• Der Auftakt der deutschen Mannschaft bei der EM 2021 gegen Frankreich ist misslungen.
  • Die Aufstellung mit Joshua Kimmich auf der rechten Seite hat nicht so funktioniert, wie sich Löw das vorgestellt hat und kann so nicht bleiben, meint unser Kolumnist Olaf Thon.
  • Was jetzt wichtig ist: An der Rolle von Mats Hummels darf nach seinem Eigentor nicht gerüttelt werden!
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Olaf Thon dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Der Start der deutschen Mannschaft ging wie befürchtet daneben. Damit konnte man allerdings rechnen. Die Franzosen waren einfach besser.

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Man hat gesehen, dass die Aufstellung mit Kimmich auf der rechten Seite so nicht bleiben kann. Auch wenn ich selbst vor dem Spiel gesagt habe, dass man das gegen Frankreich schon machen kann. Aber nach der Niederlage ist es sicherlich besser, Kimmich in die Zentrale zu schicken, um da ihm gerecht zu werden und der Mannschaft mehr zu helfen. Emre Can, der reinkam und gleich für Impulse gesorgt hat, traue ich durchaus zu, auf der rechten Seite zu verteidigen. Es muss auf jeden Fall etwas geändert werden gegen Portugal.

Die Niederlage gegen Frankreich ist kein Weltuntergang, aber wie befürchtet, waren die Franzosen einfach brutal stark. Wir hatten viel Glück bei den Kontern, die Unterschiede in der Schnelligkeit, die wir da heute gesehen haben, waren zum Teil schon frappierend.

Löw muss Hummels jetzt den Rücken stärken

Woran jetzt jedoch nicht gerüttelt werden darf, ist die Rolle von Mats Hummels. Auch nicht nach seinem Eigentor. So ein Eigentor kann passieren, ich selbst habe auch zwei Eigentore in meiner Karriere gemacht. Hummels' Fehler war aber auch der Situation auf der rechten Seite geschuldet. Kimmich gab dort den französischen Spielern zu viel Raum, ist zu weit nach innen gerückt und dann wurde es über außen gefährlich. Der Pass nach links außen war sehr lange unterwegs, den hätte man früher stellen können.

Hummels braucht jetzt in jedem Fall, dass der Bundestrainer ganz klar zu ihm steht. Daran führt kein Weg vorbei. Dasselbe gilt übrigens für Thomas Müller. Er hat zwar nicht schlecht gespielt, Gefahr strahlte er jedoch auch keine aus.

Die beste Chance zum Ausgleich hatte Serge Gnabry, doch selbst wenn er getroffen hätte, bin ich davon überzeugt, dass Frankreich dann noch eins nachgelegt hätte. Ich hatte das Gefühl, wenn die Franzosen nochmal anziehen müssten, dann wären sie dazu absolut in der Lage.

Rüdigers Aktion war eine "Kontaktaufnahme"

Dass Antonio Rüdiger versucht hat, Paul Pogba "anzuknabbern", fand ich übrigens nicht schlimm. Das war eine Kontaktaufnahme, er hat nur mal geschnuppert. Ich weiß zwar nicht, was er da wollte, ob er an Mike Tyson [der einst Evander Holyfield ein Stück des Ohres abbiss; Anm.d.Red.] gedacht hat, aber im Fußball ist man manchmal in einer anderen Welt. Und dann macht man Dinge, die man im normalen Leben nicht machen würde.

Insgesamt waren die Deutschen vielleicht auch davon überrascht, wie sehr gerade auch die Künstler Pogba und Griezmann gefightet haben. Das ist Frankreich 2021. Die Kameradschaft in diesem Team ist offenbar doch viel besser, als das lange Zeit den Anschein hatte. Die Querelen von Mbappé und Benzema scheinen heißer gekocht worden zu sein, als sie tatsächlich waren. Und das schweißt dieses Team nun zusammen.

Für Deutschland ist trotzdem noch nicht alles verloren. Nachdem Frankreich in der ersten Halbzeit in Führung gegangen war, haben wir richtig gut gespielt.

Es fehlt ein Mittelstürmer

Für das nächste Spiel müssen wir mitnehmen, dass Kimmich in die Zentrale muss, Can auf die rechte Seite und dass wir weiter mit Hummels und Müller spielen.

Allerdings zeigt sich mal wieder, wenn die Brechstange nötig wäre, dann fehlt uns ein Kopfballspieler im Zentrum, ein wahrer Mittelstürmer. Den backen wir uns jetzt allerdings nicht mehr.

Dennoch glaube ich, dass die nächsten Spiele für uns einfacher werden, weil die Gegner ein bisschen schlechter werden.

Protokoll mit Olaf Thon von Sabrina Schäfer


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