Marie-Louise Eta wurde nach der Trennung von Urs Fischer bei Union Berlin zur Interims-Co-Trainerin befördert und ist damit die erste Frau in einer solchen Position in der Geschichte der Bundesliga. Die ehemalige Profi-Fußballerin und die Eisernen setzen damit ein gutes Zeichen für den Frauenfußball und die Gleichberechtigung.

Mehr News zum Thema Fußball

Es war keine große Überraschung mehr, als am Mittwochvormittag bekannt wurde, dass Trainer Urs Fischer und Union Berlin ihre Zusammenarbeit beendet haben. Wenn ein Trainer zu lange keine Siege vorweisen kann, wird er eben ausgetauscht. Das ist eines der ungeschriebenen Gesetze der Bundesliga. Dass im Rahmen dieses Vorganges bei den Eisernen aber ein kleines Stück Bundesliga-Geschichte geschrieben wurde, kam dann doch überraschend.

Denn nicht nur U19-Trainer Marco Grote wurde zum Interims-Coach befördert, sondern auch seine Assistentin Marie-Louise Eta. Die 32-Jährige ist somit die erste Trainerin in der Bundesliga. Was auch ehemalige Mitspielerinnen wie Carolin Simon überraschte.

"Ich habe mich total gefreut! Ich habe es tatsächlich aber auch nur aus den Medien erfahren", erzählte die derzeit am Kreuzband verletzte Linksverteidigerin des FC Bayern München am Mittwoch am Rande des Champions-League-Spiels ihrer Mannschaft gegen AS Rom (2:2).

Weitere Fußball-News gibt's in unserem WhatsApp-Kanal. Jetzt abonnieren!

"Ich finde es megacool für sie persönlich, aber es ist auch generell ein richtig gutes Zeichen, dass eine Frau in einer Trainerfunktion in eine Bundesliga-Mannschaft der Männer geholt wird", erklärte die Nationalspielerin im Gespräch mit unserer Redaktion. Eta und Simon durchliefen zusammen die U-Nationalmannschaften des DFB und spielten in der Saison 2011/12 gemeinsam für den Hamburger SV.

Marie-Louise Eta gewann mit Turbine Potsdam die Champions League

Dass den Namen Marie-Louise Eta am Mittwoch niemand so richtig auf dem Zettel hatte, könnte auch daran liegen, dass die gebürtige Dresdnerin die größten Erfolge als Spielerin unter ihrem Mädchennamen Bagehorn feierte.

Mit der U-20-Nationalmannschaft wurde die defensive Mittelfeldspielerin 2008 Weltmeisterin, mit Turbine Potsdam dreimalige deutsche Meisterin und 2010 Champions-League-Siegerin. Von 2014 bis 2018 spielte sie für Werder Bremen und beendete dann im Alter von nur 26 Jahren nach 255 Spielen ihre Karriere.

"Früher habe ich immer gesagt, dass ich spiele, bis ich nicht mehr gehen kann. Aber der Zeitpunkt war genau richtig - auch wenn es eine extrem schwierige Entscheidung war", erzählte Eta im Interview mit dem "Kicker" und berichtete von einem Knorpelschaden und einem Sehnenriss im Fuß.

Die Zeit als Profi-Fußballerin hatte Spuren hinterlassen, ein Leben ohne Fußball konnte sie sich aber nicht vorstellen. "Mit der Zeit habe ich immer mehr für die Tätigkeit als Trainerin gebrannt und die Entscheidung ist gewachsen, dass ich da die nächsten Schritte gehen möchte", erklärte Eta weiter.

Eta startete ihre Trainerkarriere im Nachwuchsleistungszentrum von Werder Bremen

Eta blieb im Anschluss an ihre Spielerkarriere bei Werder Bremen und arbeitete als Trainerin im Nachwuchsleistungszentrum des Bundesligisten. Ab 2019 arbeitete sie auch für den DFB, zunächst als Co-Trainerin der U19-Juniorinnen, dann als Chef-Trainerin der U15-Juniorinnen. Im Frühjahr schloss Eta als einzige Frau im Lehrgang des DFB ihre Pro-Lizenz als Fußballlehrerin ab und wechselte dann im Sommer zu Union Berlin.

Dass Eta später einmal Trainerin werden würde, war für Carolin Simon in der gemeinsamen Zeit noch nicht ersichtlich. "Es ist natürlich lange her, dass wir damals zusammengespielt haben. Damals hatte ich den Gedanken noch nicht. Aber ich habe in den letzten Jahren ihre zweite Karriere verfolgt. Ich habe mitbekommen, dass sie ihre Sache super macht. Ich habe sie auch schon als Expertin bei Spielen gesehen und da fand ich sehr treffend, was sie gesagt hat", lobte die Abwehrspielerin ihre ehemalige Mitspielerin.

Ein schönes Zeichen für Frauenfußball und Gleichberechtigung

Eta selbst zeigte sich noch im Sommer ziemlich offen für die verschiedensten Trainerjobs, dem "Kicker" erzählte sie, dass sie sich vorstellen könne, "irgendwann eine Jugend-Nationalmannschaft zu übernehmen, als Co-Trainerin in den Männer-Profiligen zu arbeiten, einen Frauen-Bundesligisten zu coachen, genauso U17- oder U19-Jungs."

Der Traum, als Co-Trainerin in der Bundesliga zu arbeiten, ist nun schneller als gedacht in Erfüllung gegangen. Was auch ein schönes Zeichen für den Frauenfußball und die Gleichberechtigung im Allgemeinen ist. "Ich finde, das ist ein tolles Signal. Es kommt in erster Linie auf die Qualität und die Arbeit an. Wenn man seine Arbeit gut macht, sollte es egal sein, ob man ein Mann oder eine Frau ist", sagte Carolin Simon.

Dürfen Marco Grote und Marie-Louise Eta gegen Augsburg auf der Bank sitzen?

Einen Eintrag in die Geschichtsbücher der Bundesliga hat Marie-Louise Eta bereits sicher. Um aber wirklich als erste Co-Trainerin in der höchsten Spielklasse der Männer zu gelten, müsste sie bei einem Bundesliga-Spiel auf der Bank sitzen.

Ob Grote und Eta Union Berlin beim nächsten Heimspiel nach der Länderspielpause gegen den 1. FC Augsburg am 25. November coachen dürfen, hängt davon ab, wie schnell die Verantwortlichen des Hauptstadt-Klubs die Suche nach einem Nachfolger für Urs Fischer vorantreiben.

Vielleicht darf Marie-Louise Eta ja tatsächlich dabei mitzuhelfen, die Wende beim Tabellenletzten einzuleiten. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie alle überrascht.

Verwendete Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.