Mit einem lockeren 3:0-Sieg gegen die Slowakei hat Deutschland das Viertelfinale der EM 2016 erreicht. Beim klaren Erfolg durfte sogar einer mitmischen, den viele bereits abgeschrieben hatten: Lukas Podolski. Wie kam es plötzlich dazu?

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Das Spiel ist längst entschieden, als Lukas Podolski die letzten Anweisungen von Co-Trainer Thomas Schneider erhält. Seite für Seite gehen sie die Taktikzettel durch, Schneider gibt "Poldi" die letzten Instruktionen. Wenige Augenblicke später ist es dann so weit: Unter großem Jubel der deutschen Anhänger wird Podolski eingewechselt.

Der 31-Jährige kommt beim 3:0-Erfolg gegen die Slowakei beim Stande von 3:0 in der 72. Minute für den starken Julian Draxler ins Spiel. Auf seiner linken Offensivseite darf er zeigen, warum sich Bundestrainer Joachim Löw - trotz einiger kritischer Stimmen - für den Galatasaray-Spieler im 23-Mann-Kader entschieden hat.

Podolski spielt zwar nur rund 20 Minuten, zeigt in dieser kurzen Zeit aber eine ansprechende Leistung. Mit seinen scharfen und mit viel Schnitt getretenen Flanken sorgt er in Ansätzen für Gefahr vor dem slowakischen Tor. Dennoch stellen sich viele Fans die Frage: Warum spielt Podolski?

Der Offensivspieler hatte sich selbst zuvor zwar massiv gegen das Vorurteil gewehrt, lediglich als "Maskottchen" bzw. "Gute-Laune-Onkel" für die EM nominiert worden zu sein. Doch seine kultige Reaktion auf Joachim Löws "Hosengate", als er trocken sagte, dass sich 80 Prozent der Männer an den Eiern kraulen würden, war bis zum Slowakei-Spiel das einzig nennenswerte Highlight des 31-Jährigen.

Podolski lässt sich von DFB-Fans feiern

Und auch nach Abpfiff der Partie tut Podolski wenig dafür, den Ruf des "Maskottchens" loszuwerden. Kurz nach dem Schlusspfiff geht er zu den deutschen Fans, posiert für zahlreiche "Selfies" und klatscht die DFB-Anhänger nach und nach ab.

Die Einwechslung Podolskis war ein interessanter Fingerzeig des Bundestrainers. Löw hätte ebenso den gegen die Nordiren noch startenden Mario Götze bringen können. Oder André Schürrle, der ebenfalls auf der linken Offensivseite zu Hause ist. Auch Leroy Sané, den viele Fans und Experten gerne sehen würden, wäre eine interessante Option gewesen.

Doch Löw entschied sich für "Poldi" - und das sicherlich nicht nur als Dankeschön dafür, dass Podolski seine Reservistenrolle stets gut gelaunt hinnimmt. Der Routinier ist ein komplett anderer Spielertyp als Draxler, Schürrle, Götze oder Sané. Er ist nicht der klassische Dribbler mit der ganz feinen Technik. Podolski geht den direkten Weg, ist sich für kein Eins-gegen-eins zu schade, hilft auch defensiv aus. Er kann präzise und scharf getretene Flanken schlagen, sucht immer den direkten Weg zum Tor und hat, was oftmals übersehen wird, seinen Torjägerinstinkt immer noch nicht verloren.

Für seinen Klub Galatasaray netzte "Poldi" in dieser Saison in 30 Ligaspielen 13 Mal ein. In der Nationalelf kommt der gebürtige Pole auf 48 Tore in 129 Spielen. Podolski hat durchaus noch sportlichen Wert - wenngleich dieser bei weitem nicht mehr so hoch ist wie noch vor fünf, sechs Jahren.

Daher ist es recht wahrscheinlich, dass sein Einsatz gegen die Slowakei für Podolski der letzte in diesem Turnier gewesen ist. Nach Draxlers Gala ist die linke Bahn vorerst durch den Wolfsburger blockiert. Mit Götze und Schürrle hat Löw zwei Spieler in der Hinterhand, denen er in der Vergangenheit deutlich häufiger das Vertrauen schenkte als Podolski.

Den Spaß wird sich "Poldi" dadurch aber ganz sicher nicht verderben lassen. (tfr)

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