Andreas Beck vom TSG 1899 Hoffenheim will vor dem Duell gegen den FC Bayern München nicht allzu große Töne spucken. Immerhin hat Trainer Markus Gisdol bereits angemerkt, es sei völlig normal, in München auch einmal 0:6 zu verlieren. Dennoch sieht der Hoffenheimer Kapitän im exklusiven Interview mit unserem Portal eine reelle Chance für seine Mannschaft, am Samstag (15:30 Uhr, auf Sky und bei uns im Livescore) zu überraschen - nicht zuletzt weil er den verletzten Philipp Lahm für "unersetzbar" hält.

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Herr Beck, Platz fünf nach elf Spielen. Wie überrascht sind Sie von der aktuellen Entwicklung in Hoffenheim?

Andreas Beck: Ich bin nicht überrascht, weil es keine Entwicklung ist, die über Nacht stattgefunden hat. Es war ein Prozess, der sich über Monate hingezogen hat. Wir sind in der zweiten kompletten Spielzeit mit unserem Trainer Markus Gisdol und Manager Alexander Rosen und in dieser Zeit hat sich der Verein in sehr harmonischen und kontrollierten Schritten nach vorne bewegt. Sowohl im sportlichen Bereich als auch im ganzen Umfeld. Es kann wieder ruhig, beständig und gewissenhaft gearbeitet werden - und vor allem nachhaltig. Das ist für einen jungen Verein - also jung im Hinblick auf die Bundesligazugehörigkeit - sehr wichtig.

Mit Markus Gisdol kam Kontinuität in den Verein?

Auf jeden Fall. In den Jahren vor ihm hatte man zwar viel Qualität im Verein und auch renommierte Trainer, aber es gab leider viele Störgeräusche und Nebenkriegsschauplätze. Wie es jetzt ist, da kann man schon von harmonisch reden, aber nicht, so, dass wir uns auf etwas ausruhen, sondern wir blicken mit einer gewissen Weitsicht nach vorne.

Sie waren schon 2008 im Verein, als die TSG als Aufsteiger sensationell Herbstmeister wurde. Wo gibt es Parallelen und wo Unterschiede zu damals?

Beim Personal gibt es wenig Parallelen, da hat sich im Klub ja vieles verändert. Was aber in diese Richtung von damals geht, ist die Art und Weise, wie man wieder als Mannschaft auftritt. Da steht wieder ein Team auf dem Platz.

Sie hatten einige Trainer bei 1899. Warum ist Markus Gisdol Ihr bester Coach?

Ich bin kein Freund von solchen Vergleichen. Aber generell gilt: Ein Trainer muss nicht nur ein gutes Training anbieten. Er muss ein ganz großes Gesamtpacket mitbringen, sowohl in Menschenführung, taktische, Know-how, dem Gespür für das drum herum und sein ganzes Team. Das hat Markus Gisdol. Er ist ein ganz hervorragender Trainer. Er hat das Amt angetreten, als der Abstieg in die Zweite Liga drohte, aber das Ganze so zu drehen, das war schon fantastisch. Und das gibt ihm einen riesigen Bonus. Er füllt das hier mit Leben aus und alle sind dankbar, dass er da ist.

Wie weit ist man in Hoffenheim noch von einer Spitzen-Mannschaft entfernt?

Es macht keinen Sinn jetzt von so etwas zu reden. Das sind Teams wie Borussia Dortmund oder Bayern München. Also Mannschaften, die durchgehend international dabei waren. Wir sind jetzt sieben Jahre in der Bundesliga und waren noch nicht einmal international dabei. Wir sind auf einem Weg, manchmal die großen Vereine ärgern zu können, aber gleich von Höherem zu reden, das wäre falsch. Wir sind eine gute Mannschaft, aber wir sind noch lange kein Spitzenteam.

Mit Kevin Volland, Roberto Firmino oder Anthony Modeste gibt es drei Glanzlichter in Hoffenheim. Wie bewerten Sie das Trio?

Über jeden guten Spieler ist man froh. Diese drei Jungs kamen nach Hoffenheim und waren noch keine Stars. Jetzt stehen sie zu Recht im Rampenlicht. Es ist einfach schön zu sehen, dass hier talentierte Spieler kommen, dazulernen und sich inzwischen zu Nationalspielern entwickelt haben und auch da ihre Leistung bringen. Sie sind die Aushängeschilder des Vereins. Solche Spieler braucht man immer und diese Jungs hat sich der Verein verdient.

Ist die Nationalmannschaft noch ein Thema für Sie?

Abschreiben würde ich das nicht. (lacht) Es ist weiter mein Traum im Fokus von Joachim Löw zu bleiben und solange ich in der Bundesliga spiele, will ich mich weiter zeigen. Ich stehe bereit, wenn ich gebraucht werde. Ich will mit Hoffenheim guten Fußball zeigen und mich dadurch weiter anbieten.

Am Samstag geht es zum FC Bayern München: Wie will Ihr Team dem Rekordmeister wehtun?

In erster Linie geht es darum, dass wir uns sehr gut auf dieses Highlight vorbereiten. Der FC Bayern gibt uns natürlich nochmal einen Extra-Schub, weil es eben der Rekordmeister ist. Man spielt in der großen Allianz Arena, wo wir in der vergangenen Saison beim 3:3 gefährlich waren. Wir wissen aber, dass es wieder sehr schwer wird. Aber an einem absoluten Sahne-Tag, wo der Matchplan voll aufgeht und der Gegner ein paar Prozent nicht voll auf der Höhe ist, da kann man auch einen FC Bayern vor Probleme stellen. Auf diesen Tag hoffen wir. Wir wollen dort absolut mutig auftreten und unseren Fußball zeigen.

Macht es die Verletzung von Philipp Lahm leichter für die TSG 1899 Hoffenheim?

Lahm ist in meinen Augen unersetzbar. Er ist ein Weltklasse-Fußballer mit jeder Menge Erfahrung. Nichtsdestotrotz sind beim FC Bayern aber hinten dran so viele hochkarätige Spieler, dass es eigentlich fast egal ist, wer am Ende auf dem Platz steht. Die Jungs haben einen Plan und werden wieder sehr schwer zu bespielen sein. Niemandem wünscht man so eine schlimme Verletzung. Ich wünsche Lahm eine schnelle Genesung und dass er mit voller Power zurückkommt.

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