Mit dem DFB-Karriereende von Manuel Neuer endet in der Nationalmannschaft auch eine Ära. Der 38-Jährige revolutionierte das Torwartspiel, nun bekommt ein anderer Keeper endlich seine Chance.

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Manuel Neuer setzt sich auf einen Drehhocker vor einer Deutschland-Fahne, atmet noch mal ein – und verkündet eine Zeitenwende, die den deutschen Fußball verändern wird. "Irgendwann musste dieser Tag ja kommen: Mit dem heutigen Tag endet meine Karriere in der deutschen Nationalmannschaft", sagt er mit fester Stimme. Nach 15 Jahren als Nummer eins und 124 Länderspielen, 61 davon als Kapitän.

Der letzte Weltmeister von 2014 nimmt Abschied, es ist wahrlich das Ende einer Ära. "Ich habe es geliebt, das Trikot der Nationalmannschaft zu tragen", sagt Neuer in seinem Instagram-Video, die ganz großen Emotionen sind nicht zu spüren. Der 38-Jährige ist klar, entschlossen. Jetzt übergibt er an Marc-André ter Stegen, der schon so lange darauf wartet, die Nummer eins zu werden.

Vorher aber geht Manuel Neuer noch einmal auf den Streifzug durch seine DFB-Karriere: angefangen am 2. Juni 2009 gegen die Vereinigten Arabischen Emirate in Dubai, "als ich ultranervös gewesen bin". Gekrönt 2014 in Rio de Janeiro, "wo wir Weltmeister geworden sind". Beendet am 5. Juli 2024: das Viertelfinalaus bei der Heim-EM gegen Spanien. Sein letztes Turnierspiel. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wird ihm wohl noch einen rauschenden Abschied bescheren.

Julian Nagelsmann, seinen dritten Bundestrainer nach Joachim Löw und Hansi Flick, hat er am Morgen in einem "vertrauensvollen und wertschätzenden Gespräch" informiert. Er wird ihm gesagt haben, was er auch den "lieben Fans und Fußball-Deutschland" mitteilte: Er fühlt sich körperlich sehr gut und hätte auch Lust auf die WM 2026 gehabt. "Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist, diesen Schritt zu gehen und mich in Zukunft voll und ganz auf den FC Bayern München zu konzentrieren." Dort läuft sein Vertrag bis 2025.

Auf Schalke fing alles an

Als im März 1991 ein fünf Jahre alter Steppke beim Training von Schalke 04 aufkreuzte, war die Weltkarriere des wohl besten Torhüters jemals selbstverständlich noch nicht abzusehen. Manuel Neuer wuchs als Sohn eines Polizisten in Gelsenkirchen-Buer auf, eine sportliche Laufbahn begann sich im Jahr 2000 mit dem Wechsel auf die Fußball-Eliteschule Berger Feld abzuzeichnen – zwei Steinwürfe von der Schalke-Arena entfernt.

Schon als A-Jugendlicher durfte er in der zweiten Mannschaft spielen, zur Saison 2005/06 wurde er dritter Torhüter des FC Schalke. Zum Raketenschub für die Karriere wurde der erste Bundesliga-Einsatz am 19. August 2006 bei Alemannia Aachen: Frank Rost hatte sich verletzt, Neuer war plötzlich Stammtorhüter.

Er spielte sich fest, zeigte bald spektakuläre Leistungen in der Champions League und ab 2009 auch für die Nationalmannschaft. Unter anderem bei der WM 2010, die er nach einer Verletzung von René Adler spielen durfte: stark in der Luft, herausragend auf der Linie, exzellent mit dem Fuß.

"Koan Neuer" war bei den Bayern-Fans schnell Geschichte

Ab 2011 beim FC Bayern, womit sich Neuer beiderseits Feinde machte. Auf Schalke schimpften sie ihn "Judas", die Münchner Fans hielten Schilder hoch: "Koan Neuer", was sie aber angesichts sensationeller Paraden schnell einstellten. Schließlich revolutionierte Manuel Neuer das Torwartspiel, er überführte es in die Moderne – mit dem Höhepunkt der WM in Brasilien.

Seine Leistungen dort waren eine Offenbarung. Ja, als Torhüter hütete er noch das Tor. Aber er dachte überdies voraus, leitete ein, verhinderte gefährliche Situationen mit halsbrecherischen Ausflügen bereits an der Mittellinie. Wahrscheinlich hat niemals zuvor und nie wieder danach ein Torhüter eine derart gute WM gespielt – "ein Erlebnis, das uns das ganze Leben lang prägen wird", wie er selbst sagt.

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Neuers fataler Ski-Ausflug

Welch eine Karriere. Was wäre bloß möglich gewesen, hätten Neuer nicht immer wieder Verletzungen ereilt? Mittelfußbrüche sind zu nennen, zudem der fatale Unfall beim Tourenski mit einem knappen Jahr Pause 2022. "Von wegen: Wir hauen uns auf der Hütte den Marillenschnaps rein und rasen runter", erzählte er später darüber. "Das war Training – Regeneration für Körper und Psyche. Ich bin diese Strecke schon zigfach gefahren." Diesmal stürzte er und brach sich den Unterschenkel.

Auch deshalb stellte sich die Frage, was ein Spitzensportler seinem geschundenen Körper noch zumuten will. Neuer hat sie beantwortet – es reicht.

"Er ist ein weiterer Weltklasse-Torwart, der auf seine Chance wartet."

Rudi Völler über Marc-André ter Stegen

Ter Stegen, seit zehn Jahren Stammtorwart beim FC Barcelona, steht bereit. "Er ist ein weiterer Weltklasse-Torwart, der auf seine Chance wartet", sagte DFB-Sportdirektor Rudi Völler, "wir haben keine Sorgen." (sid/bearbeitet von ms)

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