Die Gerüchte um Robert Lewandowski und Real Madrid flammten in den letzten Tagen wieder auf, beim FC Bayern ist auch deshalb ein wenig Unruhe eingekehrt. Der Pole strebt nach dem ganz Großen, auf dem Weg zu einer Weltmarke dürften die Bayern für Lewandowski auf Dauer jedenfalls zu klein sein.
Der Torjubel als solcher war ja schon immer etwas Besonderes. Früher explodierten einfach die Gefühle, was in unzähligen lustigen Sprüngen mündete, mit angezogenen Beinen und voller Ekstase.
Auch der moderne Fußball kennt Gefühlsausbrüche dieser Art, wenngleich sie kaum noch zu sehen sind. Dafür gibt es Choreographien, es werden Botschaften und liebe Grüße übermittelt. Ein paar ganz pfiffige Spieler haben den Torjubel sogar zu einem Markenzeichen stilisiert - im wahrsten Sinne des Wortes.
Millionenfach wird
Einen tieferen Sinn ergibt das alles nicht, jedenfalls hat der Pole noch keine Erklärung für seine Verrenkungen geliefert. Die Vermutung liegt nahe, dass es ein Stückchen Corporate Design liefern soll - so etwas braucht heutzutage offenbar fast jeder Spieler, der etwas auf sich hält. Und Lewandowski hält eine ganze Menge von sich.
Volksheld in Polen
Das kann man dem besten Angreifer der Bundesliga in den letzten fünf Jahren nicht übel nehmen. Lewandowski hat sich vom Bankdrücker in Dortmund zu einem Weltklasse-Angreifer entwickelt.
Am Wochenende hat der Pole sein 250. Spiel in der Bundesliga absolviert, er hat dabei für den BVB und den FC Bayern 171 Tore erzielt. In seiner Heimat ist er ein Nationalheld, schon jetzt wird er in einer Reihe genannt mit Legenden wie Grzegorz Lato oder Zbigniew Boniek.
Lewandowskis Torquoten im Klub und für Polens Nationalmannschaft sind sehr stark, der Spieler ist trotz seines sehr kraftzehrenden Spiels gegen die besten und härtesten Verteidiger der Welt nur selten verletzt und ein Garant für hochprofessionelle Einstellung und Leistung. Aber Lewandowski wird im Sommer auch schon 30 Jahre alt und hat im Vergleich mit anderen Spielern seiner Güteklasse international nichts vorzuweisen.
Beraterwechsel sorgt für Gerüchte
Der Sieg in der Champions League ist sein Traum, als die Bayern vor knapp fünf Jahren das Triple holten, war Lewandowski noch Spieler von Borussia Dortmund und haarscharf am großen Ziel vorbeigeschrammt.
Schon damals soll es jene Kontakte gegeben haben, die nun für ein wenig Aufruhr in München sorgen und den Bayern ein ziemliches Theater bescheren könnten. Vor einem Jahr hat Lewandowski seinen Vertrag beim Rekordmeister zwar bis 2021 verlängert.
Was Verträge in diesen Zeiten aber noch wert sind und dass es sich dabei in vielen Fällen lediglich um eine entsprechende Maßnahme des Spielers handelt, bei einem vorzeitigen Verkauf selbst noch genug Handgelder abzusahnen, dürfte auch klar sein.
Real Madrid soll der neue Wunschklub des Angreifers sein. Die Königlichen wollen Gareth Bale oder Karim Benzema loswerden oder vielleicht sogar gleich beide.
Lewandowski ist spätestens seit seinen vier Toren im Champions-League-Halbfinale im BVB-Trikot gegen Real vor fünf Jahren eine Option in Madrid und könnte dort nun wieder ein sehr aktuelles Thema werden.
Die Trennung von seinem langjährigen Berater Cezary Kucharski vor wenigen Tagen soll ein Indiz dafür sein, das sich der Spieler verändern will. Neben Maik Barthel hat sich Lewandowski nun den Israeli Pini Zahavi als zweiten Berater an seine Seite geholt. Zahavi ist eine graue Eminenz und einer der mächtigsten Männer des Weltfußballs.
Der ehemalige Sportjournalist gilt als Paradebeispiel für die Entwicklung aller Begleiterscheinungen des Fußballs. "Sein Aufstieg repräsentiert die Evolution des Fußballs zu einem globalen Geschäft", schrieb die "Financial Times" einmal.
Und das könnte auch das sein, was Lewandowski neben dem sportlichen Erfolg antreibt. Auch mit den Bayern hat der Spieler die Möglichkeit, die Königsklasse zu gewinnen. "Aber es könnte künftig eventuell schwieriger werden. Wir sehen, was in den anderen Ligen abgeht, da muss die Bundesliga aufpassen", hat er kürzlich vielsagend erklärt.
Eine Weltmarke wird Lewandowski in der Bundesliga aber definitiv nicht mehr. Dafür müsste er schon zu einem großen Klub in die Premier League wechseln. Oder gleich zum schillerndsten Klub der Welt, zu Real Madrid.
Emotional nie zu stark verflochten
Darauf ist vieles ausgerichtet in Lewandowskis Karriere. Die ist stets von größter Professionalität, aber auch einer gewissen Zurückhaltung seinem jeweiligen Arbeitgeber gegenüber geprägt. In Dortmund war Lewandowski ein sehr wichtiger Spieler, in den Herzen der Fans haben aber andere Platz gefunden.
Emotional war der Spieler mit keinem seiner Klubs bisher zu stark verflochten. Sein Dauerstreit mit den Dortmunder Bossen wurde zu einer Posse, am Ende behielt der BVB den Spieler bei nur noch einem Jahr Vertragslaufzeit und schenkte 30, 40 oder mehr Millionen an möglicher Ablösesumme ab.
Zuletzt blieb Hans-Joachim Watzke nicht mehr so hart, Ousmane Dembélé und Pierre-Emerick Aubameyang wurden zu zwei Beispielen, wie weit sich die Machtverhältnisse zugunsten der Spieler gedreht haben.
Die Bayern betonen immer wieder, dass sie "kein Verkäuferklub" seien wie etwa die Borussia. Das darf man Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge auch abnehmen. Dass aber Lewandowski und seine Entourage enervierend sein und jede Menge Unruhe in einen Klub tragen können, hat der BVB leidvoll erfahren müssen.
Wohin die Reise in den wenigen Jahren, die der Spieler noch aktiv sein kann, gehen soll, hat Ex-Berater Kucharski längst umrissen. "Ich sehe das Ende noch nicht kommen. Das ist noch weit. Alle wissen, dass Robert ein noch größerer Fußballspieler werden kann. In diese Richtung sollten wir voranschreiten. Weiterhin an seiner globalen Marke arbeiten."
Vielleicht ist es nur Zufall, dass die Real-Gerüchte rund um Lewandowskis Trennung von seinem Berater wieder auftauchten. Und dass auch der Trainingszoff mit Mats Hummels losgelöst zu betrachten ist als das, was im Fußball immer mal wieder vorkommt: Eine Meinungsverschiedenheit unter Profis, die nach ein paar Tagen wieder vergessen ist. Und doch wird auch der große FC Bayern auf der Hut sein müssen.
Selbst die Bayern haben noch nie einen Spieler für einen dreistelligen Millionenbetrag veräußert, mit Lewandowski wäre diese irreale Schallmauer unter Umständen noch zu knacken. Dafür bräuchten die Münchner aber einen gleichwertigen Ersatz und der ist im Weltfußball derzeit kaum zu bekommen.
Die Bayern sind in einer starken Position und je nachdem wie der Trainerposten im Sommer besetzt ist, gibt es vielleicht für Lewandowski auch den entsprechenden Anreiz, in München zu bleiben. Darauf verlassen sollte sich aber niemand.
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