Pep Guardiola und die Schiedsrichter - das ist eine ganz spezielle Liebe. Der Trainer des FC Bayern München scheint fasziniert zu sein von den Regelgöttern des deutschen Fußballs. Er fasst sie ständig an und im Spiel gegen den FC Schalke 04 fällt er dem vierten Offiziellen sogar um den Hals. Muss man Pep Einhalt gebieten oder hat der Spanier vielleicht sogar einen Schiri-Bonus?

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Mehmet Scholls Augen flehten Schiedsrichter Herbert Fandel an. Er war gefoult worden. Er wollte einen Elfmeter. Doch Fandel blieb hart. Kein Elfmeter. Nachdem Worte und Blicke den Schiedsrichter nicht erweichen wollten, sah Scholl nur noch einen Ausweg. Er umarmte ihn. Genutzt hat es nichts. Ganz im Gegenteil: Für seinen Annäherungsversuch zeigte Fandel, der ewig harte Hund, Scholl an diesem Oktobertag im Jahr 2000 sogar die Gelbe Karte.

Fast 15 Jahre später umarmt Pep Guardiola beim Torjubel den vierten Offiziellen Michael Kempter. Zuvor hatte er bereits mit dem Linienrichter aufgrund eines nicht gegebenen Tores für den FC Bayern München Diskurs gehalten. Mit einem beherzten Griff an den Arm selbstverständlich.

Es ist nicht das erste Mal, dass Guardiola Schiedsrichter anfasst. Auch Bibiana Steinhaus hat bereits Bekanntschaft mit dem zärtlichkeitsbedürftigen Spanier gemacht. Bisher ist der Bayern-Trainer noch immer um eine Strafe herumgekommen. Das passt nicht jedem.

Vor allem die leidgeprüften Anhänger von Borussia Dortmund, deren Trainer Jürgen Klopp schon des Öfteren nach intensiven Diskussionen mit den Offiziellen auf die Bühne verbannt wurde, können nicht verstehen, weshalb Guardiola trotz Anfassen und Diskussion weiter in der Coaching Zone bleiben darf.

Tatsächlich hatte Pep Guardiola wohl großes Glück, dass er nicht auf die Tribüne verwiesen wurde. Im Regelwerk der Fifa heißt es: "Der Trainer und die übrigen Betreuer dürfen die technische Zone nur in Ausnahmefällen verlassen". Mit seinem Sturmlauf an die Eckfahne, nachdem dem FC Bayern ein Tor aberkannt worden war, hat Guardiola diese Regel klar übertreten. Er hätte dafür zumindest verwarnt werden, wenn nicht sogar auf die Tribüne verwiesen werden können - sind sich auch die Regel-Experten vom "Collinas Erben" sicher.

Des Weiteren schreibt die Fifa folgende Regel vor: "Der Trainer und alle übrigen Personen, die sich in der technischen Zone aufhalten, müssen sich jederzeit korrekt verhalten." Die Aufgabe des vierten Offiziellen sei es unter anderem den Schiedsrichter zu informieren, "wenn sich Personen in der technischen Zone ungebührlich verhalten". Nun liegt es im Ermessen des einzelnen Schiedsrichters, ob er das Verhalten eines Trainers "ungebührlich" findet.

Guardiola hatte offenbar das große Glück bisher immer an Schiedsrichter geraten zu sein, die diese Regel großzügiger auslegen als andere. Daraus kann man nun nicht unbedingt einen Schiedsrichter-Bonus für den Bayern-Trainer ableiten. Sicher ist: Guardiola wird nicht immer an derartig relaxte Schiedsrichter geraten. Er täte deshalb gut daran, seine Hände im Zaum zu halten und die Ausflüge aus der Coaching-Zone auf ein Minimum zu beschränken.

Der Spanier selbst spielt die Umarmung im Interview mit "Sky" übrigens herunter. Es sei doch gar nichts groß passiert, meint Guardiola. "Wir (Guardiola und Kempter, Anm. d. Red.) sind Freunde. Ich hätte auch gerne mit der Kollegin in Mönchengladbach (Bibana Steinhaus, Anm. d. Red.) so gejubelt", sagt er und grinst. Ob Bibana Steinhaus das auch so sieht?

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