Mehr als eine halbe Milliarde Euro haben die englischen Erstligisten in diesem Winter für neue Spieler ausgegeben. Vor allem zwei Beispiele zeigen, wie weit die Premier League der europäischen Konkurrenz in Sachen Geld inzwischen enteilt ist.
Lange Zeit war die Transferphase im Winter so etwas wie die Light-Version des Sommerfensters. Während im Juli und August die großen Transfers getätigt wurden, waren im Januar Leihen oder kleinere Deals bereits das höchste der Gefühle. Richtige Transfer-Kracher suchte man zur kalten Jahreszeit meistens vergebens.
Das ist seit einigen Jahren anders: Zwar kommt das Transferfenster im Winter noch immer nicht an jenes des Sommers heran, mächtig Geld ausgegeben wird zur Saison-Halbzeit aber dennoch.
Premier League gibt halbe Milliarde für neue Spieler aus
So war es auch in diesem Jahr. Und wie so häufig steht die Premier League mit ihren finanzkräftigen Klubs an der Spitze der Ausgaben-Rangliste. Unglaubliche 500,55 Millionen Euro gaben die 20 englischen Erstligisten in diesem Winter aus. Das ist mehr als doppelt so viel wie die Serie A aus Italien, in der Spieler für insgesamt 230,1 Millionen Euro verpflichtet wurden. Die Bundesliga steht mit 182,85 Millionen Euro auf Rang fünf.
In Sachen Transferausgaben ist England also – wenig überraschend – mal wieder an der Spitze.
Kriselnder Transfer-Krösus Manchester City
Eine halbe Milliarde Euro – nur einmal gaben die englischen Erstligisten im Winter mehr Geld für neue Spieler aus. In der Saison 2022/23 schossen Manchester City, der FC Chelsea und Co. den Vogel ab. Ausgaben von 862 Millionen Euro standen Einnahmen von 117 Millionen Euro gegenüber. Macht einen Saldo von minus 755 Millionen (!) Euro. Zahlen, bei denen die europäische Konkurrenz schon lange nicht mehr hinterherkommt – oder, um genau zu sein, auch noch nie wirklich hinterhergekommen ist.
Im vergangenen Winter gab es mit "nur" 134 Millionen Euro an Ausgaben zwar einen kleinen Ausreißer nach unten, 2025 haben Englands Klubs aber wieder kräftig zugelangt. Wie abgehoben die finanzstarke Premier League inzwischen ist, machen vor allem zwei Beispiele der abgelaufenen Transferphase deutlich.
Zum einen muss dabei Manchester City genannt werden. Alleine der Top-Klub, der in dieser Saison mächtig kriselt, ist für fast 44 Prozent der Gesamtausgaben in der Liga verantwortlich. Teure Verstärkungen für insgesamt völlig verrückte 218 Millionen Euro sollen die bislang völlig misslungene Spielzeit noch herumreißen.
Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann
Vier der insgesamt fünf Transfers der "Citizens" belegen im ligainternen Vergleich die ersten vier Plätze. Rekord-Neuzugang ist ein Bekannter aus der Bundesliga: 75 Millionen Euro zahlte City für Frankfurt-Stürmer Omar Marmoush. 60 Millionen Euro sind dem Klub die Dienste des zentralen Mittelfeldspielers Nico González wert, der vom FC Porto kam. 40 Millionen Euro blätterten die Skyblues für Abwehr-Talent Abdukodir Khusanov hin, daneben folgten mit Vitor Reis (37 Mio. Euro) und Juma Bah (6 Mio. Euro) zwei weitere Innenverteidiger.
Was bei den Deals auffällt: Bei fast jedem der Transfers zahlte City deutlich über dem Marktwert. Ausnahme ist mit einem zugedrückten Auge hier noch
Ganz anders sieht es da bei drei der anderen Deals aus: González hat laut "transfermarkt.de" einen Marktwert von 18 Millionen Euro, die Differenz von 42 Millionen Euro ist also immens. Ähnliches Spiel auch bei Khusanov, der aktuell bei einem Marktwert von zwölf Millionen Euro liegt (Differenz: 28 Mio. Euro). Bei Reis beträgt der Unterschied zwischen Ablöse und Marktwert immerhin noch 23 Millionen Euro.
Bei Ablösen wie diesen ist es wenig verwunderlich, dass die abgebenden Vereine schwach werden, den Spieler ziehen lassen und dafür die hohe Ablöse einstreichen, um sie anderweitig zu investieren. Das altbekannte Problem: Fast nur Top-Klubs aus der Premier League können auf Dauer dermaßen übertriebene Ablösesummen zahlen. Die hohen Einnahmen aus TV-Rechten und Sponsoring machen's möglich.
Wenn für einen Zweitligaspieler plötzlich 25 Millionen Euro fließen
Dass jedoch nicht nur die großen, sondern alle Klubs aus der Premier League vom Geldsegen profitieren, zeigt das zweite Beispiel, das deutlich macht, wie verrückt die Premier League mittlerweile geworden ist.
Brighton & Hove Albion gab für drei Spieler im Winter knapp 50 Millionen Euro aus. Auch hier wurden den Vereinen Angebote gemacht, die sie nicht ablehnen konnten. Unter ihnen auch der 1. FC Nürnberg aus der 2. Bundesliga. 25 Millionen Euro zahlte der Klub von Trainer Fabian Hürzeler für Mittelstürmer Stefanos Tzimas. Wenig überraschend ist der Grieche damit der Rekord-Abgang in der Geschichte des Clubs.
Für Innenverteidiger Eiran Cashin legte Brighton 10,75 Millionen Euro auf den Tisch. Klingt im Vergleich zu den anderen bisher genannten Summen vielleicht erstmal nicht nach sonderlich viel. Der Blick auf Cashins Marktwert zeigt dann aber schnell wieder die Abstrusität des Transfers. Laut "transfermarkt.de" liegt dieser nämlich bei lediglich 1,8 Millionen Euro.
Geld regiert die Welt – mittlerweile auch im Winter
Und so kommt es, dass Brighton, das bereits im Sommer übrigens unglaubliche 231 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben hatte, in der Winter-Rangliste immerhin auf dem neunten Platz steht. Zwar hinter den zahlungskräftigen Saudi-Vereinen Al-Nassr und Al-Ahli sowie Top-Klubs Paris Saint-Germain, dafür aber vor unzähligen Traditionsklubs wie dem AC Mailand, Manchester United, Juventus Turin, dem FC Bayern, Borussia Dortmund – und natürlich vielen anderen Spitzenvereinen aus Europa.
Geld regiert die Fußball-Welt – und das mittlerweile auch im Winter. Die Transferphase im Januar ist inzwischen viel mehr als eine Light-Version des Sommer-Pendants. Das zeigte die Premier League im vergangenen Monat mal wieder eindrucksvoll.
Verwendete Quellen
- transfermarkt.de: Transfersalden der Fußballligen weltweit
- transfermarkt.de: Transfereinnahmen und -ausgaben der Fußballklubs weltweit
- transfermarkt.de: Wintertransfers von Manchester City
- transfermarkt.de: Wintertransfers von Brighton & Hove Albion
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