Beim Wiener Fußballderby zwischen Rapid und Austria Wien kam es erneut zu schweren Krawallen. Ein Mann wurde schwer verletzt. Die Vereine einigen sich deshalb auf eine erste Sofortmaßnahme.

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Nach den schweren Ausschreitungen beim Wiener Fußball-Stadtderby zwischen Rapid und Austria wird es bei den kommenden vier Derbys keine Auswärtsfans im Stadion geben. Darauf einigten sich beide Clubs im Nachgang des Spiels am Sonntag, wie Austrias Finanzvorstand Harald Zagiczek nun bestätigte. Über sportrechtliche Konsequenzen wird frühestens in der kommenden Woche beraten.

Bereits am Montag hatte die Liga Vertreter von Rapid und Austria zu einem Termin zusammengeholt, um Bewusstsein für die Notwendigkeit der Ergreifung gemeinsamer Maßnahmen zu schaffen. "Mit dem vorübergehenden Verzicht auf Gästefans und dem gemeinsamen Prozess für die Zeit danach gehen die Klubs einen wichtigen Schritt", meinte Bundesliga-Vorstandschef Christian Ebenbauer.

Die Gästefansektoren sollen laut Liga-Angaben aber nicht komplett leer bleiben, sondern Heimfans zur Verfügung stehen - und auch genutzt werden, um beispielsweise karitative Organisationen einzuladen.

"Das Wiener Derby ist eines der traditionsreichsten Spiele der Welt und sollte ein positives Aushängeschild für die Liga und das ganze Land sein. Das war am Sonntag zum wiederholten Male nicht der Fall", erklärte Ebenbauer. "Es ist das gemeinsame Ziel, dass das wieder so ist. Sicherheit für alle Zuschauer und Zuschauerinnen ist die Grundvoraussetzung für ein positives Stadionerlebnis."

Austrias Finanzchef sieht "klaren Handlungsbedarf"

Zagiczek berichtete von einem Maßnahmenkatalog, der in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit Rapid und der Bundesliga ausgearbeitet werden soll, um Derbys wieder sicherer zu machen. "Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und Konsequenzen zu ziehen", erklärte Austrias Finanzchef. "Wir sehen einen klaren Handlungsbedarf, den immer häufiger werdenden Ausschreitungen bei Wiener Derbys ganz klar und mit aller Härte entgegenzutreten. Dieser Prozess benötigt natürlich Zeit und geht nicht von heute auf morgen."

Rapid Wien - Austria Wien
Auch Verletzte waren nach den Auseinandersetzungen zwischen den Fans von Rapid und Austria Wien zu beklagen. © dpa / Max Slovencik/APA

"Es ist wichtig, dass wir nun die bestmöglichen Lösungen und Konzepte für die Zukunft finden, damit auch die Wiener Derbys wieder echte Fußballfeste für alle Beteiligten sein können", betonte Rapid-Präsident Alexander Wrabetz. Die Sicherheit aller Stadionbesucherinnen und Stadionbesucher sowie das Wohl des SK Rapid hätte höchste Priorität. "Wir sind als gesamte Vereinsführung davon überzeugt, dass die nun erfolgte Maßnahme die momentan beste Lösung ist, um weiteren Schaden abzuwenden."

Im Anschluss an das 2:1-Sieg von Rapid gegen Austria stürmten Fans beider Lager den Platz, es kam zu Schlägereien. Zuvor sollen Austria-Anhänger Böller in Richtung der benachbarten Rapid-Osttribüne geworfen haben. Auch aus den Reihen der Rapid-Fans sollen Geschosse geflogen sein. Laut Polizeiangaben vom Montag wurden 27 Personen verletzt, darunter zehn Beamtinnen und Beamte. Es gab mehr als 500 Anzeigen, das Gros waren Verwaltungsvergehen nach dem Pyrotechnikgesetz.

Mann nach Angriff in U-Bahn im künstlichen Koma

Zudem wurde ein Mann nach dem Derby bei einem Vorfall an einer nahen U-Bahn-Station laut Polizei schwer verletzt. Medienberichten zufolge liegt er nach den Ausschreitungen im künstlichen Koma. "Es wird wegen absichtlich schwerer Körperverletzung ermittelt. Der Tatverdächtige wurde von der Bereitschaftseinheit festgenommen", bestätigte die Wiener Polizei.

Das von Robert Klauß trainierte Rapid befürchtet nun einen Punktabzug, da der Club nach Vorfällen beim Derby im vergangenen Februar "unter Bewährung" stehe. Damals hatten einige Rapid-Profis mit den Fans homophobe Schmähgesänge angestimmt. (dpa/APA/bearbeitet von jum)

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