Der ehemalige Premier-League-Trainer Harry Redknapp hat Englands Nationaltrainer Thomas Tuchel bei einem öffentlichen Event als "deutschen Spion" bezeichnet und dabei offenbar einen Hitlergruß gezeigt.
Der Vorfall ereignete sich vergangene Woche auf einer Veranstaltung in London, wie ein Video zeigt, das der englischen Zeitung "The Guardian" vorliegt. Zum Eklat kam es während einer Podiumsdiskussion über die Ernennung von
Harry Redknapp: Thomas Tuchel "wurde geschickt, um uns kaputtzumachen"
"Ich weiß nicht", antwortete Redknapp auf die Frage, ob Tuchel die richtige Wahl gewesen sei. Anschließend fügte er scherzend hinzu: "Um ehrlich zu sein, halte ich ihn für einen deutschen Spion. Wirklich, er wurde geschickt, um uns kaputtzumachen. Ich sag’s euch, er ist wie Lord Haw Haw im Krieg – 'Wir haben eure besten Soldaten gefangen' und so weiter." Lord Haw Haw war ein berüchtigter deutscher Propaganda-Sprecher im Zweiten Weltkrieg.
"Um ehrlich zu sein, halte ich ihn für einen deutschen Spion."
Harry Redknapp über Thomas Tuchel
Direkt danach imitierte Redknapp einen vermeintlichen Befehl an Tuchel mit den Worten "Geh rüber und ruiniere diese Mannschaft!". Dann sprach er das Wort "Ja" in betont deutschem Akzent aus und hob dabei seinen linken Arm auf eine Weise, die Beobachter als Hitlergruß interpretierten. Diese Geste und die Aussagen Redknapps wurden vom Londoner Publikum zunächst mit Gelächter aufgenommen.
2012 wurde Redknapp fast Trainer der englischen Nationalmannschaft
Kurz danach spielte Redknapp noch auf seine eigene Vergangenheit an und sagte scherzhaft: "Ich muss los, ich habe einen Termin bei meinem Steuerberater." Redknapp spielte damit auf seinen aufsehenerregenden Prozess wegen Steuerhinterziehung im Jahr 2012 an.

Damals galt er als aussichtsreichster Kandidat für das Amt des englischen Nationaltrainers, verlor jedoch gegen Roy Hodgson, kurz nachdem er vor Gericht freigesprochen worden war.
Redknapps bislang letzte Trainerstation war bei Birmingham City, dort stand er 2017 für 13 Spiele in Englands zweiter Liga an der Seitenlinie. Seitdem genießt der mittlerweile 78-Jährige ein buntes Dasein in der Öffentlichkeit - 2018 wurde er zum Beispiel König im britichen Dschungelkamp.
Redknapp ist bekannt für seine kontroversen und oft scherzhaft gemeinten öffentlichen Auftritte. Für Tuchels Vorgänger Gareth Southgate hatte Redknapp stets viel Lob übrig. Als im Oktober 2024 durchsickerte, dass Tuchel auf den Engländer folgen würde, sagte Redknapp gegenüber Sky Sports UK nur knapp: "Ich bin sehr patriotisch und finde, wir sollten einen englischen Trainer haben."
Tuchel ist nach Sven-Göran Eriksson und Fabio Capello erst der dritte ausländische Trainer, der die englische Männer-Nationalmannschaft leitet - und der erste deutsche Nationaltrainer Englands überhaupt.
Trotz Lob von Kane: Tuchel kämpft in England noch um Ansehen
Seine Ernennung im Oktober 2024 wurde von Teilen der britischen Öffentlichkeit kritisch gesehen, die Boulevardzeitung "Daily Mail" bezeichnete Tuchels Verpflichtung auf ihrer Titelseite gar als "schwarzen Tag für England".
Die ersten beiden Spiele unter Tuchels Leitung gewann England souverän mit 2:0 gegen Albanien und 3:0 gegen Lettland, in beiden Spielen traf auch Harry Kane, den Tuchel aus gemeinsamen Münchener Zeiten bestens kennt.
Trotz der überzeugenden Ergebnisse hagelte es zuletzt Kritik am Deutschen. Seine Art und Weise abseits des Feldes und seine Spielidee stoßt bei einigen Experten noch auf Unmut.