Es läuft gut für Red Bull Salzburg: In der Bundesliga sind die "Bullen" mit großem Abstand Tabellenführer, international machen sie mit klaren Siegen gegen den FC Bayern München und Ajax Amsterdam von sich reden. Was ist in der Europa League noch alles drin?
Zwanzig Jahre ist es her, dass eine Salzburger Mannschaft auf europäischem Parkett verhaltensauffällig wurde. Die Europa League hieß damals noch UEFA-Cup, der große Bruder Champions League war dem heute gerne als "Cup der Verlierer" gebrandmarkten Turnier noch nicht so weit enteilt.
Der SV Austria Salzburg pflügte damals durch die Stadien Europas. Vom Ausland betrachtet als eine Mannschaft von No Names aus der fußballerischen Provinz im Konzert der Großen. Salzburg eliminierte unter anderem Sporting Lissabon, Eintracht Frankfurt und den Karlsruher SC und fand sich im Frühjahr des Jahres plötzlich in den Finalspielen des UEFA-Cups wieder.
Red Bull ist der Nachfolger von Austria Salzburg, in vielerlei Hinsicht. Bisher waren die "Bullen" in Europa allenfalls dafür bekannt, mit schöner Verlässlichkeit in den Playoffs zur Champions League zu scheitern. Spätestens mit den beiden Partien gegen Ajax Amsterdam im Sechzehntelfinale der Europa League hat sich das aber grundlegend geändert.
"Bullen" schlagen den FC Bayern München
Es ist gerade einmal fünf Wochen her, da hat Red Bull mit einem 3:0-Sieg über den FC Bayern München ein Ausrufezeichen gesetzt. Die meisten Beobachter erklärten sich das Ergebnis damit, dass es sich um ein Testspiel handelte und die Bayern womöglich begrenzt motiviert und mit einer B-Mannschaft in Salzburg aufgetaucht waren.
Wer aber Ajax Amsterdam, in den vergangenen drei Jahren die unangefochtene Nummer eins im niederländischen Fußball, zweimal binnen acht Tagen förmlich in alle Einzelteile zerlegt und souverän wie nur wenige andere Mannschaften in die Runde der letzten 16 einzieht, dem ist alles zuzutrauen.
Ein Rädchen greift in das nächste
Mit 6:1 im Gesamtscore verprügelte die Mannschaft des deutschen Trainer Roger Schmidt den Vorzeigeklub der Niederlande förmlich. Das Hinspiel in Amsterdam mit 3:0 und das Rückspiel daheim mit 3:1 hätten jeweils auch deutlich höher ausfallen können. Ajax-Trainer Frank de Boer sagte später, sein Team habe im Vergleich zu den Salzburgern wie eine Jugendmannschaft gewirkt.
In der Tat fegte Red Bull mit hochmodernem Angriffs- und Umschaltspiel über seinen Gegner hinweg, erstickte Ajax zu jeder Sekunde mit aggressivem Pressing. Was sich dem Zuschauer in 180 Minuten bot, war in großen Teilen reif für die Lehrfilme des Jahres 2014. Fünf der sechs Tore gegen Amsterdam hatten ihren Ursprung im schnellen Umschaltspiel - das sechste war ein Kunstschuss von Jonatan Soriano aus 50 Metern.
"Wir haben ein 90-minütiges Pressingfeuerwerk abgeliefert, wie es in der Art und Intensität nicht so oft vorkommt", lobte Sportdirektor auch Ralf Rangkick seine Jungs. Er ist neben Schmidt der zweite Baumeister dieser erfrischenden Salzburger Mannschaft. Ein Rädchen griff in das nächste - da war es egal, dass auch dem aktuellen Salzburger Team die Stars fehlen.
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