Momentan kann es für Guido Burgstaller nicht besser laufen. Sechs Tore in zwölf Spielen für Schalke, Treffer in der Euroleague, erster Bundesligadoppelpack gegen Augsburg und nach längerer Pause wieder für das österreichische Nationalteam nominiert. Ein Lohn, der nicht von ungefähr kommt. Ein Blick auf den vermeintlichen Spätstarter und Arbeitstier.

Mehr News zum Thema Fußball

Guido Burgstaller ist wieder dabei. ÖFB-Teamchef Marcel Koller hat diese Woche das Comeback des 27-Jährigen in die Nationalmannschaft verkündet.

Burgstaller begann seine Karriere 2007 beim FC Kärnten, bis er 2011 über Wiener Neustadt zum SK Rapid kam. Dort sorgte er in 109 Spielen mit 27 Toren und 21 Assists sofort für Aufsehen.

Sein nachfolgendes Auslandsengagement bei Cardiff City war mit fünf Einsätzen und einem Tor eher überschaubar. Als 2015 Nürnberg den Mittelstürmer, der auch außen spielen kann, verpflichtete, fand Burgstaller wieder in die Spur zurück. 34 Tore und zwölf Assists in 70 Zweitligaspielen sprechen Bände. Und nun der Erfolg bei Königsblau.

Die Ablösesummer, die Schalke 04 heuer für den gebürtigen Kärntner bezahlt hat, betrug 1.5 Millionen Euro. Keine drei Monate später hat sich nach seinen fulminanten Auftritten in Liga und International sein Marktwert auf 3.000.000 Euro verdoppelt (Quelle: Transfermarkt).

Torgefährlichkeit steigt

Guido Burgstaller ist ein Tempofußballer mit Willen. Beim österreichischen Rekordmeister Rapid Wien merkte man bereits, dass, auch wenn spielerisch nicht alle seine Vorhaben gelangen, er sich nicht beirren ließ, aus allen Lagen aufs Tor schoss, Haken schlug und sich sogar an Zidanes Marseillaise versuchte. Bereits damals war auch für das ungeschulte Auge ersichtlich, dass Burgstaller ein Spieler ist, der den Drang nach stetiger Verbesserung in sich trägt und nicht, der - für österreichische Bundesligaspieler oft typischen - Selbstzufriedenheit erliegt. Er versucht außergewöhnliche Dinge.

Arbeitet man sich statistisch an den Fußballer Burgstaller heran, so wird ersichtlich, dass im Laufe der letzten Jahre seine Torgefährlichkeit stieg. Waren es in der Saison 2012/2013 noch 433 Minuten, die der Neo-Schalker für ein Tor benötigte, so wurden es die Jahre später zwischen 198 und 223 Minuten. In der aktuellen Saison traf er für Nürnberg in 16 Spielen 14 Mal (97 Minuten für ein Tor) und benötigt aktuell in der ersten deutschen Bundesliga, nach bisher acht Spielen, 154 Minuten bis zum Torjubel.

Zwischen Ballverlust und Torgarant

Bei Burgstaller Spielstil ist besonders auffällig, dass seine Art Fußball zu spielen immer wieder differenzierte Meinungen hervorbringen. Gescheiterte Dribblings, schwache Flanken und vergebene Chancen gehörten in der bisherigen Karriere zu Burgstaller ebenso dazu, wie jene Hochphasen, für die er von Fans verehrt wird.

Aktuell hinkt Schalke seinem Anspruch, Champions League zu spielen deutlich hinterher und wird wohl, ohne die Euroleague zu gewinnen, nächste Saison nicht in der Königsklasse vertreten sein. Burgstaller dagegen ist in dieser schwierigen Phase ein Garant dafür, dass die Chance für Schalke auf zumindest internationale Plätze noch intakt ist. Ein treffsicherer Stürmer in einer leicht kriselnden Mannschaft.

Der weitere Verlauf Burgstallers Karriere wird sich in anderen Phasen entscheiden. Wie sieht es bei einer immer stärker werdenden Schalker Mannschaft aus? Bleibt sein Konkurrent Klaas-Jan Huntelaar weiter nur Edeljoker? Kehrt eine torlose Zeit, wie sie viele Stürmer erleben, ein, und übersteht er sie?

Guido Burgstaller arbeitet viel, erarbeitet sich viel. Vergibt einiges. Er ist nach bisheriger Beobachtung ein Stürmer gewesen, der, grob gesagt, mehrere Torchancen braucht, um zu treffen. Aktuell nutzt er sein Momentum, das ihn durch seine wichtigen und regelmäßigen Torerfolge umgibt und scheint durch die erste Liga zu schweben. Eine Zeit, die er genießt und auch einordnet, denn er kennt auch andere Zeiten.

Wieder Nationalspieler

Seine Länderspielkarriere ist etwas, das sich in Burgstallers Vita noch leblos liest. Sein Debüt feierte er am 29. Februar 2012, sein bislang letzter Einsatz im ÖFB-Team datiert vom 29. März 2016. Er traf in neun Länderspielen kein einziges Mal, spielte dabei auch insgesamt nur 278 Minuten. Ein Makel, der er bald ausmerzen kann.

Er wurde von Teamchef Marcel Koller, der die neugefundene Ruhe Burgstallers vor dem Tor lobt, in den Kader für das WM-Qualifikationsspiel gegen Moldawien am 24. März und für den anschließenden Test gegen Finnland (28.03.) einberufen: "Er ist extrem viel unterwegs, reißt Löcher, ist beidfüßig und schießt Tore".

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.