Österreich darf nach der Auslosung der Qualifikationsgruppen zur EM 2020 auf seine zweite Endrunden-Teilnahme in Folge hoffen. In ihrer Gruppe feiern die Österreicher ein Wiedersehen mit den Polen. Auf ein anderes Duell aber freuen sie sich viel mehr.
Auf Österreichs Fußball-Nationalmannschaft wartet in der Qualifikation für die EM 2020 eine lösbare Aufgabe.
Die ÖFB-Auswahl bekam am Sonntag in Dublin Polen, Israel mit Teamchef Andreas Herzog, Slowenien, Mazedonien und Lettland als Gruppe-G-Gegner zugeschanzt. Die Top zwei sind bei der Endrunde dabei, ausgetragen wird die Qualifikation von März bis November 2019.
Foda sieht ausgeglichene Gruppe
Die erste Reaktion von Teamchef Franco Foda fiel zurückhaltend aus. "Das ist eine sehr spannende und ausgeglichene Gruppe. Wir wollen alles unternehmen, um uns zu qualifizieren. Das wird kein leichtes Unternehmen. Es gibt keine leichten Partien mehr, man muss in jedes Match mit hundertprozentiger Konzentration gehen", betonte der Nationaltrainer im ORF-Interview.
Ähnlich äußerte sich ÖFB-Präsident Leo Windtner. "Es gibt bei einer Qualifikation keine leichte Gruppe. Unsere Gruppe ist sportlich machbar, wenn es uns gelingt, unser Potenzial abzurufen", sagte der Oberösterreicher und hofft auf die dritte EM-Teilnahme nach 2008 und 2016. "Das wäre für den österreichischen Fußball wieder ein gewaltiger Rückenwind."
Mit dem Weltranglisten-20. Polen erwischten die Österreicher (22.) den vermeintlich leichtesten Gegner aus Topf eins, der von einem alten Bekannten trainiert wird.
Polens Trainer spielte unter Foda
Jerzy Brzeczek war früher unter anderem beim FC Tirol, LASK, Stum Graz und FC Kärnten engagiert. Sein Amt trat der 47-Jährige im Sommer nach Polens WM-Out in der Gruppenphase an, im Herbst folgte für Robert Lewandowski und Co. der Abstieg aus der Nations-League-Liga-A, was jedoch angesichts der Gruppengegner Portugal und Italien nicht allzu überraschend kam.
ÖFB-Teamchef Foda hatte Brezcek als Sturm-Coach von 2002 bis 2003 unter seinen Fittichen und freut sich auf ein Wiedersehen. "Gestern sind wir noch mit der polnischen Delegation an einem Tisch gesessen und haben geflachst. Ich habe ihnen gesagt, wir spielen hundertprozentig gegen sie", berichtete Foda.
Herzog: "Geschichten, die der Fußball schreibt"
Auch ein Duell mit den von ÖFB-Rekordteamspieler Herzog betreuten Israelis (Weltranglisten-90.) hatte der Deutsche in der Vergangenheit mehrmals prophezeit.
"Solche Geschichten schreibt nur der Fußball", meinte Foda in diesem Zusammenhang. Der 52-Jährige hatte sich im Oktober 2017 im Rennen um den Teamchefposten unter anderem gegen Herzog durchgesetzt, was bei Letzterem einen gewissen Groll gegenüber Verbandschef Windtner auslöste.
Wenige Wochen davor hatte Willi Ruttensteiner den ÖFB nicht gerade im Guten verlassen - und ist nun Sportdirektor des israelischen Verbandes. Zudem fungiert Klaus Lindenberger mittlerweile nicht mehr als Tormanntrainer der österreichischen, sondern der israelischen Nationalmannschaft.
Österreich spielt nicht nur gegen Israel
Für Gesprächsstoff abseits des Rasens ist also gesorgt, doch Windtner wiegelte ab: "Natürlich stellt die Begegnung mit Israel eine Besonderheit dar, wiewohl wir sicherlich vermeiden werden, dass wir die gesamte Qualifikation nur auf diese Begegnung reduzieren."
Auch Herzog konzentriert sich auf Geschehnisse auf dem Rasen. "Es ist eine lustige Geschichte, aber wenn es zu den Spielen kommt, wird der nötige Ernst dabei sein", erklärte der frühere Teamchef-Assistent und U21-Coach des ÖFB im ORF.
Er habe sich über das Los sehr gefreut, berichtete Herzog. "Doch natürlich hat Österreich eine gute Mannschaft, die Favorit ist. Sie haben so viel Klasse, dass sie schon ein bisschen besser sind als wir."
Trotzdem sieht der Wiener generell für sein Team die Chance auf die erste EM-Teilnahme in der Geschichte Israels. "Wir haben eine Mannschaft, die jedem Gegner in der Gruppe gefährlich werden kann. Die Gruppe ist ausgeglichen, es hätte für jeden schwerer kommen können."
Mazedonien ist bereits in den EM-Play-offs
Das trifft auch für den Weltranglisten.-68. Mazedonien zu, dem im Falle eines Scheiterns in der Qualifikation eine Hintertür offenstehen würde. Die Auswahl aus dem Balkan-Staat hat nämlich ihre Nations-League-D-Gruppe gewonnen und damit einen Play-off-Platz in der Tasche.
Slowenien wiederum stieg als Nummer 62 des FIFA-Rankings aus der Nations League C ab, was der Stimmung in Österreichs südlichem Nachbarland nicht zuträglich war.
Erst vor wenigen Tagen übernahm der frühere GAK- und Spittal-Kicker Matjaz Kek die Betreuung der Nationalmannschaft, aus der Leipzig-Profi Kevin Kampl laut Medienberichten kürzlich zurückgetreten ist. Unter Kek schafften es die Slowenen 2010 zur WM.
Lettland feierte größten EM-Erfolg gegen Deutschland
Der größte Erfolg der Letten liegt schon länger zurück. Die Balten qualifizierten sich für die EURO 2004, wo sie Deutschland sensationell ein 0:0 abtrotzten. Die Nummer 132 der FIFA-Weltrangliste war wohl der unangenehmste Gegner, den Österreich aus dem sechsten und letzten Topf erwischen konnte.
Wann und wo es gegen Lettland und die übrigen Gegner geht, stand zunächst nicht fest - der genaue Spielplan sollte im Laufe des Sonntagnachmittages veröffentlicht werden.
Schon zuvor war fix, dass die ÖFB-Auswahl ihre Heimspiele im Juni und September nicht im Wiener Happel-Stadion austragen kann, weil Österreichs größte Arena zu diesen Zeitpunkten für andere Veranstaltungen benötigt wird. © APA
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