Viele Fußballfans rieben sich verwundert die Augen, als Rebecca Knaak im DFB-Kader von Christian Wück erschien. Wer ist die Linksfüßin, die mit 28 Jahren ihr Debüt im Deutschlandtrikot feierte?

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"Extrem schön, wieder hier zu sein." Mit diesen Worten eröffnete Rebecca Knaak die Pressekonferenz am Donnerstag, einen Tag vor dem Auftakt der Nations League gegen die Niederlande (2:2).

Rebecca Knaak (links) und Janina Minge (rechts) beim DFB-Training im Februar 2025.
Rebecca Knaak (links) und Janina Minge (rechts) beim DFB-Training im Februar 2025. © Kessler-Sportfotografie/IMAGO/Jürgen Kessler

Neun Jahre und fünf Monate ist ihre letzte DFB-Nominierung her – und plötzlich darf die 28 Jahre alte Verteidigerin von Manchester City tatsächlich ihr Debüt für die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen geben.

Es ist ein ungewöhnlicher, fast märchenhafter Moment in der Karriere der Rheinland-Pfälzerin, die seit ihrem Bundesliga-Abgang vor vier Jahren fast in Vergessenheit geraten war. Aber alles der Reihe nach.

Über Rosengard und Manchester City zur deutschen Nationalmannschaft

"Ehrlicherweise hatte ich das Thema Nationalmannschaft für mich persönlich so nicht mehr auf dem Schirm", gibt sie offen zu Protokoll. Umso überwältigter zeigt sich die Defensivspielerin, die ihren Fußball in den letzten drei Jahren bei Rosengard in Schweden auf ein neues Level hob, bevor sie im Januar 2025 den Schritt in die englische Women’s Super League wagte.

"Ehrlicherweise hatte ich das Thema Nationalmannschaft für mich persönlich so nicht mehr auf dem Schirm."

am Donnerstag bei der DFB-PK vorm Nations-League-Spiel gegen die
Rebecca KnaakNiederlande

Bundestrainer Christian Wück, der in der digitalen Pressekonferenz vor dem Niederlande-Spiel neben Knaak saß und lächelte, zählt Knaaks Qualitäten auf: "Rebecca überzeugt mit ihrem linken Fuß und bringt mit Zweikampfstärke, Größe und Kopfballspiel alles mit, was eine erfolgreiche Innenverteidigerin braucht".

Dass Wück gegen die Niederlande auf Knaak setzte, drohte zunächst zum Reinfall zu werden. Vor dem 1:0 für die Niederlande sah Knaak im Laufduell gegen Lineth Beerensteyn nicht gut aus, doch im Verlauf des Spiel stabilisierte sich Knaak deutlich. Vor allem die Ruhe, die sie ausstrahlte, lässt erahnen, was sie auch künftig an Qualität für das Nationalteam einbringen kann.

Knaak könnte den Ausfall von Doorsoun und Hendrich kompensieren

Angesichts der verletzungsbedingten Ausfälle von Sara Doorsoun und Kathrin Hendrich sucht Wück dringend Stabilität in der Defensive.

Seit dem Rücktritt der langjährigen Abwehrchefin Marina Hegering klafft eine Lücke in der Innenverteidigung, und Nachwuchsspielerinnen drängen sich nicht auf. Dass Knaak nach so langer Abwesenheit nun plötzlich zur Schlüsselspielerin avancieren könnte, ist eine der bemerkenswertesten Wendungen im DFB-Team der letzten Jahre.

Knaaks Weg zurück ins Rampenlicht des deutschen Fußballs ist voller Umwege, geprägt von Höhen und Tiefen. Bereits mit 14 Jahren trug sie das DFB-Trikot in der U15 – "ausgerechnet gegen die Niederlande", wie sie selber fröhlich erzählt.

Später durchlief sie sämtliche Juniorinnen-Auswahlen, führte sogar die U20-Nationalmannschaft als Kapitänin an. Doch ein A-Länderspiel blieb ihr lange verwehrt.

Rebecca Knaak, Manchester City, bislang kein A-Länderspiel (oben in der U19)
Die 28 Jahre alte Verteidigerin wurde nach über neun Jahren erstmals wieder für die Nationalmannschaft nominiert. Seit ihrem Wechsel zu Manchester City im Januar 2025 hat sie sich in der englischen Women's Super League etabliert und überzeugt durch ihr taktisches Verständnis und ihre Passsicherheit. Sie könnte in den kommenden Spielen ihr Debüt im A-Team feiern. © foto2press/imago sportfotodienst

Nach Bundesliga-Stationen beim SC Bad Neuenahr, Bayer Leverkusen und SC Freiburg verließ sie 2022 Deutschland und wechselte zum FC Rosengard nach Schweden. In der Damallsvenskan feierte Knaak große Erfolge, gewann zweimal die Meisterschaft, wurde zur besten Abwehrspielerin der Liga gewählt und entdeckte sich neu als offensivstarke Innenverteidigerin, die Tore erzielte und Spiele entschied.

Für Knaak ist Englands Women's Super League "die beste Liga der Welt"

Doch ihre Karriere war auch von Rückschlägen geprägt. Eine schwere Zehenverletzung setzte sie Ende 2022 für ein Jahr außer Gefecht. Ihr Masterstudium in Psychologie, das sie mit der Note 1,5 abschloss, half ihr, mental stärker zu werden. "Ich möchte immer gerne wissen, warum ich oder andere so denken und fühlen", zitiert die Deutsche Presse-Agentur die Verteidigerin.

ManCitys Rebecca Knaak (rechts) im Zweikampf mit Arsenals Alessia Russo.
ManCitys Rebecca Knaak (rechts) im Zweikampf mit Arsenals Alessia Russo. © IMAGO/Nina Farooqi

Im Januar 2025 wechselte Knaak zu Manchester City, und damit von Schweden nach England in die, so sagte sie es selbst bei ihrer Vorstellung, "beste Liga der Welt". Auf der DFB-PK geht sie weiter ins Detail: "Jedes Spiel fordert dich an der Leistungsgrenze, oder sogar darüber hinaus. Genau das hat mich gereizt", beschreibt sie ihren neuen Alltag.

Christian Wück beobachtete sie in England und war beeindruckt. "Rebecca hat in Schweden und nun in England eine Entwicklung durchgemacht, die uns überzeugt hat, dass sie uns helfen kann", so der Bundestrainer, der dringend Stabilität für die EM im Sommer in der Schweiz sucht, nachdem sich die Abwehr der DFB-Frauen auch unter seiner Regie immer wieder als Schwachstelle herausgestellt hat.

Gegen die Niederlande hat Knaak bereits die erste Prüfung des EM-Jahres bestanden, nun wartet Österreich Die 28-Jährige will diese Chance nutzen, um sich nachhaltig für das EM-Turnier im Juli zu empfehlen. "Da würde ein riesengroßer Traum in Erfüllung gehen", schwärmt sie.

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