Nichts war's mit der Vorentscheidung: Das 0:0 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Schachtjor Donezk hat erneut gezeigt, dass dem FC Bayern München noch ein ganzes Stück zur Bestform fehlt. Einige Spieler bereiten ein wenig Sorgen. Auf der anderen Seite bleibt bis zur heißen Phase der Saison noch genügend Zeit.

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Der FC Bayern München hat Probleme, auch in Lwiw gegen Schachtjor Donezk wurde dies am Dienstag wieder augenscheinlich. Das müde 0:0 gegen den ukrainischen Meister ist "ein sehr gefährliches Ergebnis", wie Sportvorstand Matthias Sammer mahnte. Donezk war als leichter Aufgalopp gedacht für die entscheidende Phase der Saison. Doch daraus wurde nichts.

Schachtjor ist vergleichsweise ein Leichtgewicht auf europäischer Bühne - und trotzdem steht das Weiterkommen der Bayern gegen den gebeutelten Klub aus dem Osten der Ukraine nach dem aus Münchener Sicht doch etwas enttäuschenden Hinspiel infrage.

Der FC Bayern München hat noch Luft nach oben

Das 8:0 gegen einen nicht konkurrenzfähigen Hamburger SV hat ein wenig darüber hinweggetäuscht, dass die Bayern auch nach fünf Spielen im neuen Jahr noch einige Probleme mit sich herumtragen, die sich offenbar nicht so leicht abstellen lassen.

Der ewige Mahner Sammer hat seine Worte nach der Partie in Lemberg zwar mit Bedacht gewählt, zwischen den Zeilen klang aber die nachdrückliche Forderung nach einer umgehenden Verbesserung der sportlichen Leistung durch.

"Wir haben zu unserer Bestform noch ein bisschen Luft nach oben. Das ist auch die Message für die nächsten Tage. Wir müssen eine Schippe drauflegen, ohne dabei die Nerven zu verlieren. Heute war nicht schlecht, aber das ist noch nicht Bayern München - und da müssen wir wieder hin!"

An den Abläufen hapert es weniger, die Mannschaft spielt ihren Ballbesitzfußball, sicher und geduldig. Und sie kontrolliert die Gegenstöße. Der Gegner hatte auch am Dienstag wie zuletzt Hamburg oder Stuttgart in der Liga keine zwingende Torchance. Das ist beruhigend. Für leichtes Unbehagen könnten aber langsam das Zusammenspiel und das Leistungsniveau der Spieler auf der Doppel-Sechs sorgen.

Problemspieler beim FCB

Xabi Alonso und Bastian Schweinsteiger spielen solide. Aber solide wird zumindest in der Königsklasse schon bald nicht mehr ausreichen. Alonso wirkte in Lwiw ziemlich neben der Spur und hätte schon vor seiner Gelb-Roten Karte eine knappe halbe Stunde vor dem Ende vom Platz fliegen können. Darüber darf auch die Kritik am tatsächlich schwachen Schiedsrichter Alberto Undiano Mallenco nicht hinwegtäuschen.

Die Rückkehr von Thiago, Philipp Lahm und Javi Martinez wird immer sehnlicher erwartet, um das kreative Moment in der Offensive wieder zu beleben. Das Herzstück des Ballbesitzfußballs braucht flinkere Beine und einen wacheren Kopf, wenn die Münchner im Falle eines Weiterkommens in der Runde der besten Acht auch gegen die Größen der Branche bestehen wollen.

Und dann brauchen sie unbedingt auch einen Franck Ribery in Topform. Die sucht der Franzose verständlicherweise nach eine längeren Verletzung noch. Ribery fehlen Wettkampfpraxis und -härte, den Bayern fehlt dadurch eine Waffe auf dem linken Flügel. So konzentriert sich fast alles auf Arjen Robben auf der anderen Seite. Robben hat zuletzt den HSV auseinandergeschraubt, er hat den Bann in Stuttgart gebrochen und eine Woche davor gegen Schalke den einen Punkt gerettet.

Das ist ein bisschen viel One-Man-Show für eine Mannschaft wie die der Bayern. Gegen Donezk stimmten einige Zahlen - etwa die 67 Prozent Ballbesitz, trotz langer Unterzahl. Andere aber auch nicht: Nur sieben Torschüsse brachten die Bayern zustande, einen einzigen davon auch aufs Tor. Das ist viel zu wenig.

Robert Lewandowski ist kaum ein Faktor

"Wir haben uns sehr, sehr schwer getan im letzten Drittel, sind allgemein nicht so zu unserem Spiel gekommen, wie wir es uns vorgestellt hatten", gab Mario Götze zu. Er war wie der später eingewechselte Robert Lewandowski kaum ein Faktor. Dass der Pole 75 Minuten lang auf der Bank schmorte, war nicht nur für Lewandowski überraschend.

Das Rückspiel in München findet erst in drei Wochen statt. Dazwischen liegen drei Aufgaben in der Bundesliga und eine im Pokal. Genug Zeit und Gelegenheiten also, um sich einzuspielen und die nach und nach zurückkehrenden Verletzten zu integrieren. Und natürlich, um die Probleme zu erkennen und abzustellen.

Angst vor einem Ausscheiden haben die Bayern nicht. "Jetzt müssen wir im Rückspiel gewinnen und das werden wir auch schaffen", sagte Pep Guardiola. Der Bayern-Trainer weiß aber auch, dass die Saison danach erst so richtig los geht für seine Mannschaft.

Wenn man es positiv sehen will, dann nehmen die Bayern erst langsam Fahrt auf, um dann in den entscheidenden Wochen im Frühling mit voller Wucht zu brillieren. Demnach sind ein paar Anlaufschwierigkeiten auch ziemlich normal - und Teil des großen Plans.

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