Ein starkes Spiel der österreichischen Nationalmannschaft gegen den EM-Halbfinalisten Wales hinterlässt bei den Spielern Enttäuschung. Das 2:2 im Happel-Stadion scheint ein gerechtes Resultat zu sein, aber mit einem Quäntchen mehr Glück oder weniger Pech wäre ein Sieg möglich gewesen.

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Das Spiel begann fulminant. Nachdem Kevin Wimmer, der anstatt Markus Suttner als Linksverteidiger agierte, bereits nach fünf Minuten die erste Chance vorfand, musste keine zwei Minuten später Robert Almer gegen Superstar Gareth Bale eingreifen. In der Tonart ging es weiter.

Die Führung der Waliser resultierte schlussendlich aus einer inkonsequenten Abwehraktion Wimmers, der den Ball per Kopf nach Bales Flanke nicht weg brachte und somit Joe Allen den Führungstreffer in der 22. Minute aus nahezu 16 Metern ermöglichte.

David Alaba hatte darauf aber die passende Antwort parat, als er vier Minuten später den Ausgleichstreffer durch Marko Arnautovic mit einem gefühlvollen Weltklassepass vorbereitete. Der Stoke-Legionär brachte den Ball elegant per Kopf an Torwart Hennessey vorbei.

Wer damit gerechnet hatte mit dem Remis in die Halbzeit zu gehen, wurde in der 46. Minute eines besseren belehrt. Nach einem weiten Einwurf von Bale kam Wimmer im Luftduell gegen Chester zu kurz. Robert Almer parierte den Kopfball, der schlussendlich unglücklich vom liegenden Wimmer ins Tor bugsiert wurde.

Der erneute Führungstreffer der Waliser brach das ÖFB-Team keinesfalls. Bereits in der 48. Minute erzielte Arnautovic mit Übersicht seinen zweiten Treffer und fixierte damit sehr früh den Endstand. Österreich hatte im Verlauf der zweiten Spielhälfte noch ein paar Mal die Möglichkeit in Führung zu gehen, scheiterte aber an schlampig gespielten Angriffen oder fand im Waliser Tormann seinen Meister. Der Schlusspfiff kam für die Gäste beinahe als Erlösung, während die österreichischen Spieler nach dem Spiel unzufrieden wirkten.

Der Star des Spiels

Marko Arnautovic hat bis zu seinem Tor in der ersten Halbzeit kaum etwas gezeigt. Nach der Vollstreckung fand der England-Legionär seine übliche Spiellaune und beschäftigte die Waliser Abwehrreihen mit Dribblings, Positionswechsel und half auch defensiv oft aus. Der Ausgleichstreffer war die Krönung einer sehr starken Leistung.

Die Szene des Spiels

Der Führungstreffer der Waliser hatte etwas von einem Billardstoß an sich. Zuerst verliert Hinteregger an der linken Strafraumgrenze ein Kopfballduell, dann macht es ihm Wimmer nach, der als Folge liegend zum berühmten "Handkuss" kommt und ein Eigentor nach Parade Almers erzielt.

Eine weitere Schlüsselszene war die Art wie "Man of the Match" Marko Arnautovic den Ausgleich zum 1:1 schoss. Nach sanftem Lupfer von Alaba musste Marko den Ball und den herausstürmenden Waliser Tormann Hennessey im Auge behalten, um dann in einer schwierigen Bewegung den Ball stilsicher per Kopf ins Netz zu befördern.

Dies brachte ihm sogar Lob von Fußballlegende Herbert Prohaska ein, der meinte, dass dieses Tor schwieriger zu machen sei, als es aussehe.
Eine weitere Auffälligkeit im Spiel waren die weiten und gefährlichen Einwürfe von Real Madrid Star Gareth Bale. In beinahe Cristiano Ronaldo Manier streichelte Bale jedes Mal beim Einwurf den Ball trocken, wärmte seine Hände und nahm großen Anlauf. Der Führungstreffer in der 46.Minute war der Lohn für diese Behandlung. Auch wenn sonst kein weiteres Tor fiel, taten sich auch in Halbzeit zwei die Österreicher immer wieder schwer, die unberechenbaren Einwürfe Bales unter Kontrolle zu bringen.

Die Lehren des Spiels

Den Befürchtungen nach dem ersten Gruppenspiel, dass stärkere Gegner als Georgien Abwehrschwächen der Österreicher ausnützen könnten, versuchte Teamchef Marcel Koller mit einer überraschenden Aufstellung von Kevin Wimmer statt Markus Suttner entgegenzuwirken.

Der Tottenham-Legionär und gelernte Innenverteidiger spielte auf einer ungewohnten Position und sah bei den Gegentoren unglücklich aus. Offensiv wurde er von seinen Mitspielern selten eingebunden, hat aber ein ums andere Mal durch das Hinterlaufen vom ballführenden Arnautovic Waliser Verteidiger gebunden und Räume für den Doppeltorschützen geschaffen.

Wimmer sah man an, dass er wenig Spielpraxis besitzt. Möchte er ein fixer Bestandteil des Teams werden und mit Arnautovic eine englische Achse auf der linken Seite bilden, muss er diesen Umstand in naher Zukunft ändern und mehr Spielzeit erhalten.

Sein Gegenpart auf rechts, Florian Klein, zeigte besonders in Halbzeit eins, dass er sich die Kritik aus dem ersten Spiel zu Herzen genommen hatte und sorgte mit seinen Vorstößen für einige Unruhe in der Waliser Hintermannschaft.

Klein zog immer wieder als Ballführender gefährlich zur Mitte, was als Konsequenz den rechten Flügelstürmer Marcel Sabitzer in eine schwierige Lage brachte, auf der Außenposition zu glänzen. Der Leipzig Legionär wurde oft allein gelassen und konnte sich kaum ins Spiel einbringen.

Auffällig war, dass David Alabas erste Versuche lange Bälle zu spielen, scheiterten. Erst als Arnautovic der Ausgleich in der 28. Minute gelang, steigerte sich die Passqualität des Bayern München Stars und er erzeugte durch seine gefühlvollen Verlagerungen immer wieder Gefahr.
Die Waliser hingegen kamen kaum zu den gefürchteten Kontermöglichkeiten, da auch der Neo-Leverkusener und Kapitän Julian Baumgartlinger in seinem 50. Länderspiel eine starke Leistung bot, das Spiel mit David Alaba geschickt lenkte und viele Angriffsversuche der Gäste im Keim erstickte.

Insgesamt kam das Kombinationsspiel des ÖFB-Teams den ersehnten Leistungen der EM-Qualifikation sehr nah, wenn auch beide Gegentore durch individuelle Fehler und Pech für kleine Frustgefühle unter den Spielern sorgten und dadurch ein nicht unverdienter Sieg verschenkt wurde.

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