Real-Star Jude Bellingham fliegt nach einer mutmaßlichen Schiedsrichter-Beleidigung vom Platz – er selbst spricht von einem Missverständnis. Dennoch könnte dem Mittelfeldspieler eine empfindliche Sperre drohen.
Am vergangenen Wochenende kam Real Madrid auswärts beim CA Osauna nicht über ein 1:1 hinaus, für die "Königlichen" war es ein Rückschlag im Meisterschaftskampf. Aus Sicht der Madrilenen hatte Schiedsrichter José Luis Munuera Montero großen Anteil am Remis – die "Königlichen" fühlten sich wie zuletzt häufiger vom Unparteiischen benachteiligt.
Montero zeigte Real-Star
"Er hat 'Fuck off' gesagt und nicht 'Fuck you'. Das ist ein großer Unterschied."
Verständnis für die Entscheidung hatte Real logischerweise nicht, nach dem Spiel war die Rede von einem Missverständnis. Denn Bellingham soll nicht "Fuck you", sondern "Fuck off" gesagt haben. Real-Trainer
Auch Bellingham sprach hinterher von einem Missverständnis. "Das ist ein Ausdruck, den ich seit meinem 16. oder 17. Lebensjahr sage, im Guten wie im Schlechten", sagte der 21-Jährige. Den Schiedsrichter habe er damit nicht beleidigen wollen. "Es gab keine Absicht, ihn zu beleidigen, es gab keine Beleidigung. Ich denke, man kann sehen, dass es ein Missverständnis war."
Bellingham droht Mega-Strafe
Sollte Montero jedoch bei seiner Version bleiben und ihm recht gegeben werden, könnte eine heftige Strafe auf Bellingham zukommen. Denn in Artikel 99 der Disziplinarordnung des Königlichen Spanischen Fußballverbands (RFEF) heißt es: "Den Hauptschiedsrichter, die Assistenten, den vierten Offiziellen, Direktoren oder Sportbehörden zu beleidigen oder zu beschimpfen, wird mit einer Sperre von vier bis zwölf Spielen bestraft." Der 21-Jährige könnte seinem Team also möglicherweise sogar für mehrere Wochen fehlen.
Zurück zum vergangenen Wochenende: Zum Ärger von Real kam Osasuna durch einen umstrittenen Foulelfmeter noch zum Ausgleich durch Ante Budimir (58. Minute). Der Videoschiedsrichter hatte sich eingeschaltet, nachdem Eduardo Camavinga nach Abschluss eines Torschusses von Budimir, dem späteren Ausgleichsschützen, beim Klärungsversuch auf den Fuß getreten war. Ancelotti schlug an der Seitenlinie beide Hände vors Gesicht.
Real Madrid im Dauer-Streit mit den spanischen Schiedsrichtern
Pikanterweise hatte Real erst jüngst das Schiedsrichter-Wesen in Spanien massiv und öffentlich kritisiert. Die Königlichen hatten nach dem 0:1 bei Espanyol Barcelona einen vierseitigen Protestbrief an den spanischen Fußballverband geschrieben und diesen auf seiner Internetseite veröffentlicht.
Die Leistung des Schiedsrichterteams inklusive des VAR sei "skandalös" gewesen. Sie sei "der Höhepunkt eines völlig diskreditierten Schiedsrichtersystems, dessen Entscheidungen gegen Real Madrid einen Punkt erreicht haben, an dem die Verfälschung und Manipulation des Wettbewerbs nicht mehr ignoriert werden kann", echauffierte sich Real.
Die Klubführung habe "den Verstand verloren", sagte Liga-Präsident Javier Tebas laut Nachrichtenagentur AP als Reaktion. Tebas verriet zudem, dass die Liga rechtliche Schritte wegen des Briefes erwäge.
Am Montagmorgen folgte der Krisengipfel zwischen einer Real-Delegation und dem Schiedsrichterkomitee des spanischen Fußballverbands – es war der vorläufige Höhepunkt im omnipräsenten Dauerstreit zwischen Verein und Liga.
Real stichelt in Spielbericht gegen Schiedsrichter
Auch nach dem Remis gegen Osasuna ging Real vehement gegen die Unparteiischen vor. "Unentschieden in Pamplona mit Schiedsrichter- und VAR-Kontroverse", lautete etwa die Überschrift des vereinseigenen Spielberichts zum 1:1. Schiedsrichter Montero wird darin mehrfach kritisiert.
Das aktuell wenig königliche Gebaren der "Königlichen" gefällt LaLiga-Präsident Tebas überhaupt nicht. "Sie haben eine Opfergeschichte aufgebaut. Das Thema wurde aufgebauscht", hatte er nach einem Treffen zwischen den spanischen Klubs, dem Verband und dem Schiedsrichterkomitee CTA in der Vorwoche gesagt – Real Madrid blieb diesem aus Protest fern.
Einen kleinen Annäherungsversuch wagte hingegen RFEF-Präsident Rafael Louzán. "Lassen Sie dies den Beginn einer neuen, anderen Ära sein", sagte er nach dem Treffen. "Wir haben die Möglichkeit, sie gemeinsam zu gestalten." Gemeinsam mit dem Schiedsrichterkommitee gestattete er den Real-Verantwortlichen Einblick in die VAR-Kommunikation aus der Partie gegen Espanyol Barcelona.
Schiedsrichter Montero bekommt nach Spiel Morddrohungen
Für Montero, den Unparteiischen beim Spiel gegen Osasuna, hatte die Partie schockierende Folgen. Der Referee war vor allem in den sozialen Netzwerken übel angegangen worden, nachdem er Bellingham Rot gezeigt und einen Elfmeter gegen Madrid verhängt hatte. Spaniens Schiedsrichter verurteilten die Drohungen und Beleidigungen als "nicht akzeptabel".
"Wir, die professionellen Schiedsrichter, möchten unsere absolute Ablehnung der Angriffe und Drohungen zum Ausdruck bringen, die unser Kollege über soziale Netzwerke erhält und die ihn und seine Familie persönlich betreffen", heißt es in einer Mitteilung des Technischen Komitees der Schiedsrichter (CTA).
Seit mehreren Tagen wird Montero auf seinem Instagram-Konto von Madrid-Fans mit Beleidigungen überhäuft, darunter auch Morddrohungen. "Diese Angriffe kommen zu dem Hass und der verbalen Gewalt hinzu, mit der wir unsere Arbeit jedes Wochenende ausüben müssen und die in den unteren Ligen leider in vielen Fällen in körperliche Gewalt umschlägt", hieß es weiter.
Eine Entscheidung zu einer möglichen Bellingham-Sperre steht noch aus, der Fall wird aktuell untersucht. Was schon jetzt sicher ist: Das letzte Wort im Schiedsrichter-Streit zwischen Real Madrid und der spanischen Liga ist noch nicht gesprochen.
Verwendete Quellen
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