- Borussia Dortmund und die Europa League pflegen eine regelrechte Hassliebe.
- Der BVB erlebte schon magische Momente, aber auch tragische Niederlagen.
- Ein Streifzug durch Dortmunds UEFA-Cup-Geschichte.
Die Glasgow Rangers sollen das erste Opfer Borussia Dortmunds auf dem Weg zum neuen Saisonziel sein. Den Gewinn der Europa League hat Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im November ausgerufen, wenige Tage nach dem schmachvollen Ausscheiden in der Champions League.
Zum einen könnte sich der BVB dann doch noch über Silberware in dieser Saison freuen, was angesichts der einen oder anderen Enttäuschung ein tolles Ende bedeuten würde. Und auf der anderen Seite hat die Borussia mit diesem Wettbewerb gleich mehrere Rechnungen offen.
BVB: Bislang noch kein Titelgewinn im UEFA-Cup oder der Europa League
Den Pokal der Pokalsieger, mittlerweile abgeschafft, konnte Dortmund schon in den 1960er Jahren gewinnen, es war der erste große Erfolg des Klubs überhaupt. Der Champions-League-Triumph 1997 war der Höhepunkt der Klubgeschichte, der kurz darauffolgende Weltpokal die Sahne obendrauf. Aber ein Titel im UEFA-Cup oder der Europa League? Den hat der BVB bisher noch nicht geholt.
Donnerstag Abend startet die Mission Europa League mit dem Heimspiel gegen die Rangers - und schon dann werden heftige 90er-Jahre-Vibes durch das Westfalenstadion wehen. Als die Champions League noch nicht so omnipräsent und vereinnahmend war, noch lange nicht so finanziell lukrativ und elitär, wie sie mittlerweile ist, konnte der damalige UEFA-Cup aus sportlicher Sicht noch sehr gut mithalten.
Und immer wieder die Rangers
Es war die Hochphase der Dortmunder Bemühungen um einen Triumph im UEFA-Cup, mit vier Teilnahmen in der ersten Hälfte des Jahrzehnts. Den Start der Dortmunder Cup-Geschichte gab es aber schon einige Jahre zuvor - gegen die Glasgow Rangers. Bei der ersten Dortmunder Teilnahme überhaupt, damals noch von Beginn an im K.o.-Modus ausgetragen, traf der BVB auch auf die Rangers. Und flog sofort raus. Einem 0:0 im ersten Spiel folgte eine 0:2-Niederlage, das Abenteuer war schon vorbei, bevor es richtig begonnen hatte.
Dortmund musste dann ein paar Jahre warten, machte es bei seinem zweiten Versuch schon etwas besser. In der Saison 1987/88 war erst in der dritten Runde Schluss. Über Celtic Glasgow und Velez Mostar schaffte es die Mannschaft ins Achtelfinale und sah dort nach dem Hinspiel gegen den FC Brügge schon wie ein zukünftiger Viertelfinalist aus. Nach einem 3:0-Sieg zu Hause ging die Mannschaft aber dann in Belgien komplett ein und verlor am Ende 0:5 nach Verlängerung.
Interessant war dann der Start in den Wettbewerb 1990/91, mit einem deutschen Duell gegen den Chemnitzer FC. Für die Borussia ging es über Universitatea Craiova wieder in die dritte Runde und wieder gegen eine belgische Mannschaft - und erneut flog der BVB dann auch raus. Gegen den RSC Anderlecht scheiterte Dortmund an der Auswärtstorregelung. Immerhin wurde der BVB von da an aber Stammgast in UEFA-Cup.
1992/93 war es dann so weit: Borussia Dortmund marschierte auf teilweise dramatische Art und Weise bis ins Finale, unvergessen dabei das Elfmeterschießen im Halbfinale bei AJ Auxerre, in einem Rückspiel in Auxerre, das einige Zeitungen danach als "Krieg" bezeichneten. Gegen Juventus Turin war der BVB dann in zwei Spielen aber absolut chancenlos, verlor 1:3 und 0:3 und verpasste die große Chance auf den Titel.
Ricken trifft, Kohler weint
Nur ein Jahr später schummelte sich der BVB über drei Runden regelrecht ins Viertelfinale, wo Inter Mailand dann alle Träume beendete - und später auch den Pott holte. Unglaublich dramatisch machte es die Borussia in der Saison 1994/95. Im Achtelfinale gegen Deportivo La Coruna war der BVB vier Minuten vor dem Ende der Verlängerung quasi schon raus, es fehlten zwei Tore. Kalle Riedle und ein gewisser Lars Ricken, 18 Jahre jung und zuvor erst eingewechselt, mit einem Schuss unter die Latte zum 3:1 drehten das Spiel.
Ein Schema, das sich ein paar Jahre später noch wiederholen sollte - gegen Juventus, das in dieser Saison aber zunächst schon wieder die Endstation war für den BVB. Im Halbfinale setzten sich die Italiener durch. Nach einigen Jahren der Abstinenz - der BVB spielte und siegte in der Königsklasse - fand der Klub 1999/2000 als "Champions-League-Absteiger" zurück in den UEFA-Cup. Und traf bei seinem Comeback schon wieder auf die Glasgow Rangers. Nach Elfmeterschießen überstand Dortmund zwar die dritte Runde, flog danach aber gegen Galatasaray raus.
Die ganz große, vermutlich größte Chance auf den Triumph im UEFA-Cup ergab sich in der Saison 2001/2002. Die Borussia kämpfte sich unter anderem mit einem sensationellen 4:0-Sieg über den AC Mailand ins Finale, war dort trotz des Auswärtsspiels in Rotterdam gegen Feyenoord der Favorit. Eine frühe Rote Karte für Jürgen Kohler in dessen letztem Spiel als Profi läutete aber die 2:3-Niederlage ein. Der BVB war erneut geschlagen, Kohler weinte in der Kabine Rotz und Wasser.
Das Aus von Anfield
Einem unrühmlichen Ausscheiden zwei Jahre später schon in der zweiten Runde in Sochaux (0:4) sollte dann sogar ein Erstrunden-Aus 2008/09 gegen Parma folgen. Und auch der Auftritt der späteren Meistermannschaft in der dann neu gegründeten Europa League 2010/11 war von kurzer Dauer: Der BVB schied schon in der Gruppenphase aus.
Dortmunds bisher letzter Versuch in der Europa League endete dann erneut in einem echten Drama. In der ersten Saison nach Jürgen Klopp traf die Mannschaft auf: Jürgen Klopp. Das Hinspiel in Dortmund gegen den FC Liverpool blieb noch vergleichsweise unspektakulär, im Rückspiel erlebte Anfield aber eine weitere denkwürdige Nacht - und der BVB ein echtes Waterloo. Nach neun Minuten führte Thomas Tuchels Mannschaft schon 2:0, nach mehr als einer Stunde 3:1 und war auf dem besten Weg ins Halbfinale. Dann drehte das Stadion auf und die Reds auf und Dejan Lovren köpfte den BVB in der Nachspielzeit doch noch aus dem Wettbewerb.
Seitdem gab es kein Dortmunder Rendezvous mehr mit der Europa League. Am Donnerstagabend ist es endlich wieder so weit.
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