Gerade einmal 13 Sekunden braucht Marko Arnautovic für Gelb und Gelb-Rot. Vermutlich neuer Rekord. Aber einer, den er gar nicht verdient hat.

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(ank) - Mit einem 2:3 gegen Schalke 04 hat sich Marko Arnautovic mit seinem Club Werder Bremen am Wochenende wohl aus dem Rennen um die Europa League katapultiert. Soweit, so schade. Der Aufreger ist aber ein anderer. Hätte ein Philipp Lahm oder ein Thomas Müller für Arnautovics Aktion in der Nachspielzeit Gelb-Rot kassiert? Eher nicht.

Nachdem der Wiener in der 91. Minute HSV-Kapitän Heiko Westermann rückwärts mit seinem Hintern aus dem Weg räumt, zückt Schiri Thorsten Kinhöfer Gelb. Arnautovic deutet an, gegen den Ball zu treten, zieht aber den Fuß zurück und spuckt stattdessen demonstrativ auf den Rasen. Kinhöfer interpretiert das als Abschussversuch und zeigt Gelb-Rot wegen Unsportlichkeit.

"Ich habe doch nichts gemacht"

Arnautovic fühlt sich ungerecht behandelt. "Nichts wollte ich. Außerdem: Ich habe ihn nicht getroffen, ich habe ja nicht mal geschossen", klagt der 25-Jährige im Interview mit der "Bild"-Zeitung. "Ich habe doch nichts gemacht."

Selbst das Fußballmagazin "kicker" hält die Entscheidung des Schiedsrichters für "überzogen". Trotzdem droht Arnautovic eine saftige Geldstrafe - und er fehlt seinem Club kommenden Freitag im nächsten Nordderby gegen Hannover 96.

Arnautovics Kollegen sind stinksauer

Mit seiner Meinung steht der Bremen-Legionär allerdings ziemlich allein da. Einzig ÖFB-Teamkollege Zlatko Junuzovic, der ebenfalls bei Bremen unter Vertrag steht, nimmt ihn in Schutz: "Die zweite Karte ist lächerlich!"

Viele Werder-Kicker sind da anderer Meinung. "Wir können uns nicht beschweren", erklärt Aaron Hunt. "Es wäre falsch zu sagen, dass das nicht Gelb-Rot war." Goalie Sebastian Mielitz hatte sich schon kurz nach dem Abpfiff zum Ausschluss Arnautovics geäußert: "Das Derby hat immer eine gewisse Brisanz. Man muss seine Gefühle im Zaum halten." f

Messen mit zweierlei Maß

Zugegeben: Über die erste gelbe Karte muss man bei näherem Hinsehen nicht diskutieren. Arnautovic dreht sich kurz um, sieht Westermann und rempelt ihn rückwärts zu Boden. Bei der zweiten sieht die Sache aber anders aus. Arnautovic ist zwar wütend, resigniert aber. Er dreht sich um und geht. Mehr nicht.

Hier eine Kopfnuss, dort ein dummer Spruch (erinnere man sich nur an "Ich kann dein Leben kaufen"): Marko Arnautovic ist der Bushido des Fußballs. Wie keinem anderen eilt ihm sein Ruf als Rüpel voraus. Zurecht?

Im vergangenen Jahr ist Arnautovic sesshaft geworden. Er hat geheiratet, ein Kind bekommen. Wie die Saubermänner des deutschen Fußballs Philipp Lahm und Thomas Müller. So ganz nimmt ihm das offensichtlich aber noch keiner ab. Noch nicht einmal der Unparteiische.

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