- Kurz vor seinem Jubiläumsspiel als Trainer steht Jürgen Klopp unter Erfolgsdruck. Liverpool hechelt in dieser Saison den eigenen Erwartungen hinterher.
- Der 55-Jährige möchte selbst einen Kaderumbruch im Sommer verantworten und denkt nicht an einen Abschied von der Anfield Road.
- Dabei besonders im Fokus: Jude Bellingham von Borussia Dortmund.
Am vergangenen Wochenende sagte
Das Ligaspiel gegen Brighton war das 998. in der Trainerlaufbahn von Klopp, die einst 2001 in Mainz begann. An diesem Samstag feiert der Schwabe beim Aufeinandertreffen mit Chelsea mit seinem 1000. Spiel als Trainer ein persönliches Jubiläum. Momentan sind Liverpool und Chelsea Tabellennachbarn in der Premier League – auf den Rängen neun und zehn. Die Enttäuschung ist bei beiden Topclubs groß, aber die Trainer befinden sich in komplett unterschiedlichen Drucksituationen.
Während Chelsea-Coach Graham Potter langsam um seine Jobsicherheit bangen muss, bleibt Klopp ungefährdet. Trotzdem machen sich rund um die Anfield Road kritische Stimmen bemerkbar, die dem 55-Jährigen beispielsweise eine Nibelungentreue gegenüber verdienten Spielern vorwerfen. Ähnliches war auch schon in Mainz und Dortmund zu vernehmen, als es während der Karriere von Klopp zur Abwechslung mal nicht rund lief.
Das Team ist schon lange zusammen
Klopp hält sicherlich an jenen Spielern, mit denen er bereits erfolgreich war und auch persönlich gut zurechtkommt, gerne fest. Das war schon in Deutschland so und hat sich auch nach seinem Wechsel nach England im Jahr 2015 nicht verändert. Viele der aktuellen Liverpool-Spieler waren immerhin schon beim Champions-League-Sieg 2019 und dem Gewinn der Premier League 2020 mit dabei.
Kaderveränderungen gab es zuletzt vor allem, wenn sie durch Abgänge notwendig wurden, wie die Verpflichtungen von Darwin Núñez und Cody Gakpo infolge des Verlusts von Sadio Mané in dieser Saison verdeutlichen. Allerdings ist Klopp nicht über jeden Zweifel erhaben und wird im Sommer deutlichere Einschnitte vornehmen müssen.
Klopp: "Ich werde nicht gehen"
"Als ich Dortmund damals verließ, habe ich gesagt, dass ich etwas verändern musste. Es ist nun eine andere Situation, aber, wenn man so will, trotzdem eine ähnliche", sagte Klopp nach der Niederlage in Brighton. "Entweder gibt es Veränderungen auf der Trainerposition oder viele andere Dinge müssen sich verändern. Was mich betrifft: Solange ich nichts anderes höre, werde ich nicht gehen."
Auch die Beobachter rund um die Anfield Road erwarten keinen Abgang von Klopp. "Die Saison ist schwieriger, als viele zuvor erwartet hatten. Es gibt Faktoren, die dazu beitragen", sagt Paul Joyce, Liverpool-Reporter der renommierten Tageszeitung The Times, unserer Redaktion. "Die hohe Anzahl an Spielen letzte Saison sowie die vielen Verletzungen sind eine enorme Belastung. Deshalb hat sich das Team nicht gefunden und es herrscht eine große Inkonstanz. Aber auf gewisse Weise ist Klopp motiviert durch die Herausforderung, die sich für ihn stellt."
Verträge von Altgedienten laufen aus
Mehr oder weniger direkt kündigt Klopp einen Kaderumbruch unter seiner Federführung an. Die Verträge von James Milner, Roberto Firmino, Naby Keita und Alex Oxlade-Chamberlain laufen aus und es ist gut möglich, dass keines der vier Arbeitspapiere verlängert wird.
Gerade Milner, Firmino und Oxlade-Chamberlain sind verdiente Spieler, die mit Klopp zusammen den Weg aus dem Mittelfeld der Premier League bis an die Spitze des europäischen Fußballs bestritten haben; aber keiner der möglichen Abgänge wäre unvorstellbar, könnte jedoch im Gegenzug die Bereitschaft zu Veränderungen signalisieren. Stand jetzt würde Liverpool gerne mit Firmino verlängern.
Liverpool und die Eigentümer der Fenway Sports Group (FSG) waren in der jüngeren Vergangenheit immer bereit, große Summen auf dem Transfermarkt zu investieren, auch wenn es oftmals andere Clubs waren, die mit horrenden Transfers auf sich aufmerksam machten. Das Offensivquartett Luis Díaz, Fábio Carvalho, Darwin Núñez und Cody Gakpo kostete die "Reds" rund 180 Millionen Britische Pfund allein in Form von Ablösesummen in den vergangenen zwölf Monaten.
Eigentümer könnten mehr Geld bereitstellen
Allerdings gibt Liverpool-Experte Joyce zu Bedenken, dass FSG eigentlich darauf baut, dass sich der Club finanziell selbst trägt. "Es wird kompliziert, teure Transfers zu stemmen, wenn Liverpool nicht die Champions League erreicht, wonach es momentan aussieht", sagt Joyce.
Aktuell beträgt der Abstand der "Reds" zehn Punkte auf Rang vier, der für die Königsklasse reichen würde. "Zudem hat der Club nicht wirklich Spieler, die verkauft werden sollen und bei einem Verkauf viel Geld einbringen würden."
In der Vergangenheit hat Liverpool den Kader infolge von Verkäufen aufgebessert. Als Philippe Coutinho im Januar 2018 für 135 Millionen Euro an den FC Barcelona abgegeben wurde, konnten daraufhin Abwehrchef Virgil van Dijk und Torwart Alisson Becker verpflichtet werden, die sich als wichtige Stützen auf dem Weg zum Champions-League-Titel entpuppten.
"Während die finanzielle Situation in diesen Tagen nicht optimal aussieht, kann der Club trotzdem noch auf zusätzliche Gelder der Eigentümer hoffen, wie der Geschäftsführer Billy Hogan, der von FSG installiert wurde, bereits angedeutet hat", sagt Joyce.
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Bellingham ist Klopps Wunschspieler
Dabei richtet sich der Blick nicht erneut auf den Angriff, welcher an sich hochkarätig besetzt ist. Nun geht es um die Stabilisierung der hinteren Reihen, denn Liverpools Defensive ist statistisch betrachtet schwächer als je zuvor in der Amtszeit Klopps, mit einem Wert von 1,71 erwartbaren Gegentoren pro Partie. Seit 2014 ist in der Premier League pro Saison jeweils mindestens ein Team abgestiegen, das einen besseren Wert aufzuweisen hatte.
Nach den Investitionen in Angreifer soll im Sommer auch ein neuer Mittelfeldstar an Land gezogen werden. Im vergangenen Sommer hatte der Transfer von Aurélien Tchouaméni nicht geklappt. Dieser wechselte stattdessen von der AS Monaco zu Real Madrid.
Nun richtet sich das Augenmerk der "Reds" auf
Verwendete Quellen:
- Interview mit "The Times"-Korrespondent Paul Joyce
- Statements von Jürgen Klopp nach dem Spiel in Brighton am 14. Januar
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