Das ÖFB-Team verlor das Testspiel gegen die Türkei mit 1:2. Die Leistung passte über weite Strecken - den Unterschied machte ein schwerer Fehler von Torhüter Ramazan Özcan aus.
Schwere Fehler von Stürmern sorgen selten für Schlagzeilen. Vergebene Chancen werden auch den größten Offensivstars schnell verziehen. Anders sieht es da bei Patzern aus, die in der Defensive passieren. Sie führen meist zu Gegentoren, beeinflussen damit direkt das Ergebnis und brennen sich in die Köpfe ein. Ein spektakulärer Fauxpas besiegelte auch die Niederlage des österreichischen Nationalteams im Testspiel am Dienstag gegen die Türkei.
Österreichs Torhüter Ramazan Özcan wollte sich in "Manuel Neuer-Manier" als Feldspieler versuchen und probierte, anstatt den Ball hoch abzuschlagen, einen Pass zu einem seiner Mitspieler. Stattdessen legte er mustergültig für den türkischen Superstar Arda Turan auf. Der Spieler des FC Barcelona reagierte in der 56. Minute mit einem eleganten Heber, der den Sieg für die Türkei besiegelte. Schon bei seinem Länderspieldebüt im Jahr 2008 unterlief dem damals 24 Jahre alten Keeper Özcan ein folgenschwerer Fehler. Im Testspiel gegen Italien eilte er bei einer harmlosen Flanke aus dem Tor und wollte den Ball mit der Hand wegfausten. Allerdings konnte er nicht klären, sondern bugsierte den Ball unglücklich ins eigene Tor, was damals den 2:2 Endstand bedeutete.
Starke Offensivkombinationen
Trotz 1:2 Niederlage im Ernst-Happel Stadion in Wien gegen die Türkei präsentierten sich die ÖFB-Kicker in guter Form. Wie immer in jüngster Vergangenheit startete das Team rund um Spielmacher
Bis eben knapp nach Wiederanpfiff der Partie der folgenreiche Patzer passierte. Auf die Frage durch die ORF-Redakteurin, ob es sich dabei um ein Blackout gehandelt habe, reagierte Özcan zerknirscht: "Es war kein Blackout, es war ein Fehlpass". Er nehme die Niederlage auf seine Kappe und habe sich bei den Jungs entschuldigt. Österreichs Superstar nahm seinen Teamkollegen direkt nach dem Spiel in Schutz. "Das passiert. Er ist ein überragender Torhüter und zeigt das Woche für Woche in der deutschen Bundesliga", so David Alaba über den Schlussmann, der für den FC Ingolstadt 04 spielt.
Starker Arnautovic
Die Türken zeigten individuelle Klasse und schafften es häufig die Angriffe der Österreicher zu unterbinden. Aber auch Österreichs Abwehr ließ sehr wenig zu. Aus dem Spiel heraus konnten sich die Türken so gut wie gar keine Chancen erarbeiten. Über große Teile des Spiels neutralisierten sich die beiden Mannschaften also, wobei die Österreicher trotz Niederlage kreativer in ihren Angriffen wirkten. Vor allem Marko Arnautovic zeigte wieder ein sehr gutes Spiel. Mit seiner technischen Klasse plus seiner körperlichen Robustheit verschaffte er sich sehr viele Freiräume und war nur durch Fouls zu stoppen. Zwei hochwertige Chancen konnte aber auch er nicht nutzen.
Die Form passt
Generell braucht man sich um die Form des ÖFB-Teams keine Sorgen zu machen. Die Testspiele für die Europameisterschaft in Frankreich sollten nicht allzu hoch eingeschätzt werden. Bei dem 2:1 Heimsieg gegen Albanien am Samstag und der knappen Niederlage gegen die Türkei konnten beinahe alle Kaderspieler ihr Können unter Beweis stellen. Auch die Spieler aus der zweiten Reihe zeigten, dass sie bei der EM viel für das Team beitragen könnten.
Wenngleich Österreichs "Stammteam", das am Samstag die erste Halbzeit gegen Albanien bestritt, den zukünftigen Gegnern Österreichs wohl am meisten Respekt einflössen dürfte. Janko, Arnautovic, Harnik, Alaba und Junuzovic sind wohl die stärksten Offensivkräfte des ÖFB-Teams. Baumgartlinger auf der Position des Sechsers und die Viererabwehrkette mit Dragovic, Hinteregger, Fuchs und Klein bilden eine kompakte Abwehr. Auch Einser-Torhüter Almer zeigte im ÖFB-Team regelmäßig sehr starke Leistungen.
Trotz der Euphorie auf die bevorstehende EM in Frankreich, war das Happel-Stadion bei den beiden Testspielen nicht ausverkauft. Am Samstag waren es 28.600, am Dienstag lediglich 26.700 Zuschauer, die das Spiel live mitverfolgt haben. Wobei die zahlreichen türkischen Fans den österreichischen Anhängern in puncto Lautstärke überlegen waren. Mit einem Sieg im Rücken lässt es sich leichter jubeln.
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