Der Unfalltod von Junior Malanda hat den deutschen Fußball in einen Schockzustand versetzt. Schweren Herzens hielt der VfL Wolfsburg an seiner Entscheidung fest, ins Trainingslager nach Südafrika zu reisen. Für Psychotherapeutin Karin Kutz die richtige Entscheidung.

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Einen Tag lang haben sie diskutiert und mit sich gerungen. Am Ende waren sich Spieler und Verantwortliche des VfL Wolfsburg einig: Das Trainingslager im südafrikanischen Kapstadt soll trotz des Unfalltodes von Junior Malanda stattfinden. Der 20-Jährige war am vergangenen Samstag bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen - wie die Polizei bestätigte, war Malanda nicht angeschnallt.

Nicht nur den VfL Wolfsburg hatte die Nachricht über Malandas Tod geschockt. Fifa-Präsident Sepp Blatter bekundete sein Beileid, die Spieler des FC Bayern München gedachten Malandas beim Training mit einer Schweigeminute. Zahlreiche Profifußballer trauerten in den sozialen Netzwerken.

Trauer gemeinsam tragen

Mittlerweile ist der VfL Wolfsburg im Trainingslager, das er bis zum 18. Januar bezieht, angekommen. Es nicht abzusagen, ist für Psychotherapeutin Karin Kutz die richtige Entscheidung. "Ich denke, es ist sinnvoll, wenn sich die Mannschaft erst einmal zurückziehen kann", sagt Kutz im Gespräch mit unserem Portal. Für die Spieler sei es nach Ansicht der Expertin einfacher, die Trauer gemeinsam zu tragen. Zudem seien Spieler und Trainer in Kapstadt mit weniger Erinnerungen an Malanda konfrontiert als in Wolfsburg.

Auch Klaus Allofs rechtfertigte den Entschluss, am geplanten Trip festzuhalten. "Es war keine leichte Entscheidung, aber es ist die absolut richtige", sagte der VfL-Manager am Sonntag. Trainer Dieter Hecking, mehrfach von Weinkrämpfen geschüttelt, verteidigte die Maßnahme ebenfalls. "Die Lücke ist groß, aber es geht weiter im Leben. Das müssen wir vor allem den jungen Spielern vermitteln", sagte der Coach des Tabellenzweiten.

Allofs beschrieb die allgemeine Gemütslage ohne Umschweife. "Alle Spieler sind total am Boden zerstört, wir können unsere Fassungslosigkeit kaum in Worte fassen. Wir haben einen lebensfrohen, lernbegierigen Menschen und einen außergewöhnlichen Fußballer verloren", erklärte der Manager. In Kapstadt erhält das Team nun psychologische Hilfe.

"Bewusstsein, dass man nicht unsterblich ist"

Für Psychotherapeutin Kutz sei jetzt vor allem wichtig, "dass alle gemeinsam darüber reden und auch über eigene Ängste sprechen können". Denn mit dem Tod eines so jungen Menschen wie Malanda kämen nun viele Ängste hoch, vor allem bei den jungen Profis: "Es entwickelt sich plötzlich dieses Bewusstsein, dass man nicht unsterblich ist. Mit jungen Jahren sind viele in dem Glauben, dass man das ganze Leben noch vor sich hat - und plötzlich wird einem schlagartig bewusst, dass es jeden Tag zu Ende sein kann."

Kutz macht auch deutlich, dass jeder die Trauer über den Verlust für sich individuell verarbeiten muss. Dennoch könnten bestimmte Rituale innerhalb der Gruppe den Abschied erleichtern. "Beispielsweise kann man einen Kreis formen und ein Foto des Verstorbenen in die Mitte stellen: Dann kann jeder sagen, was er für schöne Erinnerungen an den Verstorbenen hat oder was ihm besonders an ihm imponierte."

Mit Material der dpa
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