Ernst Ogris ist gestorben. Er galt als Fußballer mit markanten Sprüchen und einem frohen Lebensstil. Sein großes Talent als Fußballer war unbestritten, ebenso sein Hang zu den schönen Dingen im Leben. Von einem Schmähbruder und Torjäger.
Ernst Ogris ist tot. Der jüngere Bruder von Austria-Wien-Legende Andreas Ogris starb nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 49 Jahren. Das teilte sein Ex-Klub Admira Wacker Mödling mit. Auch der FK Austria Wien trauert um Ogris.
Über die Todesursache machten die Vereine keine Angaben. Die "Kronen-Zeitung" hatte vergangene Woche gemeldet, dass sich Ogris eine Virusinfektion zugezogen hatte und ins künstliche Koma versetzt worden war.
Seine Karriere startete der am 9. Dezember 1967 geborene Wiener Mitte der 1980er-Jahre bei Austria Wien, eher er über St. Pölten und Admira Wacker 1995 zu Hertha BSC in die zweite deutsche Bundesliga wechselte. Für die Berliner erzielte er in 30 Spielen sieben Tore.
Zwei Jahre später kehrte er in sein Heimatland zurück und ließ seine aktive Laufbahn bei Donaustadt 2009 ausklingen. In seiner letzten Funktion agierte der ehemalige Stürmer als Trainer des SV Eichgraben in der 2. Klasse Traisental A.
Klosett und argentinische Weltmeister
Ernst Ogris war einer jener Fußballer, die man heutzutage als "Typ" bezeichnet. Wenn er Medien davon berichtete, nach einer "Saufnacht" nie Ausreden benutzt zu haben, um dem Training fern zu bleiben, oder bei seiner Auslandsverpflichtung ausrief: "I foar obe auf Berlin" konnte man schon erahnen, dass Ernst Ogris zwar Stürmer, ÖFB-Teamspieler und Legionär war, aber das Spitzbübische alles in ihm überragte.
1993 bezeichnete Ogris in einem Interview des "Hertha Freund" das Klosett als die wichtigste Erfindung und Rapid Wien als seinen Lieblingsgegner: "Ah geh, weil i halt Austrianer bin. Gegen Rapid habe ich immer Tore gemacht", sagte der Stürmer damals.
Seine großen Vorbilder waren sein großer Bruder Andreas Ogris, dem er den Legendenstatus bei Austria Wien nie neidig war, und der argentinische Weltmeister Mario Kempes, mit dem er zwei Jahre bei St. Pölten zusammen spielte.
Mit Admira Wacker im Cupfinale
Seine größten Erfolge feierte Ogris mit dem Einzug ins Cupfinale mit Admira Wacker. Die Südstädter mussten sich dort allerdings der Austria 0:1 geschlagen geben.
Unvergessen ist auch Ogris' einziger Auftritt im Nationalteam unter Teamchef Alfred Riedl. Es war eine schwere Zeit für den österreichischen Nationalfußball. Die ÖFB-Mannschaft hatte das erste Spiel der EM-Qualifikation gegen die Färöer Inseln auswärts mit 0:1 verloren und war zur Lachnummer Europas geworden.
Alfred Riedl ersetzte 1991 Josef "Pepi" Hickersberger als Nationaltrainer und berief im Juni desselben Jahres Ernst Ogris in den Kader für das Duell mit dem späteren Titelträger Dänemark.
Die größte Stunde gegen Dänemark
Ogris' größte Stunde sollte folgen: Nach einem 0:2-Rückstand durch zwei Tore von Bröndby-Stürmer Bent Christensen schloss der Stürmer eine Flanke mit einem traumhaften Seitfallzieher ab und erzielte so das Ehrentor für Österreich.
Ebenfalls unvergessen bleiben die internationalen Auftritte mit Admira Wacker gegen den FC Bologna aus der Saison 1990/1991, bei dem man nach 3:0 Hinspiel-Sieg das skandalumwitterte Achtelfinal-Rückspiel erst im Elferschießen verlor und ausschied.
Ogris' einziges internationales Tor hat - ebenso wie der Länderspieltreffer - einen dänischen Bezug. Schon in der ersten Runde des UEFA-Cups scorte der Angreifer beim 3:0-Rückspielerfolg gegen Vejle BK, nachdem man einem 0:1-Rückstand aus dem Hinspiel hinterherlaufen musste.
49 Jahre Höhen und Tiefen haben nun ein Ende gefunden. Ernst Ogris hat immer wieder betont, dass ihm sportlicher Erfolg oder der Mangel daran nicht derart wichtig war. Er schätze das Persönliche, das Kleine.
Verletzungen und eine andere Fußballwelt als die heutige haben Ernst Ogris karrieretechnisch immer wieder zurückgeworfen. Seinen Schmäh aber konnten sie ihm nie nehmen.
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