Peter Stöger kam, sah und eroberte Herzen. Beim 1. FC Köln liegen sie ihrem österreichischen Trainer zu Füßen. Vor dem Spiel beim FC Bayern München spricht Stöger exklusiv bei unserem Portal über die Chancen gegen den Rekordmeister, seine Liebe zum Effzeh und warum nun endlich Ruhe im Verein herrscht.

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Herr Stöger, der 1. FC Köln steht auf Platz 13, mit nur drei Punkten vor dem Relegationsplatz. Im Umfeld herrscht im Gegensatz zu früheren Zeiten Ruhe. Wie sehr ist da dank Ihnen etwas Neues entstanden?

Ich kann nicht beurteilen, wie es vorher war und ich bin sicher nicht allein dafür verantwortlich, dass es hier ruhig und besonnen zugeht. Vom ersten Tag an habe ich den FC so erlebt. Entscheidend ist, dass alle Verantwortlichen vertrauensvoll zusammenarbeiten, dass Unstimmigkeiten intern und immer zum Wohle des Klubs besprochen werden und sich niemand in den Vordergrund drängt.

Wie gefährlich ist dennoch die Situation, was den Abstiegskampf angeht?

Wir sind ein Aufsteiger. Das wird manchmal vergessen, weil der FC einen großen Namen hat. Aber uns ist vollkommen bewusst, dass wir immer wachsam sein und um jeden Punkt kämpfen müssen.

Die Spielweise ließ zuletzt vor allem zu Hause deutlich zu wünschen übrig. Wie sehr bereitet Ihnen das Sorgen?

Zu Hause stimmen die Ergebnisse nicht so, aber das liegt nicht an der Spielweise. Wir sind – außer gegen den FC Bayern München - noch nie mit dem Ziel in ein Spiel gegangen, am Ende das 0:0 zu halten. Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie versucht alles, um zu gewinnen. Aber wenn das nicht möglich ist, geht es darum, trotzdem Punkte zu sammeln.

Sie passen offenbar genau zum FC. Wie sehr ist der Verein inzwischen ihr Klub geworden?

Ich fühle mich im Klub und in der Stadt sehr, sehr wohl. Köln ist eine besondere Station für Manfred Schmid, meinen Co-Trainer, und mich und wir möchten so lange wie möglich hier bleiben.

Jörg Schmadtke sieht den Verein im Plan. Sie auch?

Ja, das ist auch meine Einschätzung. Natürlich hätte man gerne hier und da ein paar Punkte mehr geholt, aber unterm Strich stehen wir da, wo wir auch am Ende stehen wollen.

Zwei Sorgenkinder der Hinrunde, Daniel Halfar und Yuya Osako, berappeln sich langsam. Sie haben immer zu den beiden Spielern gehalten. Zahlt sich die Geduld aus?

Bei beiden gab es Gründe dafür, dass die Hinrunde nicht so gut gelaufen ist. "Halfi" hat sich schon in den letzten Spielen vor der Winterpause deutlich verbessert gezeigt. Bei Yuya war es wichtig, dass er durch die Winter-Vorbereitung eine ganz andere körperliche Grundlage hat als im Sommer nach der WM. Ich bin mit beiden momentan zufrieden.

Schlechte Nachrichten gibt es leider auch. Ihrem Stürmer Patrick Helmes droht die Sportinvalidität. Wie sehr schmerzt Sie das?

Ob das wirklich so kommt, ist nicht sicher und darüber sollte man auch nicht spekulieren. Dass uns Patrick Helmes mit seiner Erfahrung und seiner Qualität fehlt, ist doch klar. Er war eingeplant. Vor allem aber tut es mir für ihn selbst leid. Jeder hier würde sich freuen, wenn er nochmal für den FC auf Tore-Jagd gehen könnte.

Bei Yannick Gerhardt wurde Pfeiffersches Drüsenfieber diagnostiziert. Wie sehr belastet dies die aktuelle Lage?

Das ist bitter, nicht zuletzt für Yannick - denn er war sehr gut drauf. Aber ich habe noch nie über Ausfälle gejammert und werde das auch jetzt nicht tun.

Sie scheinen in Köln unantastbar zu sein. Nicht nur Herr Schmadtke ist ein echter Stöger-Fan. Wie stolz macht Sie das?

Kein Trainer ist unantastbar. Mir ist völlig klar, dass es am Ende darum geht, ob wir erfolgreich sind oder nicht. Ob Jörg Schmadtke ein Fan von mir ist, das müssen Sie ihn selbst fragen. Er ist eigentlich nicht der Typ für sowas. (lacht)

Am Freitag muss Köln zum FC Bayern reisen. "Es gibt liebere Orte, wo man hinfährt", sagten Sie. Klingt nicht sehr optimistisch.

Das hat nichts mit Optimismus oder Pessimismus zu tun, sondern mit einer realistischen Einschätzung. Wir können uns als Aufsteiger wohl kaum mit einem der besten Teams der Welt vergleichen und dass ein Abend in München auch mal bitter werden kann, wissen selbst Teams wie der AS Rom.

Keine Angst, dass man ähnlich wie der HSV oder Paderborn abgeschlachtet wird? Ihr Mittelfeldspieler Matthias Lehmann spricht kämpferisch vom FC-Riegel für München.

Wir haben Respekt, aber Angst wäre völlig fehl am Platz. Wir sind Sportler, wir wollen jedes Spiel gewinnen. Die Frage ist immer, ob der Gegner das ermöglicht. In München ist das unwahrscheinlicher als anderswo.

Sie sprachen zudem davon, dass es immer eine Überraschung geben könne. Wie groß ist wirklich der Glaube daran?

Wenn wir nicht dran glauben würden, dann könnte ich gleich mit der A-Jugend nach München fahren.

Es war zu lesen, dass Peter Stöger Bammel vor Pep Guardiola habe. Warum?

Ich habe keinen Bammel vor ihm.

Peter Stöger ist ein österreichischer Fußballtrainer und ehemaliger Fußballspieler. Er löste in der Saison 2013/2014 Holger Stanislawski als Cheftrainer des 1. FC Köln ab. Stöger wurde in seiner ersten Saison mit den Kölnern Herbstmeister in der 2. Liga und schaffte sogar den Aufstieg. Davor trainierte er unter anderem den FK Austria Wien, mit dem er österreichischer Meister wurde. Weitere Stationen als Trainer waren der SC Wiener Neustadt, der Grazer AK und First Vienna FC 1894.
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