Frankfurt/Main - Diese Entscheidung von Sandro Wagner tut Julian Nagelsmann ein Jahr vor der Fußball-WM richtig weh. Doch angesichts der verlockenden Optionen hat der Bundestrainer absolutes Verständnis für seinen Weggefährten, der künftig lieber Chef bei einem Club als Co-Trainer bei der Nationalmannschaft sein möchte - und damit zum ersten Stein in einem großen Trainerdomino der Bundesliga werden könnte.
Eine WM mit Titelchance in den USA, Mexiko und Kanada? Darauf wollte
Dortmund? Leverkusen? Leipzig?
"Ich möchte bald den nächsten Schritt gehen. Es ist kein Geheimnis, dass es mein großer Wunsch ist, irgendwann selbst als Cheftrainer zu arbeiten. Mit dem Start meiner Fußballlehrer-Ausbildung im Januar ist mir das immer klarer geworden", sagte der ehemalige Stürmer. Die Gespräche mit den Beteiligten beim DFB seien offen und sehr gut verlaufen, beschrieb Wagner.
Trainer beim abgesackten Revierriesen Borussia Dortmund, Xabi-Alonso-Nachfolger in Leverkusen oder im Tandem mit Oberboss Jürgen Klopp bei RB Leipzig? Für Wagner, der in Fußball-Deutschland einen exzellenten Ruf genießt, könnte es in diesem Sommer eine Fülle verlockender Möglichkeiten geben.
Sein Bekenntnis aus einem "Spiegel"-Interview im Januar, wonach er "auf jeden Fall" bis zur WM Assistent bleiben wolle, holte er nun gut drei Monate später vollumfänglich zurück. Damals hatte Wagner beteuert, die Stelle sei "derzeit perfekt" und die WM 2026 "ein cooles Ziel". Nun gibt es offenbar reizvollere Ziele.
Final Four als letztes gemeinsames Ziel
"Ich kann Sandros Wunsch, Cheftrainer zu werden, persönlich gut nachvollziehen und respektiere seine Entscheidung", sagte Bundestrainer
Wagner selbst äußerte sich emotional beim sozialen Netzwerk Linkedin - und ließ seine konkrete Zukunft ab dem Sommer offen. "Es gab in den letzten Wochen und Monaten immer wieder konkrete Anfragen von Vereinen. Das ehrt mich", schrieb Wagner. Er habe aber "noch keine Entscheidung getroffen, ob ich direkt im Sommer eine neue Aufgabe übernehmen oder mich komplett auf meine Trainer-Ausbildung konzentrieren werde". Wagner will jetzt in Ruhe nachdenken.
Öffentliche Zurückhaltung hinter Nagelsmann
Der DFB machte zunächst keine Angaben, ob und wie er Wagners Posten nachbesetzen wird. Benjamin Glück bleibt als Assistent an der Seite von Nagelsmann, der selbst seinen Vertrag bis zur EM 2028 verlängert hatte. "Sandro hat unser Team mit seiner Expertise und als Person bereichert", stellte Nagelsmann fest. Im Schatten des Bundestrainers übte sich Wagner aber auch oft in öffentlicher Zurückhaltung.
Die emotionale Heim-EM mit dem bitteren Viertelfinal-Aus gegen den späteren Sieger Spanien wird dem Trio Nagelsmann, Wagner und Glück in positiver Erinnerung bleiben - ein Titel beim Mini-Turnier diesen Sommer soll der krönende Abschluss werden. Im Herbst beginnt dann die Qualifikation für die WM, die 2026 erstmals mit 48 Teilnehmern ausgetragen wird und von 11. Juni bis 19. Juli fünfeinhalb Wochen dauert.
Künftiger Ansprechpartner als Vereinstrainer?
Sportdirektor Rudi Völler, der wie Nagelsmann erst verlängert hat, glaubt fest an eine erfolgreiche Zukunft des Noch-Assistenten. "Am begeisternden Auftritt unserer Mannschaft hatte auch er einen entscheidenden Anteil. Ich bin mir sicher, dass wir Sandro schon bald als Cheftrainer an der Seitenlinie wiedersehen werden. Er wird seinen Weg gehen", sagte Völler. Wagner war zuvor bei der SpVgg Unterhaching sowie der U20 des DFB tätig.
Wagner habe sich in der Zeit an Nagelsmanns Seite "enorm weiterentwickelt", stellte Völler fest. Für den Fall, dass der frühere Stürmer zur neuen Saison einen der Topclubs übernimmt, bliebe Wagner mit seinem ehemaligen Chef in Kontakt: Zwar nicht mehr als Assistent, aber als direkter Ansprechpartner bei Abstellungs- und Nominierungsfragen. © Deutsche Presse-Agentur