Der FC Schalke 04 echauffiert sich über das ZDF, weil der TV-Sender lieber Borussia Dortmund in der Champions League überträgt. Doch mit dem desaströsen Auftritt bei der 1:3-Niederlage gegen 1899 Hoffenheim legitimieren die Schalker die Entscheidung des ZDF.
Selbst der größte Schalke-Fan wird zugeben, dass Borussia Dortmund in sportlicher Hinsicht am eigenen Klub vorbeigezogen ist. Zwei Meistertitel, ein DFB-Pokalsieg und ein Champions-League-Finale seit 2011 sprechen eine deutliche Sprache.
Das hat auch das ZDF erkannt und entschied sich, zum dritten Mal ein Champions-League-Spiel der Dortmunder statt eines der Schalker zu übertragen. Die darüber verstimmten Gelsenkirchener griffen auf die "beleidigte-Leberwurst-Taktik" zurück und verweigerten dem ZDF am vergangenen Samstag die Interviews. "Wir fanden es nicht attraktiv genug, uns ihnen in Interviews zu stellen", erklärte Horst Heldt nach dem 3:0 gegen Stuttgart in Ätschi-Bätsch-Manier.
Diese Aussagen kommen nach der 1:3-Heimpleite im DFB-Pokal gegen Hoffenheim wie ein Bumerang zurück. Die Schalker legitimieren nach ihrer desaströsen Darbietung selbst die Entscheidung des ZDF. Doch schon vor dem Pokalspiel war klar: Die Wahrscheinlichkeit, dass neutrale Beobachter Dortmunds Auftritt in Marseille mehr unterhält als Schalkes Spiel gegen Basel, ist deutlich größer als andersherum. Und ab sofort ist auch klar: Die Wahrscheinlichkeit, dass Dortmund ins Achtelfinale der Champions League einziehen und Schalke ausscheiden wird, ist ebenfalls deutlich größer als andersherum.
BVB hat sich den Status als Nummer zwei erarbeitet
Statt kindische Spielchen mit Journalisten zu treiben, sollten sich Manager Horst Heldt und Co. eher fragen, weshalb Dortmund dem eigenen Klub zum dritten Mal vorgezogen wird. Warum begründet ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz dies mit der Erklärung, dass der BVB "derzeit den attraktiveren Fußball" spiele? Die Antwort ist einfach: Weil es so ist!
Hinter dem FC Bayern München hat sich Borussia Dortmund als klare Nummer zwei etabliert. Und das nicht nur in sportlicher Hinsicht. Wer in Deutschland über Fußball berichtet, der berichtet vornehmlich über den FC Bayern München und den BVB. Das gefällt nicht jedem. Doch bei der Jagd nach Quoten und Klicks ist diese Vorgehensweise der Medien berechtigt. Hans Sarpei schreibt in seinem Blog auf "eurosport.yahoo.de", dass es vor allem an den Zuschauern und Usern läge, dieses Berichterstattungs-Übergewicht zu ändern. Damit hat er zweifelsfrei Recht. Doch genau das wird nicht geschehen.
Dortmund derzeit attraktiver
Hohe Quoten und viele Klicks werden aus einem einfachen Grund erzielt: weil diese Themen für die Rezipienten relevant sind. Dass das ZDF daher Dortmund überträgt, ist folgerichtig. Dortmunds Spiele sind attraktiver. Die Sender erzielen mit diesen eine höhere Reichweite.
Schalke muss selbst dafür sorgen, für Medien und Fans wieder interessanter zu werden. Und das nicht mit Kindergarten-Verhalten, sondern schlichtweg mit besseren Leistungen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.