Das souveräne 5:0 über Liechtenstein unterstreicht die neu erworbene Reife der österreichischen Nationalmannschaft. Die EM-Endrunde ist zum Greifen nahe.
Der Liechtensteiner Fußballverband hat es vor der Partie noch mit ein bisschen Westentaschenmagie versucht: Das EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich wurde in ein Bild gepackt, zwei Pudelmützen in den jeweiligen Landesfarben sollten den Vergleich darstellen - und bei dieser Gelegenheit auch eine kleine Anspielung sein auf das ÖFB-Desaster auf den Färöer Inseln. Man erinnerte sich: Torhüter Jens Knudsen, die Mütze, das 0:1, die größtmögliche Blamage.
Als es dann im Rheinpark in Vaduz um Fußball ging und nicht um Sticheleien, war es mit dem faulen Zauber der Gastgeber schnell vorbei: 16 Minuten benötigte Österreich, um das Ergebnis gegen den Fußballzwerg auf 0:2 zu stellen und damit die Partie quasi zu entscheiden.
Im Vorfeld der Partie wurde viel darüber spekuliert, wie Österreich mit der Favoritenrolle und dem vermeintlich sehr speziellen Druck als amtierender Tabellenführer umgehen würde. Die Qualifikationsrunde war mit zehn Punkten aus vier Spielen fast zu gut verlaufen und nicht nur Berufspessimisten warteten auf den in den letzten Jahren nur zu häufig erlebten Einbruch - gerade gegen einen Kontrahenten wie Fußballzwerg Liechtenstein.
ÖFB-Team wird erwachsen
Diese österreichische Mannschaft ist aber ein anderes Kaliber als die meisten ihrer Vorgänger. Solide, nüchtern und souverän entledigte sich die Mannschaft von Trainer Marcel Koller der lästigen Pflichtaufgabe, feierte den vierten Quali-Sieg in Folge und steht zur Hälfte der EM-Qualifikation nun schon mit einem Bein in Frankreich.
Die Tore von Martin Harnik (14.) und Marc Janko (16.) bescherten Österreich einen verhältnismäßig ruhigen Abend, selbst ein verschossener Foulelfmeter von
Das 0:4 von Zlatko Junuzovic war ein schönes Stückchen Fußball (79.), der Schlusspunkt von Marko Arnautovic (90.+3) noch so ein Hinweis: Österreich ist schwer auszurechnen, wie fünf Tore von fünf verschiedenen Torschützen zeigen.
Marcel Kollers Mannschaft macht ihr Spiel
Nur zu oft war es in der Vergangenheit so, dass Österreich gegen die vermeintlich kleinen Gegner entscheidende Punkte auf dem Weg zu einem Großereignis hat liegen lassen. Das ist in dieser Qualifikationskampagne anders. Kollers Mannschaft spielt ihr Spiel - egal ob gegen den Weltranglistenersten oder eben Liechtenstein, die aktuelle Nummer 123 der Welt.
Alaba hat auch gegen Liechtenstein wieder auf einer tieferen Position im Mittelfeld angefangen, der Gegner wurde so immer wieder gelockt, ohne ihm eine echte Chance auf Zugriff in einer gefährlichen Spielzone zu gewähren. "Riesenkompliment an meine Mannschaft! Sie hat das Pressing gut umgesetzt und en Gegner gezwungen, Fehler zu machen", sagte Teamchef Koller nach dem Spiel.
Zusammen mit Junuzovic verteilte Alaba die Bälle aus dem Zentrum immer wieder schnell auf die Außen und gab dem österreichischen Spiel Struktur und Halt. So viel, dass sich der Gegner in 90 Minuten keine einzige nennenswerte Torgelegenheit herausspielen konnte. Bei aller Euphorie über die Siege und das verbesserte Offensivspiel unter Trainer Koller: Es ist und bleibt die Defensivarbeit, die Österreich derzeit zu Recht als beste Mannschaft der Gruppe G ausweist.
"Rechnen überlassen wir anderen"
Erst zwei Gegentore in fünf Spielen ist ein beeindruckender Wert - nur England hat bei ebenfalls fünf absolvierten Spielen von allen Mannschaften eine noch bessere Quote vorzuweisen. Da stört auch das Ergebnis aus dem fernen Chisinau nicht, wo Verfolger Schweden gegen Moldawien ebenfalls zu einem Pflichtsieg kam - unter anderem dank eines Sensationstors von Zlatan Ibrahimovic.
Am Dienstag bietet die Partie gegen Bosnien die Gelegenheit zu einigen Experimenten, ehe es im Juni zum womöglich schon vorentscheidenden Spiel gegen die Russen kommt. Mit einem Sieg in Moskau wäre die ÖFB-Auswahl im Prinzip schon sicher in Frankreich dabei, selbst ein Remis wäre Gold wert - im Parallelspiel nehmen sich Schweden und Montenegro gegenseitig die Punkte weg.
"Das Rechnen überlassen wir lieber den anderen", sagte Torschütze Janko. Noch drei Siege aus den letzten fünf Spielen, dann muss niemand mehr rechnen. Dann hat es Österreich nach über 50 Jahren definitiv wieder aus eigener Kraft zu einer EM geschafft.
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