Bayern mit Problemen

Die Bayern zeigten sich wie in den vergangenen Partien auch schon durchaus verwundbar und in einigen Sequenzen auch geistig und körperlich nicht so unantastbar wie etwa noch in der Champions-League-Endrunde - und trotzdem stand es nach einer halben Stunde 2:0. Ein Konter und eine Flanke aus dem Halbfeld, vom BVB jeweils ziemlich schwach verteidigt, brachten die vermeintlich beruhigende Führung und zeigten, dass die Münchener trotz einiger kleiner Defizite eine entscheidende Essenz rüberretten konnten aus der letzten Saison: Ihre kühle Effizienz.

Dortmund schien das Schicksal seiner letzten Auftritte in München schon wieder zu ereilen, 0:4, 0:5 und 0:6 ging der BVB zuletzt in der Arena unter. Aber Dortmund kam auf Einladung der Bayern zurück und war spätestens nach dem Ausgleich von Erling Haaland in der zweiten Halbzeit die deutlich bessere und gefährlichere Mannschaft. "Es war nicht so einfach, gerade in der zweiten Halbzeit. Wir haben uns das Leben schwer gemacht, mit ein paar falschen Zuordnungen", erklärte Bayerns Trainer Flick später im "ZDF" die Probleme seiner Mannschaft in dieser Phase.

Kimmich macht den Unterschied

Die Bayern hatten keine einzige Torchance, auf der anderen Seite aber halt einen Manuel Neuer im Tor, der gegen Haaland den Rückstand verhinderte und letztlich den Weg ebnete für den zweiten Matchwinner. Joshua Kimmich ist neben Neuer und dem am Mittwoch verletzten Leon Goretzka wohl der Spieler, der die Bayern derzeit durch die Spiele trägt. Kimmichs Kampf-Willen-Stolper-Tor passte dann irgendwie perfekt als vorläufige Krönung der letzten Wochen mit dieser Mischung aus sehr viel Können, Willen und auch ein bisschen Glück. "Es ist wichtig, dass wir auch solche Spiele für uns entscheiden. Das zeigt auch die Mentalität der Mannschaft", sagte Flick.

Neuer, Kimmich und der an diesem Abend sehr präsente Lucas Hernandez waren die Garanten für den Sieg, der bisher eher unauffällige Hernandez verdiente sich deshalb noch ein Sonderlob seines Trainers: "Von seiner Art her ist er ein absoluter Fighter. Er tut uns gut, er hat die gewisse Härte, die man braucht in diesen Spielen. Ich finde, dass er angekommen ist bei uns. Er hat die letzten Wochen sehr gut trainiert und gespielt."

Genervter Haaland lobt Neuer

Beim Gegner hielt sich die Enttäuschung über den verpassten ersten Titel zwar in Grenzen, bei Haaland aber brach der Frust später doch noch durch. Dem Norweger ging es vor allen Dingen um seine große Chance zum 2:3. "Ich hätte ein Tor mehr schießen müssen, das ist ein scheiß Gefühl", sagte Haaland. "Er (Manuel Neuer, d. Red.) hat gezeigt, warum er so ein guter Keeper ist: Er bleibt stehen - 97 Prozent der Torhüter gehen runter und ich treffe. Aber nicht dieser Typ." Die Niederlage tue sehr weh, "wir hätten gewinnen sollen und können. Es fühlt sich scheiße an, weil wir so nah dran waren. Aber das ist eben der Unterschied zwischen den Besten der Welt und uns: Sie ziehen diese Spiele zu sich rüber und gewinnen sie."

So kann man ein besseres Testspiel dann eben auch einordnen. Denn letztlich war es auch das: Am Ende standen beim BVB Mats Hummels, Marco Reus oder eben Haaland nicht mehr auf dem Platz, bei den Bayern fehlten beim Schlusspfiff Robert Lewandowski, Benjamin Pavard oder Kingsley Coman. Dafür spielten die U-23-Kräfte Chris Richards, Joshua Zirkzee und Jamal Musiala die Partie nach Hause.

Eine Gemengelage, die in der Art beim Kampf um einen wirklich wichtigen Titel nicht entstanden wäre. "Wir waren mutig, clever, gut bei Balleroberungen. Wir hätten gewinnen können", sagte Favre auf der Pressekonferenz und keiner wollte ihm widersprechen. Aber gewonnen hat mal wieder der FC Bayern.

Verwendete Quellen:

  • sport1.de: Stimmen: Sonderlob für Kimmich
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