Möchte Österreich die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2018 noch schaffen, braucht es vor allem eine stabilere Abwehr. Interessant wird auch, wer als Nummer eins im Tor gegen Irland stehen wird. Und im linken Mittelfeld hinterlässt Arnautovic eine riesige Lücke.
Fünf Gegentore in zehn Spielen musste das Team von Trainer Marcel Koller in der gesamten Qualifikation zur Europameisterschaft hinnehmen. In der laufenden Quali zur Weltmeisterschaft hält man nach fünf Spielen bereits bei sieben Gegentreffern.
Die Abwehr ist aktuell wohl eine der größten Baustellen im Nationalteam. Der Rücktritt des Linksverteidigers Christian Fuchs schmerzt. Mit ihm ging ein wichtiger Teil der Viererkette verloren, der auch offensiv stets Aktionen setzte.
"Österreich hat qualitativ hochwertige Spieler nicht in dieser Quantität zur Verfügung wie andere Länder", analysiert der ehemalige UEFA-Cup-Held und Torhüter Otto Konrad. "Wenn einer ausfällt oder einen schlechten Tag hat, dann tut das dem Team extrem weh."
Abwehr ist das große Problem
"Dieses Freundschaftsspiel möchte ich auf jeden Fall rausnehmen", sagt Konrad. Auch zu seiner Zeit als Tormanntrainer des Nationalteams zwischen 2011 und 2013 seien Testspiele nie die große Stärke der Österreicher gewesen.
Übrig bleibt trotzdem: Die Abwehr muss in den verbleibenden fünf Spielen der WM-Qualifikation wieder bessere Leistungen zeigen.
Einen Vorteil gibt es: Kann das Team tatsächlich beliebig zwischen Dreier- und Viererkette variieren, wird man für die Gegner weniger berechenbar.
Psychische Belastungen
Problematisch sieht Otto Konrad, dass einige ÖFB-Spieler in ihren Klubs nicht mehr fix zum Einsatz kommen. Andere mussten mit ihrem Verein einen Abstieg verkraften.
Das seien alles psychische Belastungen, die man erst einmal wegstecken müsse. Und im Nationalteam habe man nur wenig Zeit, um diese Spieler wieder aufzubauen.
"Man konnte den Spirit, der vor der EM geherrscht hat, nach dem Turnier in Frankreich leider nicht mitnehmen", moniert Otto Konrad. "Als Janko getroffen hat,
Österreich habe das gleiche Torhüterproblem wie etliche Mannschaften: "Kein Torhüterproblem hat man nur dann, wenn man über drei Keeper verfügt, in den Hut greift und es egal ist, wer von den Dreien spielt."
Heinz Lindner hat noch nicht bewiesen, dass er seine Reservistenrolle im Verein so gut wegstecken kann, wie das Robert Almer konnte. "Und man muss schon einmal darüber nachdenken, warum kein österreichischer Tormann in einer ausländischen Liga die unumstrittene Nummer eins ist", trifft Konrad einen wunden Punkt.
Marko Arnautovic fehlt
Im nächsten WM-Qualifikationsspiel gegen Irland am 11. Juni gilt es eine weitere Baustelle zu beheben: Der zuletzt überragende
Und dann ist da noch der Angriff. Das ÖFB-Team verfügt mit Marc Janko und Guido Burgstaller zwar über zwei Klasse-Stürmer, die für den FC Basel und Schalke 04 regelmäßig treffen. Aber im Team klappte es die vergangenen Spiele nicht wirklich.
Janko traf zuletzt am 9. Oktober 2016 für Österreich, und Burgstaller konnte im ÖFB-Team noch nicht an seine Leistungen bei Schalke anschließen. Schon alleine seine Körpersprache bei den Gelsenkirchenern muss dem Gegner Angst einflößen. Weshalb dieses Selbstvertrauen nicht eins zu eins aufs Team übertragen werden kann weiß wohl niemand so genau.
Dass Österreich einen schwachen Sturm hätte, kann jedoch niemand behaupten. Sabitzer und Harnik sind schnelle und abgebrühte Angreifer, die Koller neben Janko und Burgstaller zur Verfügung hat.
Der Zug ist noch nicht abgefahren
Bei all der Kritik muss man festhalten: Der WM-Zug ist noch nicht abgefahren. Keines der Teams in der Österreich-Gruppe hat bisher vollends überzeugt. Österreich liegt bei fünf verbleibenden Spielen nur vier Punkte hinter den Führenden Serbien und Irland.
Beide verfügen über elf Punkte. Die Führenden aller restlichen acht WM-Quali-Gruppen stehen bei zumindest 13 Punkten. In der ausgeglichenen Gruppe D ist noch viel möglich.
Nach der erfolgreichen EM-Qualifikation sind wohl auch die Ansprüche der österreichischen Fans gewachsen. Und auch Größen wie Argentinien und die Niederlande um eine WM-Teilnahme.
"Ich schaue immer nach Holland, was dort eigentlich los ist. Sie haben uns über Jahrzehnte gezeigt, wie Fußball funktioniert und jetzt haben sie eine Phase, die nicht wirklich lustig ist", glaubt Otto Konrad. Auf die Frage, ob Österreich 2018 nach Russland reisen wird, sagt er weder ja noch nein: "Im Fußball ist viel möglich."
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