Aus der proklamierten Auszeit von einem Jahr und mehr werden nur ein paar Monate: Im Januar wird Jürgen Klopp Head of Global Soccer bei Red Bull. Was ohnehin Fragen aufwirft, erscheint noch unverständlicher beim Blick auf den Haussender "Servus TV".
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All das zeigt letztlich vor allem eins: Der Wechsel von Jürgen Klopp zu Red Bull, wo er ab Januar Head of Global Soccer wird, bewegt die Gemüter. Dabei ist ein Mechanismus zu beobachten, der in Fußball-Diskussionen häufig auftritt: Jene, die diese Entscheidung positiv wahrnehmen, werfen Kritiker*innen alternativ Fußballromantik oder Neidtendenzen vor. Nach dem Motto, wer Klopps neuen Job nicht feiert, versteht entweder nicht, wohin sich der Fußball entwickelt – oder fühlt ihn der Bedeutung für den eigenen Verein entrissen, will ihn quasi nicht "teilen".
Bei einem Konstrukt wie Red Bull haben viele Fans Klopp nicht erwartet
Natürlich dürften die Fans aus Liverpool, Dortmund und Mainz sich besonders verwundert die Augen reiben ob der neuen Aufgaben des Mannes, unter dessen Trainerschaft die drei Vereine absolute Höhenflüge und unvergessliche emotionale Momente erlebt haben. Zutreffend ist auch, dass Red Bull als Konstrukt eine Umgebung ist, in der viele Fußballbegeisterte einen, der sich so erfolgreich als Überzeugungstäter inszeniert wie Klopp, nicht erwartet hätten.
Das, was man ihm positiv an Werten unterstellt hat, scheint nicht zusammenzupassen mit einer Firma, die gesundheitsschädliche Energy-Drinks herstellt, Extrem-Veranstaltungen organisiert, bei denen in der Vergangenheit immer wieder Athleten zu Tode gekommen sind – oder deren deutscher Clubableger in Leipzig mit seinen Mitgliedern nicht mal einen Bus voll bekommen würde. Aber am Ende sind solche Eindrücke geschenkt, die Entscheidung liegt bei Klopp.
Das Problem seines Wechsels in den Red-Bull-Konzern hat allerdings eine Komponente, die zu wenig Beachtung findet, obwohl genau da die größte Diskrepanz dazu lauert, wofür er bislang vermeintlich stand: Zum Unternehmen gehört auch die Tochter Red Bull Media House GmbH mit ihrem Sender Servus TV. Der geriet nicht nur in die Kritik, weil Mateschitz dort 2016 einen Betriebsrat verhinderte, indem er mit der Einstellung drohte.
Programmchef Wegscheider: Jubel von rechts ohne Distanzierung
Auch für Auftritte von Programmchef Ferdinand Wegscheider stand Servus TV immer wieder im Fokus. Die Kommunikationsbehörde Austria beschied 2022 die "Rechtsverletzung wegen Nichtachtung der Grundsätze der Objektivität und Meinungsfreiheit" bei "Der Wegscheider". Dessen Standpunkte wurden in der Vergangenheit als rechtspopulistisch eingeordnet und in der rechten Szene begeistert geteilt, wovon Wegscheider sich nie distanziert hat.
In der Hochphase von Corona verbreitete Servus TV Falschdarstellungen zur Pandemie, auch vor Verschwörungstheorien schreckte man nicht zurück. Der österreichische Außenminister wurde da auch mal als "Impf-Faschist" bezeichnet, Warnungen vor der Klimakatastrophe wurden als "Massenhysterie" bezeichnet. All das ist nicht im Geheimen passiert, sondern wurde breit in der Öffentlichkeit diskutiert. Wie Rechtspopulist*innen und Querdenker profitieren, wenn Servus TV sendet, ist hinlänglich bekannt – und kann auch an Klopp nicht vorbeigegangen sein.
Mit dem Wechsel in den Konzern legitimiert der Welttrainer das, was bei Red Bull angeboten wird. Von der Dose über die Extremsportevents bis hin zu Servus TV. Die meisten Fans hätten ihm da mehr zugetraut. Aber er hat sie eines Besseren belehrt.
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