Top-Stürmer Barnabas Varga vom deutschen Gruppengegner Ungarn hat eine ungewöhnliche Karriere hingelegt. Er spielte unterklassigen Fußball und musste sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten, ehe er von seinem Berater entdeckt wurde.

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Die deutsche Nationalmannschaft wird Barnabas Varga im Auge behalten müssen, wenn sie im zweiten Gruppenspiel (Mittwoch, 18 Uhr, Live bei uns im Ticker) auf die Nationalmannschaft von Ungarn trifft. Der 29-jährige Stürmer hat zwar erst zwölf Länderspiele bestritten, schoss aber bereits sieben Tore.

Auch bei der 1:3-Niederlage gegen die Schweiz gelang ihm der einzige Treffer seiner Mannschaft. "In der ersten Halbzeit haben wir nicht gut gespielt, haben an Tempo verloren und wurden leicht überspielt. Die zweite Halbzeit sah besser aus und wir hatten unsere Chancen. Darauf müssen wir aufbauen", sagte er danach mit Blick in Richtung des Spiels gegen Deutschland.

Dass der Torjäger überhaupt an einer Europameisterschaft teilnimmt, gleicht einem Fußball-Märchen. Im Gegensatz zu anderen ungarischen Top-Stars wie zum Beispiel Dominik Szoboszlai, der bereits in der Jugend als Ausnahmetalent galt und alle U-Nationalmannschaften durchlief, musste sich Varga von der 5. Liga in Österreich hocharbeiten.

Mit dem Fahrrad zum Training nach Österreich

Varga war kein Weg zu weit, um sich als Fußballspieler weiterentwickeln zu können. Weil sein Talent in Ungarn nicht erkannt wurde, versuchte er in Österreich sein Glück – per Fahrrad. Seine Heimatstadt Szombathely befindet sich nahe der österreichischen Grenze, sodass sich der damals 16-Jährige dem österreichischen Amateurverein SV Eberau anschloss und zu jedem Training rund eine Stunde dorthin radelte.

Allzu erfolgreich lief es dort jedoch nicht für ihn. Er konnte zwar in der A-Mannschaft spielen, stieg aber gleich in seiner ersten Saison mit Eberau in die 5. österreichische Liga ab. Der Traum vom Profifußball lag in weiter Ferne. Geld verdienen konnte er mit Fußball nicht. Zeitweise jobbte er im Weinbau und bei einer Firma für Garagentore.

Nach dem Wiederaufstieg in die 4. Liga gelang ihm regelmäßig eine zweistellige Anzahl an Toren für Eberau. Im Sommer 2016, kurz vor seinem 22. Geburtstag, wechselte er zum SV Mattersburg, der damals in der österreichischen Bundesliga spielte. Varga war zwar für die 2. Mannschaft aus der viertklassigen Burgenlandliga vorgesehen, wurde bei einem personellen Engpass aber in die 1. Mannschaft befördert.

Berater wunderte sich, "dass niemand das Potenzial sah"

Dadurch wurde Péter Paunoch, der noch heute sein Berater ist, auf ihn aufmerksam. "In Mattersburg gab es viele verletzte Stürmer und er wurde in die erste Mannschaft geschickt. Er spielte gegen Salzburg, die sich in Österreich sehr abheben. Ich war erstaunt, dass niemand das Potenzial in ihm sah", erzählte der Berater in einem Interview mit dem ungarischen Fußball-Portal "nb1.hu".

Es gelang Varga damals noch nicht, sich in der österreichischen Bundesliga zu etablieren. Im Januar 2019 wurde er in die 2. Österreichische Liga zum SV Lafnitz geschickt. Paunoch behielt ihn weiter im Auge.

"Wir haben uns nach einem Spiel zusammengesetzt und mir war klar, dass in ihm viel mehr steckt, als in der zweiten und dritten österreichischen Liga zu spielen", erinnert er sich. "Er spielte Woche für Woche, aber er wurde von den österreichischen Teams einfach nicht wahrgenommen. Dabei war er im besten Alter."

Nach neuneinhalb Jahren in Österreich kehrte Varga im Januar 2020 nach Ungarn zurück und wechselte zum Zweitligisten Gyirmót SE. Erst von diesem Zeitpunkt an nahm seine Karriere so richtig an Fahrt auf. Mit zwölf Saisontoren schoss er seine Mannschaft zum Aufstieg, legte in der Saison darauf mit 13 Treffern nach.

Im Sommer 2022 erfolgte innerhalb der ungarischen Liga der Wechsel zum Paksi FC, ein Jahr später zum ungarischen Rekordmeister Ferencváros Budapest. Dort wurde er nun zum zweiten Mal in Folge Torschützenkönig, außerdem erstmals ungarischer Meister.

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Angebote aus China für Nationalmannschaft abgelehnt

Lukrative Angebote aus dem ferneren Osten widerstand er bislang, weil ihm die Nationalmannschaft wichtiger war. "Ein starkes Interesse kam aus Asien, das nicht unbedingt zu den Zielmärkten in unseren Plänen gehörte. Vor allem wegen der Nationalmannschaft, denn wenn er nach Südkorea oder China wechselt, hätte Marco Rossi (der Nationaltrainer, Anm.d.Red.) ihn etwas aus den Augen verloren", erklärte der Berater.

Im März 2023 debütierte Varga für die Nationalmannschaft von Ungarn. Ob er so einen steilen Aufstieg für möglich gehalten hätte? "Ich hatte nie einen langfristigen Plan, sondern mir immer nur Ziele gesetzt, die ich auch in absehbarer Zeit erreichen konnte", wird er vom "kicker" zitiert. "Als ich noch in der 5. österreichischen Liga gespielt habe, war mein Ziel die 4. Liga. Als ich dann in Ungarn für Gyirmot in der 2. Liga spielte, hieß das Ziel Aufstieg." Jetzt aber hätte er "das Gefühl, dass ich in einer anderen Welt bin."

Vor allem ist er ein wichtiger Bestandteil der Nationalmannschaft. "Ich weiß, dass sie ihn vom ersten Moment an gut aufgenommen haben", erzählt sein Berater. "Natürlich war er auch effektiv und half der Nationalmannschaft mit seinen Toren. Das macht die Integration einfacher und schneller. Aber er ist jemand, der überall gut hineinpasst."

Wechsel in eine Top-Liga nicht ausgeschlossen

Ob er sich mit einer starken EM für einen Wechsel in eine Top-Liga empfehlen kann? "Ich weiß, dass ich längst aus dem Alter eines Talents raus bin. Aber vielleicht kann ich eines Tages doch ins Ausland wechseln", sagte er selber.

Auch sein Berater hält das für möglich. "Wenn man darüber nachdenkt, welche Spieler in den Top-Teams der Top-Ligen sind und wie alt sie sind, kann man sehen, dass das kein Problem ist. Das hat sich geändert. Die meisten dominanten Stürmer sind über 30 Jahre alt." Dennoch bedauert der Berater eine Sache zutiefst: "Dass wir uns nicht etwas früher kennengelernt haben."

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