Pep Guardiola ist mit Manchester City nach schwierigen Wochen in der englischen Premier League bis auf Platz vier abgerutscht – und steht plötzlich in der Kritik. Er muss den Kampf des englischen Fußballs annehmen, sagen seine Kritiker – oder in Schönheit sterben.

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Als Manchester City Pep Guardiola als neuen Trainer verpflichtete, taten sie das in der Hoffnung, mit dem Spanier einen Mann mit eingebauter Titelgarantie ins Etihad Stadium zu holen.

... und jetzt geht es gegen Arsenal

Doch in der Premier League stehen die "Citizens" nach 16 Spielen nur auf Platz vier, Tabellenführer Chelsea hat einen Vorsprung von sieben Punkten. Das ist zu wenig für die Ansprüche des englischen Meisters von 2014.

Das Match gegen den Drittplatzierten FC Arsenal am kommenden Sonntag gilt für manche daher bereits als richtungsweisend.

Dabei war City unter Guardiola bärenstark in die Saison gestartet: Die ersten sechs Ligaspiele gewann die Mannschaft, darunter auch das emotional aufgeladene Derby gegen den Stadtrivalen Manchester United.

Doch in den folgenden zehn Spielen standen vier Siegen drei Unentschieden und drei Niederlagen gegenüber. Insbesondere die 2:4-Klatsche beim amtierenden Meister Leicester City am 15. Spieltag schlug auf der Insel hohe Wellen. Plötzlich stand auch Guardiola in der Kritik.

Guardiola: "Muss mich an englischen Fußball gewöhnen"

Der Vorwurf: Der Trainer versuche, dem Team sein System überzustülpen, ohne die für ihn neuen Gegebenheiten in der Premier League zu berücksichtigen.

Und Guardiola, der sich für gewöhnlich nicht in seine taktischen Entscheidungen reinreden lässt, gab zu: "In England ist der Fußball unvorhersehbarer, weil der Ball mehr in der Luft ist als auf dem Boden."

Es komme daher stärker als in anderen Ligen darauf an, die sogenannten zweiten Bälle zu gewinnen – "ohne die kannst du nicht überleben. So ist der englische Fußball, daran muss ich mich gewöhnen."

Weiter führte er aus: "Vor dem zweiten Gegentor gegen Leicester bekamen sie einen Einwurf – und der zweite Ball war im Tor."

Diese von zahlreichen Zweikämpfen und schnörkellosen Angriffen geprägte Art des Fußballs entspricht nicht Guardiolas Philosophie des dominanten Ballbesitzfußballs, wie er ihn als Trainer des FC Barcelona und des FC Bayern München in Perfektion spielen ließ.

Kein Trainer für Grätschen

Von seinen fußballerischen Idealen wird Pep Guardiola trotz allem nicht abrücken. Er wird seinen Fußball lediglich an einigen Stellschrauben an die örtlichen Gegebenheiten anpassen müssen.

"Natürlich werde ich derselbe bleiben", hatte er nach der Niederlage gegen Leicester City gesagt: "Klar, die Premier League ist in manchen Dingen besonders. Aber der Platz ist der gleiche und wir spielen Elf gegen Elf. Ich muss die Unterschiede zu anderen Ligen unter Kontrolle kriegen, aber die Idee – glaube ich – ist gut."

Den Vorwurf eines Reporters, seine Mannschaft grätsche bei Angriffen des Gegners zu wenig und wenn, dann selten erfolgreich, ließ er jedenfalls von sich abprallen: "Ich bin kein Trainer für Grätschen. Ich will guten Fußball spielen, Tore schießen und mehr erreichen. Was sind schon Grätschen?"

Guardiola glaubt an Vertrauen des Klubs

Es ist freilich nicht alles schlecht bei Manchester City unter Pep Guardiola – im Gegenteil: Platz vier kurz vor dem Jahreswechsel bei sieben Punkten Rückstand auf den Tabellenführer bedeutet längst nicht das Ende im Titelrennen.

Und in der Champions League steht City im Achtelfinale gegen den AS Monaco. Selbst im chronisch hypernervösen Fußballgeschäft käme da niemand auf die Idee, ernsthaft eine Trainerdiskussion herbei zu fabulieren.

Guardiola selbst war es, der das Thema nach den schwierigen vergangenen Wochen zur Sprache brachte: "Ich wurde noch nie rausgeschmissen und ich glaube, dass die Leute im Klub mir vertrauen", sagte er: "Aber die Realität ist, dass du Spiele gewinnen musst."

Diesen Worten ließ seine Mannschaft Taten folgen – und siegte am Mittwoch gegen Watford FC mit 2:0.

Ohne Gündogan gegen Arsenal

Durch einen Sieg am Sonntag gegen den FC Arsenal würde Manchester City in der Tabelle wieder auf Platz drei klettern; sollte der FC Liverpool sein Spiel nicht gewinnen, sogar auf Platz zwei.

Auf seinen Lieblingsschüler wird Guardiola bei dieser Aufgabe verzichten müssen: Ilkay Gündogan hat sich gegen Watford am rechten Knie verletzt und wird voraussichtlich mehrere Monate ausfallen – schon wieder.

Der deutsche Nationalspieler war im Sommer schon verletzt von Borussia Dortmund zu Manchester City gewechselt, hatte sich dann aber in die Mannschaft gekämpft. "Er ist natürlich sehr traurig", hatte Guardiola die erneute Verletzung Gündogans kommentiert: "Genauso wie wir."

Immerhin, mit dem FC Arsenal wartet ein Gegner, der seine Spiele auch lieber spielerisch gewinnt, statt über den bloßen Kampf. Am vergangenen Spieltag hatten die Londoner damit allerdings keinen Erfolg: Beim FC Everton unterlag die Mannschaft mit 1:2.

Evertons Trainer Ronald Koeman erklärte im Anschluss: "Du darfst sie nicht spielen lassen, dazu sind sie zu stark. Du musst aggressiv sein und um den Ball kämpfen, wenn er in der Luft ist."

Zeige man diese Aggressivität und Hingabe nicht, so schloss der Niederländer, "dann wirst du in der Premier League nicht gewinnen." Guardiola hat's wohl verstanden.

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