Österreich hat an dem Achtelfinal-Aus bei der EM gegen die Türkei sicher noch lange zu knabbern, denn die Chance, bei dem Turnier weit zu kommen, war groß. Trotzdem bleiben Teamchef Ralf Rangnick positive Erkenntnisse, die für die Zukunft helfen können. Denn die nächsten Aufgaben warten bereits.
Ralf Rangnick wusste natürlich, wie groß die Chance war. Der Teamchef Österreichs war nach dem Achtelfinal-Aus bei der EM gegen die Türkei auf der Pressekonferenz zwar ruhig und gefasst, analysierte die Niederlage sachlich. Doch die Enttäuschung war ihm deutlich anzusehen. Er gewährte dabei einen Einblick in das Selbstverständnis, das sich in den vergangenen Wochen im Lager der Österreicher entwickelt hatte.
Das frühe EM-Aus hatte Österreich nicht auf dem Zettel
"Für uns war klar, dass die Reise noch länger weitergeht und wir uns in unserem Quartier in Berlin auf die nächsten Spiele vorbereiten", sagte
Denn das Aus war vermeidbar. Dabei verwies Rangnick auf das Testspiel im März, als man die Türkei 6:1 geschlagen hatte. Man habe mindestens so viele klare Torchancen wie beim Freundschaftsspiel im März gehabt, betonte er bei MagentaTV: "Der Unterschied war, dass wir sie damals gemacht haben und heute nicht", sagte Rangnick. 21:6 Torschüsse waren es am Abend des 2. Juli in Leipzig, 13 waren es bei dem besagten Testspiel. "Deswegen fühlt sich das im Moment noch sehr surreal, sehr grotesk an, dass wir nach so einer Leistung, vor allem in der zweiten Halbzeit, da waren es 45 Minuten Powerplay, am Ende die Heimreise antreten müssen", sagte er.
Türken mit viel Herz und Leidenschaft
Die Türken warfen zwei Tore nach Standardsituationen durch Merih Demiral, Kampf, Leidenschaft und defensive Qualität in ein Spiel auf Augenhöhe, das wild und intensiv, aber auch unterhaltsam war. "Wir mussten uns mit einer brutalen Power auseinandersetzen", räumte Abwehrmann Kaan Ayhan ein. "Wir haben nicht dem schönsten Fußball gespielt, aber wir haben unser Herz auf dem Platz gelassen. Deshalb müssen wir uns auch nicht schämen", sagte Ayhan.
Das müssen die Österreicher schon gar nicht, doch sie werden sich ärgern, dieses Aus wird nachhallen, in seiner Aufarbeitung extrem schmerzen. So eine Niederlage kann passieren, dafür ist es eine K.o.-Runde, da entscheiden Nuancen, da macht der Faktor Glück auch schon mal den Unterschied. Die Türken wuchsen während des Spiels an der Aufgabe, Österreich fand trotz des Chancen-Übergewichts nicht immer die richtige Lösung.
Einmalige Turnier-Konstellation
Das könnte man jetzt verarbeiten, analysieren und abhaken. Doch die Konstellation war für die Österreicher fast schon historisch einmalig. Im Viertelfinale wären die Niederlande, die man in der Vorrunde 3:2 schlagen konnte, der Gegner gewesen. In einem Halbfinale hätten dann England oder die Schweiz gewartet.
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Deutschland, Spanien, Frankreich und Portugal sind in dem für Österreich so günstigen Turnierbaum in der anderen Hälfte und wären erst in einem Finale der Gegner gewesen. Da entwickelt sich nicht nur ein neues Selbstverständnis, da darf man auch anfangen, zu träumen.
Bei den Österreichern stimmte bei der EM das Gesamt-Paket
"Von der Konstellation her waren sie nie so nah dran, weit zu kommen, wie hier bei diesem Turnier", sagte Ex-Nationalspieler
"Es ist keine normale Niederlage, es ist eine richtig bittere Niederlage, weil sie große Aussichten hatten auf was richtig Großes hier bei der EURO", so Ballack weiter. "Die Chancen kommen eben nicht so oft. Da muss vieles passen. Doch so ist der Fußball und das wird, wenn es einmal realisiert wird, richtig wehtun."
Rangnick betonte, dass man "jede Menge mitnehmen" könne. "Ich glaube, dass alle vier Spiele von uns mit den höchsten Unterhaltungswert hatten. Das waren vier mega unterhaltsame Spiele, mega intensiv. Da gab es andere Spiele, die ich gesehen habe, wo ich vor dem Fernseher Mühe hatte, mich wach zu halten", sagte der 66-Jährige. Dafür kann sich Österreich nichts kaufen, ist aber ein Versprechen für die Zukunft.
Nach 28 Jahren endlich wieder zu einer WM
Rangnick wagte trotz der Enttäuschung dann auch schon mal einen Blick nach vorne, denn das Turnier macht Mut, wenn Mannschaft und Trainer die richtigen Schlüsse aus dem Aus ziehen können. In der Nations League trifft Österreich ab September auf Norwegen, Slowenien und Kasachstan. Ab März 2025 geht es in der Qualifikation für die WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada weiter. "Wenn wir so spielen, wie wir jetzt diese vier Spiele gespielt haben, haben wir auch sehr gute Chancen, uns für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren", sagte Rangnick. Wieder so eine historische Möglichkeit. Denn die WM-Quali gelang zuletzt 1998.
Verwendete Quellen
- Übertragung MagentaTV
- Pressekonferenz
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