Nach seinem Eigentor gegen Österreich meldet sich der Dortmunder Donyell malen im Achtelfinal-Duell der Niederländer gegen Rumänien als Top-Joker und Matchwinner zurück. Der Sieg des Europameisters von 1988 aber hängt lange am seidenen Faden.
Bei der Party in Orange waren Cody Gakpo und Doppelpacker Donyell Malen die gefeierten Helden. Mit einem Offensiv-Spektakel sondergleichen sorgten die wie entfesselt aufspielenden Niederländer für ausgelassene Stimmung bei ihrem Anhang und schürten schlagartig die Hoffnung auf den Traum von einem zweiten EM-Titel in Deutschland. Rumänien war beim 3:0 (1:0) der Elftal noch gut bedient, nur ein schier unglaublicher Chancenwucher der Mannschaft von Bondscoach Ronald Koeman verhinderte ein völliges Debakel.
"Wir haben ein gutes Spiel hingelegt und eine gute Reaktion gezeigt", sagte Gakpo nach seinem dritten EM-Tor: "Nach dem letzten Spiel brauchten wir diese Reaktion, es war ein Schritt in die richtige Richtung. Wir freuen uns sehr über den Sieg, wir haben gut gespielt." Von einem "wunderschönen Abend für Ronald Koeman" schrieb die Zeitung De Telegraaf und meinte gar: "Der Sieg fiel angesichts des Spielverlaufs viel zu niedrig aus".
Gakpo (18.) sorgte für die frühe Führung, doch dann vergaben die Niederländer eine Reihe guter Möglichkeiten. Erst Malen (83., 90.+3) von Borussia Dortmund beseitigte mit seinen Treffern alle Zweifel. Die rund 10.000 niederländischen Fans feierten ihre Mannschaft mit einer La Ola vor der Kurve. Auch die Rumänen holten sich Applaus von ihren Anhängern ab.
Den Niederländern winkt die Revanche gegen Österreich
Unter der weitgehend souveränen Leitung von Schiedsrichters Felix Zwayer drehte Oranje nach einer stürmischen Anfangsviertelstunde der Rumänen mit einem Mal auf und spielte sich phasenweise in einen Rausch. Für die Niederländer geht die Reise nun von München, wo sie vor 36 Jahren im Olympiastadion Russland im EM-Finale besiegt hatten (2:0), weiter nach Berlin - Gegner ist dort am 6. Juli (21:00 Uhr) wie schon in der Vorrunde Österreich oder die Türkei.
Die Niederländer waren durch die Vorrunde gestolpert, nach einem 2:3 im Spiel gegen Österreich hatten sie nur Rang drei hinter der Mannschaft von Ralf Rangnick und den ebenfalls wenig überzeugenden Franzosen belegt. Ihre EM-Bilanz sprach auch nicht für sie: Zuletzt waren sie 2008 in das Viertelfinale eingezogen. Und zunächst kamen sie auch gegen die Rumänen erst mal arg ins Schwimmen.
Rumänien vergießt früh Blut
Die "Tricolorii" begann mutig und frech, und vergoss dabei Blut. Ianis Hagi, Sohn der Ikone Gheorghe Hagi, trug nach einem Zusammenprall mit Denzel Dumfries bereits nach vier Minuten einen Kopfverband - eine Art optischer Beweis, dass er und seine Mitspieler sich gewiss nicht schonen wollten. Trainer Eduard Iordanescu, Sohn des legendären Coaches Anghel Iordanescu, trieb seine Mannschaft mit nicht weniger Leidenschaft an.
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Bondscoach Ronald Koeman dagegen sah beinahe regungslos zu, wie die Elftal in einen munteren Schlagabtausch und durch Denis Dragus und Dennis Man innerhalb von wenigen Sekunden (14.) sogar fast in Rückstand geriet. Doch kaum hatten Oranje die rumänische Anfangsoffensive überstanden, schlug Gakpo zu. Er profitierte bei seinem Treffer von einem Stellungsfehler von Torhüter Florin Nita.
Die Niederlande übernehmen mit dem ersten Tor die Spiel-Kontrolle
Der Treffer beruhigte die Elftal, sie gewann Sicherheit und die Kontrolle - und erspielte sich weitere Chancen über Chancen: Radu Dragusin etwa rettete in höchster Not vor Memphis Depay (31.) - eingeleitet hatte auch diese Aktion der herausragende Tijjani Reijnders von der AC Mailand.
Die Rumänen hatten offensichtlich darauf gesetzt, früh einen Treffer zu erzielen und sich dann aufs Kontern zu verlegen. Das Gegentor warf ihren Plan allerdings über den Haufen. Die Männer in Gelb kamen kaum noch aus ihrer eigenen Hälfte, weil die wie entfesselte Elftal auf ein zweites Tor drängte - aber auch durch zu viel Verspieltheit nicht nachlegen konnte.
Chancenwucher in Orange
Chancen hatten die Niederländer in Hülle in Fülle. Etwa Xavi Simons von RB Leipzig (44.). Oder Depay (54.). Oder Virgil van Dijk, der nur den Pfosten traf (58.). Oder Gakpo nach einem Spurt über fast das gesamte Feld (62.). Oder der eingewechselte Joey Veerman (72.). Einen Treffer von Gakpo nahm VAR Bastian Dankert wegen Abseits zurück (63.). Und so musste die Elftal bis fast zum Ende auch ein bisschen zittern - ehe Malen seiner Jokerrolle gerecht wurde. (sid/hau)
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