Der Halbfinalsieg im DFB-Pokal beim FC Bayern gibt Borussia Dortmund an nur einem Abend das verloren gegangene Selbstverständnis zurück. Es ist die Chance, eine lange verkorkste Saison zu einer erfolgreichen zu machen. Spieler und Sportdirektor Michael Zorc geben ambitionierte Parolen aus - und denken dabei vor allem an Jürgen Klopp.
BVB-Präsident Reinhard Rauball wurde im Gespräch mit diesem Portal emotional: "Sie wissen nicht, was das für die Menschen in unserer Region bedeutet. Unsere Region, das ist Borussia Dortmund!" Der 68-Jährige bekam nach dem spektakulären Sieg seiner Mannschaft im Halbfinale des DFB-Pokals beim FC Bayern feuchte Augen: "Ich glaube, jetzt würden am liebsten 100.000 BVB-Fans mit nach Berlin fahren." Es war eine Mischung aus Erleichterung und unbändigem Stolz. "Natürlich geht es auch um den Trainer", sagte er. Um Jürgen Klopp.
"Der Traum lebt weiter"
Der 47-jährige Starcoach schritt mit breitem Grinsen durch die Katakomben der Münchner Allianz Arena. Immer wieder biss er sich dabei auf die Zähne, presste ein energisches "Ja!" zwischen den Lippen hervor. Die wartenden Journalisten klatschte er einzeln mit dem für ihn typischen Handschlag ab. Als sei nach Monaten der Niederlagen die ganze Energie an nur einem Abend in ihn zurückgekehrt. Nicht nur in ihn. Der BVB kämpfte sich ausgerechnet beim großen Rivalen sein verloren gegangenes Selbstverständnis zurück. "Jetzt haben wir die Möglichkeit, in einer Saison einen Titel zu gewinnen, die für uns alles andere als gut und erfreulich lief", meinte Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit diesem Portal und dachte dabei an Kumpel
Die Fahrten der Mannschaft nach Titelgewinnen ins Zentrum der Dortmunder Innenstadt gelten als legendär. Klopp, so heißt es, wünsche sich nichts sehnlicher zu seinem Abschied im Sommer. "Wir haben alle das Ziel, das jetzt zu schaffen, für den Trainer, aber auch für uns. Es ist logisch, dass wir eine solch' grandiose Zeit nicht mit Platz zehn oder sowas abschließen wollen", betonte Mats Hummels im Gespräch mit diesem Portal. "Jetzt haben wir auch die Chance, in der Liga was Außergewöhnliches zu schaffen. Das wäre etwas, was man nicht mehr von diesem Jahr erwartet hätte." Der Weltmeister meinte mindestens den siebten Platz, der schon vor dem DFB-Pokal-Finale in Berlin mit der Qualifikation für die Europa League gleichbedeutend wäre. "Durch die Art des Ausscheidens in der Champions League und die schlechte Ligasaison hatten wir einen Imageverlust. Den können wir mit einem möglichen Pokalsieg und zumindest mit diesem Halbfinalsieg in München wieder aufpolieren", sagte der 26-Jährige. Was hatte es an Unruhe rund um den Klub in den vergangenen Wochen gegeben. Auch wegen seiner Person. Hummels deutete nach der enttäuschend verlaufenen Spielzeit einen möglichen Abgang im Sommer an. Zwischenzeitlich wurde kolportiert, dass sich Nationalspieler Ilkay Gündogan bereits mit Manchester United einig sei. Und in all diese Spekulationen platzte die Aussage Klopps, dass es ein anderer Trainer jetzt vielleicht besser könne als er selbst. Der BVB taumelte.
"Wir müssen in die Europa League"
In München kämpfte sich Dortmund jetzt zurück. Die Parolen fielen entsprechend aus. Angesprochen auf die von Vereinsboss Hans-Joachim Watzke geschätzten Mehreinnahmen durch die Europa League in Höhe von 30 Millionen Euro meinte Zorc: "Für uns ist es wichtig, dass wir am Ende in der Liga Siebter werden. Wir müssen in die Europa League." Weltmeister Erik Durm ergänzte, der BVB müsse jetzt alle vier in der Bundesligasaison verbleibenden Spiele gewinnen. "Das haben wir drauf, mit diesem Kader sowieso." Zum zurückgewonnenen Selbstverständnis gehörte auch, dass die Dortmunder trotz aller Münchner Patzer vom Elfmeterpunkt die eigene Klasse hervorhoben. "Ab der 60. Minute haben wir komplett zu unserem Spiel gefunden. Da haben wir das gespielt, was die Fans gerne sehen, einen leidenschaftlichen Pokalfight", sagte Hummels. Was er konkret meinte: Gut Fußball zu spielen, erklärte er simpel. "Wer das nicht tut, hat keine Chance, weil die Bayern einen sonst erdrücken. Dann haben sie 80 bis 90 Minuten lang den Ball und man läuft nur hinterher", erzählte er. "Wir haben die Schnittstellen zwischen Abwehr und Mittelfeld gefunden. Und Micky hat Tempo ins Spiel gebracht."
So, wie es Klopp ihnen in der Kabine nach dem 0:1-Rückstand in der Pause mit auf den Weg gegeben hatte. Auch vor dem Elfmeterschießen gab er noch mal ganz den Motivator. Immer wieder senkte sich seine gelbe Schildmütze im Pulk der Dortmunder Spieler energisch, als er eindringlich auf sie einredete. Das entschlossene Brüllen der Spieler nach seiner Ansprache war in der stimmungsgeladenen Arena bis auf die Tribünen zu hören. Durm brachte nach dem Spiel auf den Punkt, was in diesem Moment wohl alle dachten. "Wir wollen dem Trainer einen richtig geilen Abschied ermöglichen. Das hat er verdient nach sieben tollen Jahren."
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