Der Weltmeister steht unter Druck: Nach der 0:2-Niederlage in Polen darf sich die deutsche Nationalmannschaft gegen Irland keinen weiteren Ausrutscher erlauben. Zwar war der Auftritt in Warschau keineswegs schlecht. Dennoch gibt es einige Stellschrauben, an denen Bundestrainer Joachim Löw vor dem Duell mit den kampfstarken Insel-Kickern drehen muss.

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In Polen mit 0:2 verloren. Nur noch Vierter in der Gruppe D. Die Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich ist zwar noch nicht in Gefahr, doch der Weltmeister ist gegen Irland (20:45 Uhr, live bei RTL und bei uns im Liveticker) gefordert. Wird das Duell mit den Iren nicht gewonnen, droht das große Zittern. Damit es so weit gar nicht erst kommt, müssen Joachim Löw und seine Mannschaft heute Abend folgende Dinge beachten:

1. Zielstrebiger vor dem gegnerischen Tor sein

Die deutsche Elf hat zwar in Polen verloren, war aber über 90 Minuten lang die dominante Mannschaft. 28:5 Torschüsse, fast 70 Prozent Ballbesitz - eigentlich starke Werte. Dennoch ging der Weltmeister als Verlierer vom Platz. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Das DFB-Team kombinierte sich zwar immer wieder sehenswert vor das gegnerische Tor, starb aber zu häufig in Schönheit. Es fehlte ein Stoßstürmer wie der zurückgetretene Miroslav Klose oder der verschmähte Stefan Kießling, der den Ball irgendwie - gerne auch hässlich und plump - über die Linie drückt. Ganz anders agierten die Gastgeber. Zweimal kamen Robert Lewandowski und Co. wirklich gefährlich vors Tor, und zweimal klingelte es im Kasten von Manuel Neuer. In Sachen Effektivität muss die DFB-Elf gegen Irland zulegen.

2. Sich nicht nur auf den bewährten Stärken ausruhen

Dass das deutsche Team in seiner Gruppe fußballerisch jedem seiner Gegner überlegen ist, ist kein Geheimnis. Doch Polen, Irland und Co. sind wie bereits erwähnt nicht nur mit Schönspielerei zu knacken. Führen die zahlreichen Kombinationen am gegnerischen Strafraum nicht zum Erfolg, müssen es Jogis Jungs auch mal mit brachialeren Mitteln versuchen: beispielsweise mit Distanzschüssen. Toni Kroos, dessen Schusstechnik weltweit kaum jemand übertrifft, wäre dafür prädestiniert. Und wenn aus dem Distanzversuch nur eine Ecke entspringt, auch gut. Denn Standards sind spätestens seit der WM 2014 wieder eine der großen Stärken der deutschen Elf.

3. Nicht ins offene Messer laufen

Hinten dicht machen, dann den Ball lang nach vorne hauen und hoffen, dass irgendwann mal einer reingeht. So in etwa war die Taktik der polnischen Mannschaft gegen den Weltmeister - und so dürften auch die Iren heute Abend agieren. Die deutsche Mannschaft wird sich erst durch zwei Viererketten quälen müssen, um in den gegnerischen Strafraum zu kommen. Dabei ist es wichtig, die Geduld nicht zu verlieren. Ins offene Messer, wie vor dem 0:1-Gegentor gegen Polen, darf die deutsche Elf nicht rennen. Zumal mit Robbie Keane der beste Spieler des Gegners in vorderster Front steht und auf Konterchancen lauert. Anders als gegen Polen muss aus deutscher Sicht dann das Umschaltspiel von Offensive auf Defensive deutlich besser funktionieren.

4. Die linke Seite muss sich steigern

Es war ein gewagtes Experiment von Jogi Löw: Der DFB-Coach vertraute auf der rechten Seite Verteidiger Antonio Rüdiger (bis dahin zwei Einsätze) und Neuling Karim Bellarabi - trotz der Niederlage mit vollem Erfolg. Vor allem Bellarabi wusste zu überzeugen, leitete zahlreiche Chancen ein und erkämpfte sich auch in der Defensive viele Bälle zurück.

Enttäuschend waren indes die Leistungen auf der linken deutschen Seite. Mittelfeldspieler Andre Schürrle strahlte viel zu selten Torgefahr aus und half defensiv - wie beim 0:1-Gegentreffer - zu selten aus. Auch Linksverteidiger Erik Durm erwischte einen ganz schwachen Tag: nicht nur, dass er den 1:1-Ausgleich mit einem harmlosen Schüsschen vergab. Auch an beiden Gegentoren war er mit unglücklichen Verteidigungsaktionen beteiligt. Während Schürrle wegen einer Grippe für das Irland-Spiel passen muss, wird Löw aufgrund mangelnder Alternativen erneut auf Durm setzen. Dann steht der 22-Jährige in der Bringschuld.

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