David Alaba ist verletzt, Marko Arnautovic angeschlagen und einige ÖFB-Spieler sind mit ihrem Klub in der Krise - Die Vorzeichen für das EM-Qualifikationsspiel gegen Russland am Samstag stehen nicht gerade zum Besten. Im exklusiven Interview erklärt ÖFB-Teamchef Marcel Koller, wie er auch ohne Superstar David Alaba der EM 2016 in Frankreich einen Schritt näher kommen will und warum er die Österreicher nicht als Gruppen-Favorit sieht.
Herr Koller, Österreich befindet sich in der FIFA-Weltrangliste aktuell auf Platz 29. Russland auf Rang 30, Schweden auf Rang 39. Österreich ist in dieser Gruppe also Favorit, oder?
Marcel Koller: Die Weltrangliste ist eine Momentaufnahme, an der wir uns kurz erfreuen können, die aber an der Ausgangsposition nichts geändert hat: Russland ist der Favorit in unserer Gruppe. Denn sie waren im Februar in Nizza in Topf eins zu finden und sie waren auch WM-Teilnehmer.
Die russische Mannschaft steht allerdings nach dem Verlust von zwei eingeplanten Punkten gegen Moldawien im eigenen Stadion schon gehörig unter Druck. Welche Taktik erwarten Sie aufgrund dieser Konstellation von ihrem Gegenüber Fabio Capello?
Russland hat eine sehr starke Mannschaft mit hervorragenden Spielern. Sie werden sehr kontrolliert und diszipliniert spielen.
ÖFB-Star
Natürlich schmerzt der Ausfall von David, da er einer der Leistungsträger ist. Dennoch hat nun ein anderer Spieler die Chance, sein Können unter Beweis zu stellen. Das Team hat schon gezeigt, dass es ohne Alaba auch gute Leistungen bringen kann.
Kann die Mannschaft den Ausfall von David Alaba in den kommenden Spielen überhaupt kompensieren?
Wir werden alles versuchen, um diesen Ausfall zu kompensieren. Ob es auch gelingt, werden wir sehen.
Neben dem verletzten David Alaba ist auch
Die Belastungen für die Spieler sind teilweise enorm aufgrund der Spiele in der nationalen Meisterschaft, den internationalen Bewerben und dem Nationalteam. Es bleibt wenig Zeit, um kleine Verletzungen auszuheilen und den Körper zu regenerieren. Daher können auf diesem hohem Niveau immer wieder Verletzungen passieren, das gehört leider zum Sport dazu.
Liechtenstein hat gegen Montenegro gepunktet. Island führt in deren Qualifikationsgruppe, Weltmeister Deutschland ist nur Vierter. Wieso haben einige Gruppen-Favoriten solche Probleme?
Es ist spannend zu beobachten, dass die vermeintlich Kleinen den Großen die Punkte wegnehmen. Es sind – und das habe ich immer betont – sehr enge Spiele. Wenn ich nur auf unsere Gruppe blicke, da gab es auch schon einige überraschende Ergebnisse. Die Teams entwickeln sich physisch und taktisch weiter und die Pflichtsiege gibt es eigentlich nicht mehr.
Im Gegensatz zu den meisten österreichischen Spielern sind die Russen momentan mit neun Kickern in der Champions League aktiv. Mit ZSKA Moskau und Zenit St. Petersburg sammeln sie dort wichtige Erfahrungen. Halten Sie das für einen Vorteil?
Internationale Erfahrungen zu sammeln bringt immer Vorteile mit sich, doch auch einige unserer Spieler sind in diesen Bewerben engagiert oder spielen in den stärksten europäischen Ligen.
Viele wichtige Spieler wie Sebastian Prödl oder Martin Harnik haben mit ihren Klubs VfB Stuttgart und Werder Bremen in der deutschen Bundesliga zu kämpfen. Wirken sich mögliche Tiefs mit den Bundesliga-Mannschaften negativ auf die Form im Nationalteam aus?
Die Spieler können zwischen Verein und Nationalteam gut unterscheiden und es gibt immer wieder die Aussagen der Spieler, dass sie gerne zum Team kommen und sich hier sehr wohl fühlen. Damit sind die Grundlagen geschaffen, um eine gute Leistung bringen zu können. Zeigen müssen es die Spieler dann selbst auf dem Platz.
Wie gelingt es Ihnen am Laufenden zu bleiben, wie es Marc Janko in Sydney ergeht? Haben Sie Möglichkeiten Spiele von ihm im TV zu verfolgen? Wie viele Spielbeobachter haben Sie generell zur Verfügung?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, um mit Marc in Kontakt zu sein und seine Spiele zu beobachten. Ich bin auch mit ihm regelmäßig in Verbindung, die Spiele sind über Satellit oder Stream zu sehen und wir können jedes Match auch als DVD erhalten. Wir haben genügend Spielbeobachter im Einsatz, um die für uns wesentlichen Spiele und Spieler zu analysieren.
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