Kommenden Sommer findet die Klub-WM zum ersten Mal in ihrem neuen Format statt. Das Problem: Noch hat die Fifa keinen Medienpartner präsentiert, ein möglicher Deal soll bereits vor Monaten geplatzt sein. Hat etwa niemand Lust auf die Klub-WM?

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Michael Schleicher sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Auch wenn bislang noch wenige davon wissen: Der 5. Dezember ist für die Fifa ein ganz besonderer Termin. Denn dann werden in Miami zum ersten Mal die Gruppen für die reformierte Klub-WM der Fifa ausgelost – das Turnier, mit dem der Verband im kommenden Sommer (15. Juni - 13. Juli) den Weltfußball grundlegend verändern will.

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Welche Teams bei der Klub-WM in den USA mitspielen werden, ist mittlerweile klar. Aus Deutschland sind der FC Bayern München und Borussia Dortmund dabei, weitere hochklassige Teams sind unter anderem mit Real Madrid, Manchester City, Paris Saint-Germain und Inter Mailand vertreten.

Eine andere wichtige Frage ist hingegen immer noch offen: Wer wird die Spiele übertragen? Denn rund sechseinhalb Monate vor dem Turnierstart hat der Fußball-Weltverband noch keinen Medienpartner präsentiert. So verhältnismäßig kurz vor Beginn eines Turniers ist das ein eher ungewöhnlicher Vorgang.

Übertragung der Klub-WM: Deal mit Apple geplatzt

Aktuell scheint es so, dass weder ein TV-Sender noch eine Streaming-Plattform großes Interesse daran hat, die Übertragungsrechte für die Klub-WM in den USA zu erwerben. Die Lage soll sogar so dringlich sein, dass Fifa-Präsident Gianni Infantino laut übereinstimmenden Medienberichten im vergangenen September Krisentreffen mit TV-Anstalten abhielt, um über eine mögliche Übertragung der WM-Spiele zu diskutieren.

Dabei war der Fußball-Weltverband zuvor offenbar schon in guten Gesprächen mit einem potenziellen Medienpartner. Demnach verhandelte die Fifa laut "New York Times" intensiv mit Apple TV, die die Rechte an der nordamerikanischen MLS besitzen. Vor allem, weil die völlig neuartige Klub-WM 2025 in den USA stattfindet, ist dem Verband der Rechteinhaber für den nordamerikanischen Markt besonders wichtig.

Doch Berichten zufolge platzte der Deal zwischen der Fifa und Apple – warum genau, ist bis heute unklar. Knackpunkt dürfte aber natürlich das Finanzielle gewesen sein. So soll Apple deutlich weniger Geld für die Rechte geboten haben, als die Fifa eigentlich einplant hatte.

Jeder Teilnehmer soll mindestens 50 Millionen US-Dollar erhalten

Denn den 32 teilnehmenden Klubs wurden im Voraus große Versprechungen gemacht: Mindestens 50 Millionen US-Dollar soll es für jeden Teilnehmer geben, für gewisse Teams sogar noch deutlich mehr. Geld, das zu einem großen Teil von dem oder den Medienpartnern kommen soll – so erhofft es sich zumindest die Fifa.

Der Weltverband hält sich bedeckt, Informationen zum aktuellen Stand der Verhandlungen gibt es so gut wie keine: "Gemäß unserer allgemeinen Richtlinien äußert sich die Fifa nicht zu Spekulationen über bestimmte kommerzielle Diskussionen", erklärt ein Fifa-Sprecher auf Nachfrage unserer Redaktion bezüglich des gescheiterten Apple-Deals.

Übertragung der Klub-WM? Die Fifa hält sich bedeckt

Auch zu potenziellen Gesprächen mit möglichen Medienpartnern wolle beziehungsweise könne man sich nicht äußern. "Da die Diskussionen noch andauern, sind wir aus Vertraulichkeitsgründen zum jetzigen Zeitpunkt nicht in der Lage, Stellung zu nehmen", teilt der Verband lediglich mit. Die einzige Erkenntnis, die sich mit viel Wohlwollen daraus ableiten lässt: Es gibt Gespräche mit möglichen TV-Anstalten oder Streaming-Anbietern. Wie weit diese fortgeschritten sind, bleibt jedoch im Dunkeln – auch kurz vor der Gruppenauslosung am 5. Dezember.

Mitte Juli, nach dem vermutlich geplatzten Apple-Deal, schrieb die Fifa ihre Medienrechte für Amerika, Asien, den Nahen Osten und Nordafrika offiziell aus. Ende August folgte die Ausschreibung dann für die Märkte in Europa und den Teil Afrikas südlich der Sahara. Ein Problem: Wer sich die Übertragungsrechte sichern möchte, tut dies nicht nur für die kommende Klub-WM 2025 in den USA, sondern auch für das Folgeturnier vier Jahre später. Wo dieses stattfinden wird, ist bislang aber noch unklar. Eine Information, die für mögliche Interessenten jedoch nicht gänzlich unwichtig sein dürfte.

Wer überträgt die Spiele der Klub-WM in Deutschland?

Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist noch völlig unklar, wo die Spiele der Klub-WM im nächsten Sommer zu sehen sein werden. Eine Abfrage der üblichen Player im deutschsprachigen Raum bringt nur wenig Konkretes an die Oberfläche.

Was aktuell schon mit Sicherheit gesagt werden kann: Im ZDF werden Spiele der Klub-WM nicht zu sehen sein. "Eine Live-Übertragung von Spielen der Klub-WM ist derzeit nicht geplant", teilt ein Sprecher auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Die ARD, die gemeinsam mit dem ZDF seit langer Zeit Spiele der großen Nationalmannschafts-Turniere zeigt, wird weniger konkret. Zu aktuell laufenden Ausschreibungen würde man sich grundsätzlich nicht äußern, heißt es in einem Statement der Öffentlich-Rechtlichen.

Bleiben noch die Pay-TV-Anbieter und Streaming-Plattformen, die möglicherweise alle oder ausgewählte Spiele der Klub-WM zeigen könnten. Aber auch hier reagiert man verhalten. "Grundsätzlich sind alle Sportrechte für uns interessant und wir schauen uns die jeweiligen Rechteausschreibungen ganz genau an", antwortet der Streaming-Sender DAZN, der unter anderem die Bundesliga und Champions League überträgt, auf Nachfrage unserer Redaktion.

Fast alle deutschen Kandidaten reagieren bislang zurückhaltend – oder gar nicht

Das Milliardenunternehmen Amazon, das mit Prime Video inzwischen Spiele der Champions League zeigt, teilt mit, "dass es zu diesem Thema von Amazon bzw. Prime Video keine Ankündigung gibt". Sky, bislang vor allem bekannt für die Bundesliga-Konferenz am Samstag, reagierte nicht auf unsere Anfrage.

Auch Netflix reagierte nicht. Der Streamingdienst versuchte zuletzt mit dem Boxkampf zwischen Mike Tyson und Jake Paul, in Sachen Sport-Übertragung Fuß zu fassen. Die Übertragung des Mega-Events in Texas floppte jedoch: Die Server von Netflix waren offenbar nicht auf den großen Ansturm der Zuschauer vorbereitet, tausende Nutzer hatten mit technischen Problemen zu kämpfen.

Reine Sport-Events sind möglicherweise ohnehin nichts fürs Portfolio des Streaming-Anbieters – der Boxkampf beinhaltete schließlich überwiegend Show-Elemente. Im Vorfeld gab es sogar Spekulationen darüber, dass der Ausgang des Kampfes abgesprochen sein könnte.

Was passiert, wenn die Fifa keinen Medienpartner findet?

Ein weiterer Grund für die Zurückhaltung bei der Übertragung dürfte auch das Teilnehmerfeld sein. Denn neben den Top-Teams aus Europa sind beim Turnier auch etliche Mannschaften dabei, die wohl nicht jedem Fußballfan auf Anhieb etwas sagen. So spielt beispielsweise der semiprofessionelle Auckland City FC aus Neuseeland mit, für Afrika gehen unter anderem Esperance Tunis aus Tunesien und Wydad Casablanca aus Marokko an den Start. Aus Mittelamerika ist der CF Pachuca aus Mexiko dabei, der im Laufe der Klub-WM womöglich auf die Urawa Red Diamonds aus Japan treffen wird.

Was bereits vor der Auslosung schon sicher ist: Bei der Klub-WM wird es nicht nur Top-Spiele wie beispielsweise Bayern gegen Real Madrid oder PSG gegen ManCity geben. Vielmehr wird es vor allem zu Beginn vor allem zu Paarungen mit deutlich unbekannteren Mannschaften kommen. Dass diese im Vergleich zu den Spitzenteams nicht gerade TV-Magneten sind, ist ebenfalls kein Geheimnis – auch nicht bei den noch zögerlichen TV-Anstalten.

Eine Frage schwebt bei der Diskussion über allem: Was passiert, wenn die Fifa niemanden findet, der die Spiele übertragen möchte – egal, ob nun in den USA, Europa oder Deutschland? Für diesen Fall muss der Weltverband wohl zum letzten – und aus seiner Sicht ungeliebten – Mittel greifen: Der eigenen Streaming-Plattform Fifa+, über die in der Vergangenheit schon Spiele der bisherigen Klub-WM gezeigt wurden.

Das Problem an der Sache, zumindest für die Fifa: Bei einem solchen Szenario würden die Einnahmen fehlen. Die Fifa müsste die hohe Startprämie für die Klubs wohl aus der eigenen Tasche zahlen. Eine große Schwierigkeit ist das jedoch eigentlich nicht: Wie der "kicker" zuletzt berichtete, konnte der Weltverband zwischen 2019 und 2022 erneut Rekordeinnahmen verbuchen – nämlich rund 7,57 Milliarden US-Dollar. Selbst bei den zugesagten 50 Millionen US-Dollar pro Klub (bei 32 Teilnehmern also insgesamt 1,6 Milliarden Dollar) hätte die Fifa um Präsident Infantino anschließend also noch immer genügend Kleingeld in der Hinterhand.

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