Selten sind die Wiener Traditionsklubs so schlecht in eine Saison gestartet wie heuer. Man muss in der Bundesliga-Geschichte weit zurückgehen, um einen ähnlichen Fehlstart zu finden. Besonders heiß diskutiert wird die Rolle von Austrias Neo-Coach Gerald Baumgartner.

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In der Bundesliga geben heuer – von Red Bull Salzburg einmal abgesehen – die kleinen Vereine den Ton an. In der Hauptstadt dagegen herrscht fußballerische Tristesse: Sowohl Rapid als auch die Austria haben einen veritablen Fehlstart hingelegt. Vor allem bei der Wiener Austria gibt es Diskussionen. Nach einer 2:1-Niederlage bei der Admira wartet der Klub nicht nur weiter auf seinen ersten Saisonsieg, sondern hat gar die rote Laterne übernommen.

Selten sind die Fans von Rapid und Austria in einer Frage einer Meinung. Ein Blick auf die auf die Tabelle nach der 7. Bundesliga-Runde aber dürfte in beiden Fan-Lagern dasselbe Gefühl hervorrufen: Tristesse. Nach dem 2:2-Unentschieden im Wiener Stadtderby am vorvergangenen Wochenende stand der SK Rapid auf Rang fünf, die Austria auf Platz acht. Zwischenzeitlich sind die Hütteldorfer auf Platz drei aufgerückt, während der Stadtrivale das Schlusslicht der Tabelle bildet. Für die hohen Ziele beider Klubs eindeutig zu wenig.

Nur 1970 und 2002 spielte Rapid vergleichbar schlecht

Zwar ist die Tabellensituation bei Rapid nicht ganz so dramatisch – neun Punkte aus sieben Spielen bei nur zwei Siegen sind trotzdem nicht das, was sich das Team von Coach Zoran Barisic vorgenommen hat. Manche Fans fühlen sich gar an das Jahr 2002 erinnert, als Rapid – damals als Meister in die Saison gestartet – am Ende nur siebter wurde. Um eine Saison zu finden, in der der SK vergleichbar schlecht spielte, muss man sogar bis vor die Gründung der Bundesliga 1974 zurückgehen: 1970 reichte es am Saisonende aber immerhin noch für Platz fünf.

Dennoch versuchen die Verantwortlichen bei Rapid, Ruhe zu bewahren. Immer wieder wird betont, die Tabelle habe nach so wenigen Runden noch wenig Aussagekraft. Die angehende Diskussion um den Trainer aber werden solche Durchhalteparolen auf lange Sicht kaum verhindern können. Entscheidend dafür ist daher das Donnerstagabend-Spiel des SK Rapid in der Qualifikation zur Europa League. Auch finanziell ist die Qualifikation ein absolutes Muss für den Verein. Nur wenn es das Team schafft, den 1:2-Rückstand gegen JHK Helsinki aus dem Hinspiel umzubiegen, dürfte Barisic in der Bundesliga noch etwas mehr Zeit bekommen, um die Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen.

Meister von 2013 droht der Abstieg

Geradezu prekär ist Lage beim Stadtrivalen Austria. Nach sieben Spielen wartet man dort immer noch auf den ersten Saisonsieg, steht mit mageren fünf Punkten auf Platz zehn der Tabelle. Bei den "Veilchen" hat die Diskussion um Coach Gerald Baumgartner längst begonnen. Nach dem Meistertitel 2013 und dem Wechsel von Erfolgstrainer Peter Stöger zum 1. FC Köln folgte eine Übergangssaison mit Tabellenrang vier. Heuer wollte die Austria unter Baumgartner wieder angreifen – und findet sich auf dem Abstiegsplatz wieder.

Baumgartner, als Trainer spätestens seit seinem Cup-Sieg mit dem unterklassigen FC Pasching bekannt, ist jedenfalls Profi genug, seine Lage richtig einzuschätzen. "Wenn ich das überlebe und noch eine Zeit lang dableiben darf, dann wird das Werkl bald zu rennen beginnen. Und dann werden wir mit dem Gewinnen anfangen", orakelt der 49-Jährige über seine Zukunft als Austria-Trainer. Ob man ihm beim vierundzwanzigmaligen Meister Austria aber diese Zeit gibt, ist fraglich.

Noch lebt die Hoffnung

Ein kleiner Trost für Fans des Wiener Fußballs: So trist, wie es aktuell für die Hauptstadtklubs aussieht, war die Lage zum Saisonende nie. Schlechtestenfalls belegten Austria wie Rapid erst einmal Rang sieben. Es kann also für beide besser werden in dieser Saison.

Am kommenden Wochenende können beide Teams den Befreiungsschlag schaffen: Die Austria empfängt am Samstag den direkten Konkurrenten SV Ried, die Hütteldorfer treten am Sonntag auswärts gegen Wiener Neustadt an. Gerade bei dieser Paarung zeigt sich die verkehrte Welt der bisherigen Bundesliga-Spielzeit: Auf dem Papier ist Rapid der klare Favorit – die Tabelle spricht bisweilen aber eine andere Sprache.

Wenn nicht beide Teams schnell zu einer akzeptablen Form finden, könnte die Saison aus Wiener Sicht also zu einer historischen werden - einer historisch schlechten. Dass das nicht passieren soll, dürfte ein weiterer Punkt sein, in dem sich die Wiener Fußball-Fans einig sind.

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